Die Rentenquote in Deutschland sinkt und sinkt und wird in einigen Jahren nur noch rund 40 Prozent des letzten verfügbaren Einkommens betragen. Das führt dazu, dass Arbeitnehmer sich mehr denn je um die private Altersvorsorge kümmern sollten – und mehr denn je gilt dies für Unternehmer und Freiberufler, die in der Regel überhaupt keine Ansprüche auf gesetzliche Zahlungen haben. Das ist zunächst keine echte Neuigkeit. Und ebenso wenig neu ist die Tatsache, dass Finanzberater und Vermögensverwalter gefragt sind, für ihre Mandanten die richtigen finanziellen Strategien für den Ruhestand zu erarbeiten.

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Geld nachhaltig anzulegen, liegt im Trend

Haimo H. Wassmer ist Versicherungsmakler und Finanzanlagenvermittler bei Wassmer Wealthmanagement aus Bochum.

Das gilt trotz des rasanten Vermögenswachstums in Deutschland: Das Geldvermögen der privaten Haushalte hierzulande erhöhte sich in den ersten drei Monaten das laufenden Jahres zum Vorquartal um 146 Milliarden auf rund 7393 Milliarden Euro, wie die Deutsche Bundesbank in Frankfurt mitteilte. Zudem erhöhte sich das durchschnittliche Nettovermögen der Haushalte zwischen 2017 und 2021 um 83.600 Euro auf 316.500 Euro, meldete die Bundesbank Ende April im Rahmen der Studie „Private Haushalte und ihre Finanzen (PHF)“. Alle drei Jahre erfasst sie Vermögenswerte wie Wohneigentum, Fahrzeuge sowie Bankguthaben und Ansprüche aus privaten Renten- und Lebensversicherungen.

Im Ruhestand ausreichend Liquidität für den Lebensunterhalt gewährleisten

Und trotzdem finden sich in der Praxis vieler Berater zahlreiche Beispiele dafür, dass auch wirklich vermögende Menschen über vergleichsweise geringe Einkommen verfügen, weil die Vermögenswerte illiquide sind beziehungsweise die Renditen nach Inflation und Steuern nicht ausreichen, um daraus angemessene Ausschüttungen zu erzielen. Es ist immer wieder zu beobachten, dass große Vermögen, die für einen sorgenfreien Ruhestand eigentlich völlig ausreichend wären, in liquiditätsschwachen Immobilien und Beteiligungen gebunden sind. Um Geld zu erhalten, müssten diese Werte liquidiert werden. Aber das ist oftmals gar nicht möglich oder gewünscht. Daher kommt es in der Vermögens- und Ruhestandsplanung darauf an, dem Thema der Liquidität viel mehr Aufmerksamkeit zu widmen und alles dafür zu tun, auf der einen Seite die Liquidität beim Vermögensaufbau zu schonen und auf der anderen Seite gerade im Ruhestand ausreichend Liquidität für den Lebensunterhalt zu gewährleisten.

Trotz der Kenntnis dieser Notwendigkeiten stellt sich die Frage, warum so viele Menschen so schwer zu motivieren sind, etwas für ihren Ruhestand zu sparen? Oftmals ist der Grund ein Gefühl der Aussichtslosigkeit: Für den klassischen Ruhestandsbeginn mit 67 Jahren wird traditionell ein „Was müsste ich tun?“-Szenario errechnet, was in der Regel bei weitem die Möglichkeiten der Kunden übersteigt. Ganz praktisch bedeutet das, dass in einer herkömmlichen Beratung in der Regel schlichtweg eine Summe berechnet wird, die zum Ruhestandsbeginn zur Verfügung stehen soll. Wie diese Summe entsteht, wird aber meistens nicht klar – und auch nicht, wie aus dem laufenden Einkommen monatlich die Entnahmen getätigt werden sollen, um die (zumeist mit einer Versicherungspolice verbundenen) Vermögenswerte wirklich aufzubauen.

Liquiditätsmanagement kann einen enormen Vorteil erzielen

Ein professionelles Liquiditätsmanagement startet mit der Ermittlung der benötigten Liquidität nach Inflation und Steuern für jedes Jahr in der Zukunft. Unter Zuhilfenahme historischer Nettorenditen wird im zweiten Schritt eine Sollkonzeption mit dem dafür mindestens zu erbringenden Aufwand ermittelt – dies führt in der Praxis zu Einsparungen in der Größenordnung von 30 bis 50 Prozent des sonst Üblichen. Im dritten Schritt werden bestehende Vermögenspositionen auf ihren Liquiditätsbeitrag für die Sollkonzeption hin bewertet. Erst diese Berechnung ist der tatsächliche Indikator dafür, welche Anlagestrategie mit welchem finanziellen Aufwand verbunden werden muss. Nur durch kontinuierliche Erträge aus dem Vermögen kann der Ruhestand abgesichert werden.

Dieser konzeptionelle Ansatz ist nur mit einer leistungsfähigen Software darstellbar, welche sämtliche Szenarien sozusagen auf Knopfdruck abbilden kann. Finanzberater und Vermögensverwalter, welche computergestützt diesen Ansatz verfolgen, erzielen mit dieser Art der Finanzanalyse einen enormen Vorteil für ihre Mandanten. Und grenzen sich durch diesen Mehrwert natürlich auch positiv vom Mainstream ab. Die Folge ist eine hohe Weiterempfehlungsquote. Kein Wunder, denn mit weniger eigenen Beiträgen werden ein höheres Vermögen und stabilere Liquidität im Alter möglich.

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Verschiebung von illiquiden zu liquiden Anlageklassen

Aus diesen detaillierten Analysen entsteht die Chance, die gesamte Klaviatur in der Ruhestandsplanung zu spielen und ausgehend von den Ergebnissen eine konkrete und dazu passende Investitionsstrategie zu entwickeln. Diese reicht dann eben weit über den Renteneintritt hinaus und sorgt dafür, dass das gebildete Kapital im Ruhestand bestmöglich angelegt bleibt. Dafür können dann wiederum diejenigen Instrumente eingesetzt werden, die im Rahmen der Faktoren „Rendite“, „Sicherheit“, „Konditionen“ und „Liquidität“ den individuellen Ansprüchen eines Mandanten am besten entsprechen. Gleichzeitig werden die vorhandenen Kapitalanlagen ausgehend von diesen Prämissen überprüft und gegebenenfalls angepasst. Das kann natürlich dazu führen, dass eine Verschiebung von illiquiden zu liquiden beziehungsweise ausschüttungsstarken Anlageklassen und Produkten erfolgt. Letztlich geht es nur darum, die benötigte beziehungsweise gewünschte Nachsteuerrendite mit so wenig eigenem Einsatz wie möglich zu erreichen.

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