Korrektur: Ursprünglich enthielt der Text die Aussage, die FAMK sei insolvent. Das entspricht nicht den Tatsachen. Weder existiert ein Insolvenzverfahren über das Vermögen, noch liegen bei dem Krankenversicherer Insolvenzgründe vor. Im Geschäftsjahr 2023 konnte der Versicherer eine Solvenzkapitalquote von 250 Prozent vorweisen. Wir bitten, den Fehler in der Berichterstattung zu entschuldigen.

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In Deutschland ist ein privater Krankenversicherer in finanzielle Schieflage geraten - doch zum Glück handelt es sich nur um einen kleinen Anbieter, sodass ein Marktbeben ausbleibt. Die Freie Arzt- und Medizinkasse (FAMK) muss aufgeben, nachdem sie zwei Jahre lang hohe Verluste schrieb. Nun sollen die Verträge und das Vermögen des Krankenversicherers auf die Inter übertragen werden, wie die FAMK auf ihrer Webseite mitteilt. Beide Versicherer haben einen Antrag auf Genehmigung bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) gestellt.

Auf die Schieflage des kleinen Versicherers aus Frankfurt hatte zuerst das Branchenportal „Versicherungsmonitor“ im Spätsommer 2023 mit mehreren Artikeln aufmerksam gemacht. Anderen Branchenbeobachtern ist der Vorgang weitgehend entgangen, was auch an der Größe des angeschlagenen PKV-Anbieters liegen mag. Ganze 22.000 Versicherte zählt die FAMK - und ist damit eher ein Branchenzwerg. Das liegt auch an der Zielgruppe, denn der Versicherer hat sich auf beihilfeberechtigte Polizisten und Berufsfeuerwehr-Mitglieder aus Hessen spezialisiert.

Streit über Abrechnungen

Die FAMK ist als Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit (VVaG) organisiert: Auf die Füße fiel ihr laut „Versicherungsmonitor“ auch das spezielle Geschäftsmodell. Denn die FAMK ist eine Art Zwitterwesen aus privater und gesetzlicher Krankenversicherung. Spezialisiert auf beihilfeberechtigte Personen, bei denen der Staat einen Teil der Gesundheitskosten übernimmt, rechnete man die Leistungen nicht nach der Gebührenordnung der Ärzte ab (GOÄ), wie es für einen privaten Krankenversicherer typisch ist.

Stattdessen wurden die Leistungen mit der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen nach dem sogenannten Einheitlichen Bewertungsmaßstab (EBM) abgerechnet: jenem Abrechnungsverfahren, das die gesetzlichen Krankenversicherer nutzen. Die FAMK zahlte jedoch höhere Sätze als die gesetzlichen Krankenkassen (zu einem höheren Punktwert und ohne Budgetierung).

Doch immer öfter sei ein Streit über die zu erstattenden Leistungen entbrannt. Der Grund: für einige Leistungen zahlen die gesetzlichen Krankenkassen höhere Honorare nach dem EBM als die Privatversicherer nach ihrer Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ). Hier weigerten sich die Beihilfestellen, die höheren Sätze zu zahlen. Die entstehende Lücke musste der Krankenversicherer aus Frankfurt selbst tragen und blieb folglich auf den Kosten sitzen. Der Vertrag mit der Kassenärztlichen Vereinigung wurde im Herbst 2023 gekündigt.

Hinzu kamen die Probleme, mit denen derzeit alle Krankenversicherer zu kämpfen haben: steigende Kosten durch Inflation, höhere Medikamentenpreise und Gesundheitsreformen. Laut einem Bericht des Branchenmagazins "Versicherungsmonitor" konnte die FAMK ganze 13 Millionen Euro an Eigenkapital vorweisen.

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Doch eine Fusion mit der Inter liegt nun nahe. Wenn auch im Kapital getrennt, sind beide Unternehmen eng miteinander verbunden, der Vorstand ist sogar identisch. „Alle Versicherungsverträge der FAMK-Mitglieder werden vollumfänglich durch die INTER fortgeführt, die das spezielle Versicherungsangebot für die hessischen Polizei- und Berufsfeuerwehrbeamten auch im Neugeschäft anbieten und ausbauen wird“, berichtet der Krankenversicherer auf seiner Webseite. Der Kundenservice am Standort Frankfurt soll ebenso erhalten bleiben wie die Arbeitsplätze der dort beschäftigten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, wie die FAMK ebenfalls auf ihrer Webseite mitteilt.

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