„Ich habe noch keinen Kunden gesehen, der vor der Axa-Zentrale steht und brüllt: Ich will ein komplexeres Produkt!“, witzelte der Manager. „Und wenn Sie doch einen solchen Kunden kennen, schicken Sie ihn zu uns, da fühlt er sich wohl!“, sprach er mit Blick auf die immer noch komplizierte Tarifwelt des Versicherers. Und wie bekommt man Komplexität aus dem Unternehmen raus? Dafür brauche man eine "klare Architektur".

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Auch der von ihm ausgegebene Grundsatz "Mobile first!", also Tarife zuerst für das Smartphone zu entwickeln, verfolge nicht das Ziel, den Vermittlern Geschäft wegzunehmen: persönliche Beratung werde wichtig bleiben, so der Vorstand. Stattdessen wolle man schon beim Bau der Tarife Komplexität reduzieren.

Den eigenen Beschäftigen Sicherheit geben - und Wandel fordern

“Nur flexible, lernende Organisationen werden in diesem Umfeld erfolgreich sein“, ist eine weitere Erkenntnis. Und dafür brauche man einen neuen Typus Mitarbeiter: solche, die sich einbringen und Vorschläge machen, statt passiv auf Anweisungen zu warten. Auch deshalb hat die Axa ihre Konzernzentrale in eine Art Arbeits-Erlebnispark verwandelt. „Es sind die Menschen, die Veränderungen gestalten, keine Maschinen!“, sagt Vollert, und spricht vom „Empowerment“ der Mitarbeiter, das notwendig sei. Strategien also, die Menschen befähigen eigenverantwortlich zu handeln, auch mit einer gewissen Fehlertoleranz.

Ziel der „neuen“ Arbeitswelt: auch Schnelligkeit. Früher habe er ewig nach einem leeren Raum suchen müssen, um eine Sache im Team zu besprechen, berichtet Vollert. Nun könne man schnell zusammenkommen, um auf Entwicklungen auf dem Markt zu reagieren, auch über Abteilungsgrenzen hinweg. Dass damit auch eine Drohung verbunden sein könnte und wiederum Anpassungsdruck, wird in den Nachfragen von Moderator Wagner deutlich: die Mitarbeiter müssten den Konzernumbau ja auch mit tragen?

Massiv in Technik investieren

Man müsse mit jedem Mitarbeiter reden, ob er Teil der Veränderung sein wolle oder nicht, erklärte Vollert. Und sich eben notfalls von ihnen trennen. Man habe beim schmerzhaften Umbau des Konzerns — Stichwort „Digitalisierung“ — bewusst auf betriebsbedingte Kündigungen verzichtet. Denn nicht nur dem Kunden müsse man Sicherheit geben, auch den eigenen Beschäftigten. Vollert spricht von „Strategic Workforce Planning und Learning“ — es fallen auch viele aktuell sehr gehypte Begriffe in dem Vortrag.

Damit der Umbau klappt, will die Axa künftig massiv in Technologie investieren und mit "starken Partnern" arbeiten. Die eigene Start-up-Schmiede "Data Innovation Lab" bezeichnete er als "technologische Herzkammer der Axa".

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Apropos Krawatte: Vollert wurde gefragt, ob man diese tragen müsse, wenn man als neuer Mitarbeiter bei der Axa anfangen wolle: da er doch darauf verzichte. "Wenn Sie die Krawatte als modisches Accessoire sehen, gern", so seine Antwort. "Aber wenn Sie diese als Symbol starrer Hierarchien betrachten, sind Sie bei uns fehl am Platz!"

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