Die Generali macht Tabula rasa und bereinigt ihren Unfall-Bestand mit Prämien-Zuschlägen oder Kündigungen, den sie sich ursprünglich mit hohen Rabatten eingekauft hat. In Briefen an ihre Makler-Partner von Anfang Juli entschuldigt sich die Generali für „den kurzfristigen Start“ dessen, was das Unternehmen als „Bestandsoptimierung“ bezeichnet. Man habe die Verträge „unserer Unfallkunden analysiert“ und dabei „in mehreren (nicht näher genannten, Anm. der Red.) Segmenten eine äußerst ungünstige Entwicklung“ festgestellt.

Anzeige

Bis 50 Prozent rabattierte Unfallpolicen

So weit, so in der (Ur-)Sache unerklärt. Die Folgen für die Kunden sind endgültige oder Änderungskündigungen. Letztere verlangen bei 30 bis fast 50(!) Prozent rabattierten Verträgen von den Versicherten nun Zuschläge von 8,5 bis 20 Prozent. Bei Verträgen „ohne Fortsetzungsangebot“ (O-Ton der Generali) erhalten die Kunden von ihrem Unfallversicherer demnächst eine „Ablaufkündigung ohne Fortsetzung“, schreibt das Unternehmen im unschönsten Versicherungsdeutsch den Maklern in ihrem Brief.

So informiert die Generali ihre Kunden:

Auszug aus dem Kundenanschreiben der Generali


Kundenrätsel: „AUB“, „Rabattcluster“ und „Zuschlag 8.5“. Alles klar, Herr Kunde?

Man wird die Zwischenfrage bemühen dürfen, wie die Generali bei bis zu „49,99“ Prozent Rabatt jemals auskömmlich mit ihren Unfallpolicen wirtschaften wollte – wenn ein Aktuar vorher, mit spitzem Bleistift berechnet, die 100-Prozent-Prämie als Bedarf kalkulierte. Offenbar wurde die Aktion oder der Brief zur Sanierung mit heißer Nadel gestrickt. Denn der Versicherer liefert seinen Vermittlern zugleich eine falsche, dadurch hilflose Webadresse.

Bayerische Versicherung springt in die Bresche

Unter der im Schreiben gedruckten Adresse www.maklernet.generali.de erhält der Makler eine Fehlermeldung, was er der Generali neben dem kurzfristigen Termin möglichst auch nachsehen sollte. Korrekt ist http://maklernet.generali.de/ für dort reversierte Makler. Die ersten Kündigungen gehen laut Generali seit 15. Juni an die Kunden raus. Die ersten Kunden gehen zur Hauptfälligkeit Oktober, nennt das Unternehmen als erste Vollstreckungstermine in dem Schreiben an ihre Makler.

Die Aktion der Generali, die die Kunden nicht nur - teils buchstäblich - verunsichert und Geld kostet, sondern den Maklern auch Mehrarbeit abfordert, findet unterdessen Widerhall am Markt. Die Bayerische Versicherung informiert derzeit Makler, sie habe „viele Fragen von Maklern erhalten, die von der Unfall-Bestandsoptimierung der Generali betroffen“ seien. Das Unternehmen bietet den Vermittlern samt ihren Kunden eine „1:1-Deckungsübernahme ohne Gesundheitsprüfung für die betroffenen Kunden“, heißt es in deren Post. Die Bayerische prüft den Einzelfall, ob ein konkretes Angebot möglich ist. Makler mögen sich an die Betreuer der Bayerischen wenden.

Rettungsboote

In ihr Paket packt die Bayerische zugleich eine Excel-Tabelle, mit der die Makler ihre Bestände bei der Generali erfassen und die Daten zwecks technischer Übertragung bei der Bayerischen en gros anliefern können. Der Rest ist Papierkram, Angebote plus Protokollierung des Versichererwechsels, den der Makler sodann noch auf der Kundenseite abwickeln muss.


Mit ihrer aktuellen Aktion liefert die Bayerische damit zum zweiten Mal die Anschlussdeckung, quasi „Rettungsboote“ für Fremdbestände, deren Kunden dem Versicherer lieblos geworden sind.

Anzeige

Oliver Drewes, Chef des Maklerpools Maxpool in Hamburg, sagt auf Anfrage zu der Aktion der Generali: "Vermutlich stellt die Generali Ihren Ausschließlichkeits-Vertrieb demnächst auf die Deutsche Vermögensberatung um. Insofern kann dieser Versicherer nun seine Konkurrenzfähigkeit für die Privatsparten vergessen".

Anzeige