Das Thema Run-Off ist spätestens seit dem Verkauf der Generali Leben an den Run-Off-Spezialisten Viridium in aller Munde. Im Rahmen der Übernahme wechselten immerhin rund vier Millionen Verträge ihren Besitzer. Dabei ist das Unternehmen aus Neu-Isenburg nicht alleine auf dem Markt. Ebenfalls als aktiver Abwickler tritt die Frankfurter Leben auf. Der Run-Off-Versicherer hatte 2018 mit der Pro bAV Pensionskasse AG und der Prudentia Pensionskasse gleich zwei Unternehmen gekauft. Zuvor hatte das Unternehmen, das im Eigentum des chinesischen Investor Fosun steht, bereits die Lebenbestände der Basler sowie der Arag übernommen.

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Für Lebensversicherer scheint der Run-Off eine denkbare Lösung zu sein. Denn beinahe jeder dritte deutsche Lebensversicherer (30 Prozent) prüft, Altbestände in die Abwicklung zu geben. Das belegt eine Umfrage von Amundi Deutschland aus dem Vorjahr. Immerhin 17 Prozent der Unternehmen planten einen internen Run-off, so dass die Lebensversicherungen im eigenen Firmenbund bleiben. Lediglich 13 Prozent würden die Verträge an einen externen Dienstleister verkaufen, der sich auf die Abwicklung solcher Verträge spezialisiert hat.

Doch der Niedrigzins belastet nicht nur die deutschen Lebensversicherer, die sich teilweise lieber heute als morgen von Altverträgen mit hohen Garantien trennen wollen. Auch für Komposit-Versicherer ist der Run-Off ein gangbarer Weg. Das zeigt eine aktuelle Studie der Managementberatung 67rockwell. Demnach würden bereits 52 Prozent der befragten Sach- und Unfallversicherer bewusst auf Neukunden verzichten und sich auf das Fortführen von Altbeständen konzentrieren. Der Großteil davon (über 80 Prozent) baue auf einen externen Run-Off. Lediglich ein Fünftel setzte einen internen Run-Off um. Immerhin 88 Prozent der Studienteilnehmer gingen davon aus, dass Run-Off bei deutschen Komposit-Versicherungen weiter an Bedeutung gewinnen wird. Das geht aus einer Pressemitteilung hervor.

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"Das Thema Run-Off spielt im deutschen Versicherungsmarkt eine wachsende Rolle und wird zukünftig noch häufiger als Notbremse in Versicherungsportfolios eingesetzt werden", so Tim Braasch, Leiter der Studie sowie Gründer und Geschäftsführer von 67rockwell. Gründe dafür seien Kapitalbindungskosten, veraltete IT und erhöhte regulatorischen Anforderungen. In den vergangenen Jahren sei das prognostizierte Run-Off-Potential auf dem europäischen Markt stetig gestiegen, heißt es weiter. So schätzte ein Viertel der befragten Versicherer das potentielle Run-Off-Volumen über die nächsten drei Jahre auf mehr als 250 Millionen Euro.

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