Wirksame Instrumente im Kampf um die Talente: bAV, bKV und kollektive BU

Der Fachkräftemangel ist längst kein theoretisches Problem mehr, sondern hat die Realität erreicht. Immer mehr Unternehmen in Deutschland klagen über Schwierigkeiten bei der Besetzung offener Stellen mit qualifizierten Fachkräften. Der demografische Wandel, ein Mangel an Fachkräften in spezifischen Berufsfeldern, aber auch regionale Besonderheiten verschärfen dieses Problem zusätzlich.

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Die Folgen des Fachkräftemangels sind vielfältig: Unternehmen müssen Projekte verschieben oder gar absagen, da sie nicht genügend qualifizierte Mitarbeitende haben, um die Projekte umzusetzen. Zudem kann der Mangel an Fachkräften zu einem Anstieg der Löhne und Gehälter führen, da Unternehmen versuchen, Mitarbeitende mit höheren Entlohnungen zu locken.

Auch die Qualität der Arbeit kann durch den Fachkräftemangel leiden, da Unternehmen gezwungen sind, weniger qualifizierte Mitarbeitende einzustellen oder ihre Mitarbeitenden in Bereichen einsetzen müssen, für die sie nicht ausgebildet sind. Am Ende gefährdet der Fachkräftemangel den ökonomischen Erfolg der betroffenen Unternehmen. Doch mit welchen Instrumenten können Unternehmen im Kampf um die Talente punkten?

Immer mehr Unternehmen haben Schwierigkeiten, Personal zu gewinnen und zu binden

Laut der aktuellen Gothaer KMU Studie, im Rahmen derer 1.000 Unternehmen mit bis zu 500 Mitarbeitenden befragt wurden, haben 53 Prozent der kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) in Deutschland Probleme, Personal zu finden und zu binden. Das sind sieben Prozent mehr als im Vorjahr und 13 Prozent mehr als 2021. Dabei geht es größtenteils um Fachkräfte. Gerade mittelständische Unternehmen müssen attraktiver für Mitarbeitende werden, um im Kampf um qualifiziertes Personal mit größeren Unternehmen mithalten zu können.

Versicherungsleistungen können Attraktivität von Arbeitgebern steigern

Um den Fachkräftemangel zu bekämpfen, müssen Unternehmen verschiedene Strategien verfolgen. Die Arbeitswelt befindet sich in einem stetigen Wandel und die Corona-Pandemie hat die Geschwindigkeit dieses Wandels spürbar erhöht. Ob Gleitzeit, Teilzeit, mobiles Arbeiten oder komplette Auszeit – immer mehr Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wünschen sich flexible Arbeitszeitmodelle, um Beruf und Privatleben in Einklang zu bringen.

Niklas Hermanns ist Leiter Innovation bei der Gothaer Lebensversicherung AG.Niklas Hermanns@Gothaer

Dementsprechend investieren die Unternehmen mehr, um als Arbeitgeber attraktiv zu sein. Der Anteil der Unternehmen, der flexible Arbeitszeiten anbietet, ist weiter gestiegen und liegt jetzt bei 47 Prozent (2022: 44 Prozent). Auch der Anteil der Unternehmen, die eine Homeoffice-Regelung anbieten, steigt weiter an (41 Prozent). Doch mittlerweile sind flexible Arbeitszeitmodelle und eine Homeoffice-Regelung keine Differenzierungsmerkmale am Arbeitsmarkt, sondern werden von gut ausgebildeten Arbeitskräften schlichtweg vorausgesetzt.

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Um im Wettbewerb um qualifiziertes Personal zu bestehen, können Versicherungsleistungen die Attraktivität als Arbeitgeber steigern. Fast jedes dritte Unternehmen setzt bereits auf eine bAV (30 Prozent), 14 Prozent auf eine betriebliche Krankenversicherung (bKV). Dabei stagniert der Verbreitungsgrad der bAV bei den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten seit einigen Jahren und es gibt weiterhin große Unterschiede je nach Größe der Unternehmen.

Gerade im Mittelstand ist noch viel Luft nach oben

Gerade im Mittelstand ist noch viel Luft nach oben. Hier lässt sich eine Parallele zu dem Angebot von flexiblen Arbeitszeiten und Homeoffice-Regelungen ziehen. Eine Entgeltumwandlung und die Umsetzung des verpflichtenden Arbeitgeberzuschusses nach dem Betriebsrentenstärkungsgesetz sind eben kein adäquates Mittel im Kampf um Talente, sondern lediglich die gesetzliche Pflicht.

Die Zukunft liegt hier in paritätisch finanzierten Systemen bis hin zu vollständig arbeitgeberfinanzierten Lösungen. Gerade die arbeitgeberfinanzierte bAV wird zunehmend zum unverzichtbaren Baustein zur Schließung der Versorgungslücke, da die Sparfähigkeit der privaten Haushalte, getrieben durch die Inflation, stark eingeschränkt ist. Mit ganzheitlichen Vorsorgekonzepten können Unternehmen am Arbeitsmarkt überzeugen. Für die Unternehmen müssen diese Vorsorgekonzepte vor allem eines sein: einfach!

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Wachstumssegment kollektive Absicherung

Dabei ist es wichtig, dass diese Produkte als Angebot des Arbeitgebers an die Belegschaft erkennbar mehr bieten als eine private Vorsorge oder Absicherung. Nur so entfaltet ein solches Angebot eine positive Wirkung im Wettbewerb um qualifiziertes Personal.

Ein Feld mit besonders großem Wachstumspotenzial für Maklerinnen und Makler ist die kollektive Absicherung, bei der das Unternehmen arbeitgeberfinanziert eine Berufsunfähigkeitsrente und/oder einen Hinterbliebenenschutz für die gesamte Belegschaft abschließt. Ein solcher Baustein, der die Absicherung bei Berufsunfähigkeit und/oder von Hinterbliebenen integriert, kann in die arbeitgeberfinanzierte bAV aufgenommen werden und bietet eine wichtige Komponente, die in herkömmlichen bAV-Vorsorgekonzepten normalerweise nicht enthalten ist.

Die Vorteile für Arbeitgeber und Mitarbeitende: Die Belegschaft wird über ihren Arbeitgeber gegen existenzielle Risiken abgesichert, der damit einen essentiellen Beitrag zur Absicherung der Arbeitnehmer*innen leistet. Dies ist umso wichtiger, als dass laut einer aktuellen Studie der Gothaer nur 52 Prozent der abhängig Beschäftigten in Deutschland eine Berufsunfähigkeitsversicherung abgeschlossen haben. Für Arbeitgeber stellt die Ergänzung der klassischen bAV durch einen erweiterten Versicherungsschutz ein starkes Instrument zur Mitarbeiterbindung und -gewinnung dar – also eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten.

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Hintergrund: Der Text erschien zuerst im neuen kostenfreien Versicherungsbote Fachmagazin 02-2023. Das Magazin kann auf der Webseite beim Versicherungsbote bestellt werden.

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