Jörg Arnold, Chef der Swiss Life, hat in einem Interview mit „Welt Online“ (Freitag) den Beruf des Versicherungsvermittlers verteidigt. Der Ruf des Versicherungsvermittlers sei nicht der Beste und nun wolle die Politik auch noch die Provisionen deckeln, konfrontierte ihn der Interviewer Karsten Seibel beim lockeren Jogginglauf. Warum sollte da noch jemand Finanzberater werden wollen? Doch der Swiss-Life-Chef wusste Antwort:

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“Nachfrage ungebrochen“

Jörg Arnold ist seit dem Juli 2017 CEO der Swiss Life in Deutschland und Mitglied der Konzernleitung.Swiss Life “Weil es ein wichtiger Beruf ist und die Menschen die Arbeit goutieren“, sagte Arnold auf die Frage, weshalb man den Vermittlerberuf noch erlernen sollte. Und weiter: „Viele Kunden wollen sich nicht am Wochenende hinsetzen, alle möglichen Informationen zu einem Finanzprodukt suchen, ihnen fehlt auch oft das Wissen. Insofern ist die Nachfrage nach Finanzberatung in Deutschland ungebrochen. Am Ende unterstützt der Berater dabei, ein finanziell selbstbestimmtes Leben führen zu können.“

Zugleich verteidigte Arnold die Vermittler gegen den Vorwurf, sie würden zu viel verdienen. „Provisionen fließen nur bei einem Produktabschluss“, gibt der Manager zu bedenken. „Bis dahin macht ein Berater mindestens zwei Termine mit dem Kunden, wenn nicht sogar drei. Eine Beratung dauert oft bis zu zehn Stunden. Und dann ist immer noch nicht sicher, dass der Kunde auch abschließt“.

Ein Versicherungsvermittler komme nach drei Jahren auf einen Jahresverdienst zwischen 45.000 und 55.000 Euro, rechnet der Ökonom vor. Dies sei "alles andere als übertrieben". Einen Provisionsdeckel, wie er aktuell von der Bundesregierung diskutiert werde, lehne er deshalb ab. "Man kann nicht mehr private Vorsorge von den Bürgern verlangen und gleichzeitig die Arbeit der Berater erschweren", so der Swiss-Life-Chef.

Schon jetzt seien die Vermittlerzahlen von 260.000 Vermittlern auf 200.000 gesunken, dieser Trend könnte anhalten. "Aktuelle Studien gehen von einer Beraterzahl unter 150.000 in unter fünf Jahren aus", prognostizierte Arnold. Die Swiss Life hat bereits angekündigt, ihre Vertriebsmannschaft bis 2021 um 700 Personen aufzustocken, entgegen dem Branchentrend zum Stellenabbau (der Versicherungsbote berichtete).

"Marktanteil der Direktversicherer unter drei Prozent"

Laut einem Referentenentwurf des Bundesfinanzministeriums sollen Vermittler künftig maximal 2,5 Prozent des Bruttobeitragsvolumens als Provision oder Courtage für Lebensversicherungen erhalten. Bis zu vier Prozent sind dann drin, wenn bestimmte Qualitätskriterien erfüllt werden (der Versicherungsbote berichtete).

Trotz dieser sehr konkreten Vorgaben hofft Jörg Arnold scheinbar noch auf mögliche Alternativen. "Ich bin optimistisch, dass wir zusammen mit der Politik eine vernünftige Regelung finden, die den wichtigen Beitrag des Finanzvertriebs nicht über die Maßen hemmt", sagte er "Welt Online".

Auf den Einwurf des Interviewers, der Verbraucher könne sich ja auch online beraten lassen, verwies der Swiss Life-Chef auf die niedrigen Online-Abschlusszahlen. „Das Internet hilft da kaum weiter“, argumentiert er. Trotz guter Angebote liege der Marktanteil von Direktversicherern in der Leben-Sparte unter drei Prozent. „Das zeigt: Menschen wollen sich um Themen wie Altersvorsorge und Risikoschutz nicht selbst kümmern“, so sein Fazit.

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Zudem müssten Versicherer im Schadensfall für die Kunden da sein, argumentiert Arnold weiter, und nennt das Beispiel Berufsunfähigkeitsversicherung. Auf den Einwand, die Versicherer würden dann ja doch nicht zahlen, verweist er auf die hohe Anerkennungsquote der Swiss Life im Leistungsfall. Diese liege "seit Jahren im Schnitt über 80 Prozent", so Arnold, dies sei ein sehr guter Wert.

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