Viele Finanzinstitute stellen vor allem die nachhaltige Kreditvergabe in den Fokus. Rund 77 Banken weltweit haben sich für Großprojekte ab zehn Millionen Dollar verpflichtet, die Finanzierung hinsichtlich der ökologischen und sozialen Auswirkungen streng und vollständig zu prüfen. Sie haben sich dafür freiwillig den Äquatorprinzipien unterworfen. Defizite bestehen allerdings im Management nachhaltiger Finanzprodukte. „Den Banken fehlt beispielsweise noch die klare strategische Ausrichtung, um unter Nachhaltigkeitsaspekten Kredite abzulehnen oder ökologisch wertvollen Projekten bessere Konditionen zu bieten. Sie bleiben damit hinter ihren Möglichkeiten zurück“, sagt Stefan Lamprecht, Bankenexperte von Steria Mummert Consulting.

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Es fehlt an Bewertungsstandards und Qualitätssicherung

Um eine solche nachhaltige Strategie zu entwickeln, braucht es aussagekräftige Kennzahlen. Die üblichen Bewertungskriterien und Scoring-Modelle greifen bei nachhaltigen Finanzierungen nicht. „Eine Beurteilung nach ökologischen und sozialen Maßstäben ist nicht trivial. Die Banken brauchen nachvollziehbare Standards, um festzulegen, ob und wann beispielsweise ein nachhaltiger Anbau von Bio-Palmöl wichtiger ist als der Aspekt, dass die Plantage auf dem Platz steht, den der Regenwald benötigt, so Stefan Lamprecht.

Für die Kontrolle, dass Institute das Geld ihrer Kunden nur in gesellschaftlich „unbedenkliche“ Projekte investieren, braucht es zudem Qualitätssicherungssysteme. Das Controlling beginnt bei der Produktentwicklung und der Auswahl der Partner bis zum Ende des Investitionszyklus. „Bei Aufforstungs-Projekten besteht beispielsweise das Risiko der Förderung von Monokulturen sowie Konflikte mit Nahrungsanbauflächen. Hier sind die Banken gefordert, mögliche Reputationsrisiken durch konsequente Betreuung des Investments zu minimieren“, sagt Stefan Lamprecht von Steria Mummert Consulting.

Defizite bei Messung und Dokumentation von Umwelt- und Sozialstandards

Besonders an der konsequenten Messung und Dokumentation der Investments fehlt es den Banken oft. Obwohl 61 Prozent der befragten Institute die Gewährleistung von Umwelt- und Sozialstandards als wichtig für Investoren und Analysten erachten, werden diese genauso wie die Öffentlichkeit noch wenig über den Erfolg der nachhaltigen Projekte informiert. Unabhängige Organisationen fordern schon länger, dass alle Äquator-Investments auf der Webseite der Banken publiziert werden und auch die Einhaltung der Richtlinien anhand von messbaren Zielen öffentlich dokumentiert wird. „Der Vertrauensverlust in die Institution Bank hält nach Finanzkrise und Provisionen-Diskussion weiter an. Kreditinstitute verschenken hier Möglichkeiten, Kunden wirklich von ihrer Nachhaltigkeit zu überzeugen, anstatt nur mit guten Vorsätzen zu blenden.“

Hintergrund: Der „Managementkompass Nachhaltige Wertschöpfung“ bietet Kompaktwissen für Manager. Er zeigt, wie sich Unternehmen nachhaltiger ausrichten, um damit ihre Reputation zu sichern und sich neue Zielgruppen und Erlösquellen zu erschließen. Er beinhaltet zudem die wichtigsten Ergebnisse der gleichnamigen Potenzialanalyse. Mittels einer Online-Befragung vom 20. bis zum 26. Juni 2012 wurden 244 Fach- und Führungskräfte aus allen Branchen der deutschen Wirtschaft befragt.

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Die Äquator-Prinzipien (engl. Equator Principles) sind ein freiwilliges Regelwerk von Banken zur Einhaltung von Umwelt- und Sozialstandards im Bereich der Projektfinanzierungen. Der Name ‚Äquator-Prinzipien’ symbolisiert den weltumspannenden Anspruch der Leitlinien. Die teilnehmenden Institute verpflichten sich, nur solche Projekte zu finanzieren, bei denen die Kreditnehmer die Umwelt- und Sozialkriterien der Prinzipien erfüllen.

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