Denn seit 2011 hat die Branche fleißig nachreserviert: 87 Milliarden Euro liegen derzeit in der Zinszusatzreserve. Bei Fortschreiben des aktuellen Zinsniveaus müsste die Branche allerdings bis 2027 eine Reserve von knapp 130 Mrd. Euro aufbauen, um alle bisherigen Garantien zu bedienen. Die Experten von Assekurata weisen in diesem Kontext darauf hin, dass es große bestandsindividuelle Unterschiede zwischen den Unternehmen gibt.

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Auch auf Kapitalanlagerenditen hat die Zinszusatzreserve Auswirkungen: Durch Auflösung von Bewertungsreserven zur ZZR-Finanzierung gehen Nettoverzinsung und laufende Durchschnittsverzinsung deutlich auseinander. Während die laufende Durchschnittsverzinsung bei 2,70 Prozent in 2020 liegt, liegt die Nettoverzinsung bereits bei 3,90 Prozent.

Branchen-Rohüberschuss speist sich immer mehr aus Risiko-Ergebnis

Die Zinszusatzreserve wird die Kapitalanlage in den kommenden Jahren weiter beanspruchen. Schon jetzt hat de Sicherheitspuffer für Altgarantien auffallende Auswirkungen auf die Ergebnisstruktur beim Branchen-Rohüberschuss, wie die Experten von Assekurata darlegen: Ergebnisquellen haben sich aufgrund der Zinszusatzreserve deutlich verschoben.

Zwischen 2010 und 2014 steuerte das Risikogeschäft einen Betrag von 7,2 Prozent der gebuchten Bruttoprämien zum Rohüberschuss bei und die Kapitalanlage einen Betrag von 8,9 Prozent der gebuchten Bruttoprämien. Zwischen 2015 und 2019 hingegen steuerte das Risiko- und damit Prämiengeschäft einen Betrag von 8,2 Prozent der gebuchten Bruttoprämien zum Rohüberschuss bei und die Kapitalanlage nur noch einen Betrag von 4,6 Prozent.

Wichtigste Ergebnisquelle für den Rohüberschuss ist also mittlerweile das Risikogeschäft, während große Teile der Kapitalanlage in die Zinszusatzreserve fließen. Auch sinkt der anteilige Branchen-Rohüberschuss insgesamt. Zwischen 2010 und 2014 lag er bei einem Betrag von 15,7 Prozent der gebuchten Bruttoprämien. In den darauffolgenden Jahren 2015 bis 2019 allerdings brachte es der Rohüberschuss nur noch auf einen Betrag von 12,2 Prozent der gebuchten Bruttoprämien.

Andererseits floß zwischen 2010 und 2014 ein Betrag in Höhe von durchschnittlich fünf Prozent der gebuchten Bruttoprämien in die Zinszusatzreserve. Zwischen 2015 und 2019 hingegen floss ein Betrag von durchschnittlich 12,5 Prozent der gebuchten Bruttoprämien in die ZZR.

Absinken des Höchstrechnungszins: Ende der klassischen Lebensversicherung?

Überhaupt wird es zum Produktwechsel in der Lebensversicherung kommen müssen – und zwar aufgrund des Absinkens des Höchstrechnungszinses auf 0,25 Prozent ab 2022. Warum dies so ist, veranschaulichen die Experten von Assekurata an einer Modellrechnung.

Für eine Lebensversicherung mit marktüblichen Kosten nämlich – Monatsbeitrag 200 Euro, Laufzeit 30 Jahre, eine Beitragssumme von 72.000 Euro – könnte bei diesem Höchstrechnungszins schon ein Beitragserhalt nicht mehr garantiert werden.

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Mindestens 0,77 Prozent wären nötig, um die eingezahlten Gelder zu garantieren. Die Experten schlussfolgern in ihrem Marktausblick: Tarife mit Garantie auf vollständigen Beitragserhalt sind ein Auslaufmodell. Die Landschaft der Lebensversicherungen wird sich ab 2022 noch mehr ändern, als sie es eh schon tut.

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