„Diese vermaledeiten Effektivkosten versteht natürlich kein normaler Kunde“, schreibt Kleinlein, nicht ganz zu Unrecht. „Deswegen habe ich mal ausgerechnet, wie hoch denn die Kosten gemessen am eingezahlten Beitrag sind. Mehr als 40 Prozent! Anders ausgedrückt: Für den Kunden fühlt sich das so an, als würden nur 60 Prozent von dem, was er einzahlt, tatsächlich der vollen Verzinsung unterworfen.“ Manche der Kosten weise die Allianz „aktuell“ aus, so dass Kleinlein vermutet, der Versicherer behalte sich das Recht vor, diese künftig nach oben anzupassen.

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Überschussbeteiligung - Wann gibt es sie, und wenn ja, wie viel?

Mehr noch als die Kosten hat Aktuar Kleinlein aber die Überschussberechnung bei „Fourmore“ auf dem Kicker. Das ist ein Lieblingsthema für seinen „Bund der Versicherten“, wie Branchenbeobachter wissen. Unter anderem hatte der Verbraucherverband bis vor das Bundesverfassungsgericht geklagt, um zu verhindern, dass die Lebensversicherer ihre Kunden weniger an Gewinnen aus festverzinslichen Wertpapieren beteiligen dürfen: ohne Erfolg. Seit 2014 gestattet das Lebensversicherungsreformgesetz (LVRG), dass die Versicherer hier den Rotstift ansetzen.

Bei dem Tarifmodell „Fourmore“ muss Kleinlein immerhin anerkennen, dass die Allianz „erstmals ganz neue Wege“ gehe. Wege allerdings, die für den Kunden in einen Irrgarten führen, wie der Aktuar argumentiert. Er bezeichnet die Kostenstruktur als „richtig intransparent“.

“Normalerweise werden die Überschüsse ja im Geschäftsbericht oder im Anhang zum Geschäftsbericht veröffentlicht“ schreibt Kleinlein. „Nicht aber hier. Denn für "Fourmore" gibt es "eigene Überschussanteilsätze". Für jede (!) Einzahlung werden "für einen bestimmten Zeitraum jeweils eigene Überschussanteilsätze festgelegt“. Die können sich dann auch von einem zum anderen Tag ändern.“ Das klinge nach Willkür, kommentiert der BdV-Sprecher. Zudem führe die Adresse der Webseite, wo man die Überschüsse einsehen könne, zu einem toten Link.

Zweifache Garantie - wie werthaltig?

Das alles sei noch verkraftbar, wenn die Leistung stimme, positioniert sich Kleinlein. Hier biete der Versicherer zwei Leistungskomponenten als Garantie. Zum einen garantiere die Allianz einen Beitragserhalt genau zu Rentenbeginn. "Einen Tag früher und einen Tag später kann das alles ganz anders ausschauen", so sein Verdacht.

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Zum anderen garantiere die Allianz einen Rentenfaktor, der besage, dass der Kunde pro 10.000 Euro angespartem Kapital eine Monatsrente von 13,12 Euro bekomme. "Mit dieser Rente dauert es genau 63 1/2 Jahre, bis er die Rente rausbekommt", schreibt der BdV-Chef. Erst mit einem Alter von 130 Jahren rutsche der Kunde mit seiner garantierten Rente im Vergleich zur anfänglich gesparten Summe ins Plus. Kleinleins Fazit: Finger weg von "Fourmore!".

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