Als Vorbild für die Riester-Alternativen werden in der Regel die Staatsfonds in Schweden oder Norwegen genannt. Die glänzen mit extrem niedrigen Kosten: auch, weil sie wenig für Vertrieb, Werbekampagnen und Verwaltung zahlen müssen.

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Ganze 0,07 Prozent des verwalteten Kapitals muss die schwedische Rentenagentur in die Verwaltung ihres Kapitalstocks stecken, für die Verwaltung der Fonds geben die Bürger 0,23 Prozent des Kapitals aus: ein Bruchteil der hiesigen Riesterkosten. Auch deshalb, weil das Geld einfach per Opt-out über den Arbeitgeber eingesammelt wird und jeder mitmacht, wenn er nicht explizit widerspricht: Die Rentenkasse behält einfach einen Teil vom Lohn automatisch ein. Dennoch haben die Bürger Wahloptionen. Ihnen stellt der Staatsfonds in Schweden mehr als 800 Anlageprodukte an der Börse zur Verfügung, gewichtet nach verschiedenen Risiken.

Nachhaltigkeit als Faktor der Geldanlage

Ein weiterer Grund spricht für solch einen Staatsfonds: Thema Nachhaltigkeit. Zwar hat auch die private Versicherungswirtschaft den Trend erkannt. Die Allianz als Marktführer richtet etwa ihr Investment nach und nach stärker auf ökologische und soziale Kriterien aus.

Das Umdenken der Versicherer ist aber ein sehr zäher und langwieriger Prozess: So will die Allianz zum Beispiel bis 2050 „klimaneutral“ werden und die Gelder entsprechend anlegen. Ein Grund ist auch, dass die Versicherer viele Papiere mit langer Laufzeit halten, von denen man sich nicht trennen kann, ohne Nachteile zu erleiden. Dennoch investieren weiter viele Anbieter in zweifelhafte Anlagen, die etwa Streumunition, Spekulation mit Lebensmitteln oder Kinderarbeit beinhalten. Zudem treten deutsche Versicherer auch als Rückversicherer für fragwürdige Projekte in Erscheinung - etwa Staudammbauten im Amazonas, für die Indigene enteignet, vertrieben oder gar ermordet werden.

Einem neu gegründeten Staatsfonds könnte es weit schneller gelingen, die Geldanlage nach ethischen, ökologischen und sozialen Kriterien auszurichten. Vorausgesetzt natürlich, die Politik ist gewillt dazu. Das zeigt etwa der Government Pension Fund in Norwegen. Wie Manager Yngve Slyngstad der "Zeit" berichtet, hat das norwegische Parlament vorgegeben, dass der Fonds nicht in Waffen, Tabak und Kohle sein Geld investieren darf. Ein Ethikrat wacht zusätzlich über die Investments. Erst kürzlich trennte sich der Staatsfonds von 200 Firmen — unter anderem Palmöl-Verarbeiter, die den Regenwald abholzen.

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Ob dieser Erfahrungen aus anderen Ländern muss der privaten Finanzbranche vor einem solchen Staatsfonds bange sein. Möglichen Nachteilen stehen auch viele Vorteile entgegen, die das Altersvorsorge-Geschäft der Gesellschaften deutlich schwächen könnten. Nicht nur mit Blick auf Riester-Policen, sondern nahezu auf die gesamte Palette an privaten Altersvorsorge-Angeboten. Man kann Lobbyverbänden wohl kaum vorwerfen, dass sie die Interessen ihrer Unternehmen vertreten. Fehlende Selbstkritik aber dort, wo sie notwendig wäre, schon.

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