Wer online oder im Elektronikdiscounter ein Smartphone, eine E-Bike oder eine Waschmaschine kauft, der bekommt die passende Versicherung, zugeschnitten auf das Produkt, gleich mit dazu angeboten. Als „Embedded Insurance“ bzw. eingebettete Versicherung sind derartige Policen bekannt, die im Paket mit einem Produkt vertrieben werden. Eine europaweite Studie des Rostocker InsurTechs hepster geht nun der Frage nach, wie derartige Versicherungen wahrgenommen werden und welche Wachstumschancen hierbei bestehen. Untersucht wurden hierbei Angebote für online abgeschlossene Produkte. 1.792 Verbraucherinnen und Verbraucher wurden hierfür befragt.

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Die Studie „Europe Embedded Insurance Business and Invest Opportunities” prognostiziert für den Markt der integrierten Versicherung allein bis 2029 ein jährliches Wachstum von 19 Prozent und Einnahmen von über 28,5 Milliarden US-Dollar. Vor allem das Vereinigte Königreich, Deutschland und Frankreich tragen zu diesem Aufschwung bei.

Ein Grund ist nicht nur, dass die Nachfrage auf Kundenseite steigt: Auch die Versicherer setzen vermehrt auf Embedded Insurance, um im Online-Wettbewerb zu bestehen und neue Zielgruppen zu erschließen. Das zeigt sich beim Blick auf Finanzierungsrunden. Laut dem Bericht haben europäische InsurTech-Start-ups mit Schwerpunkt integrierte Versicherung im ersten Quartal des Jahres 2021 die Gesamtinvestitionen des Jahres 2020 um mehr als eine Milliarde US-Dollar übertroffen, wobei insgesamt fast 2 Milliarden US-Dollar in mehr als 50 Transaktionen investiert wurden.

Fast alle Kunden bemerken integrierte Versicherung – viele davon schließen ab.

Die Integration von Versicherungsangeboten in den Online-Kaufprozess zeigt breite Wirkung. Nahezu alle Kunden bzw. 92 Prozent der Befragten haben die Möglichkeit zur Ergänzung einer Zusatzversicherung während des Online-Kaufs aktiv bemerkt, und mehr als die Hälfte (53 Prozent) von ihnen hat bereits von dieser Gelegenheit Gebrauch gemacht.

Die Umfrageergebnisse verdeutlichen, dass die Entscheidung für den Abschluss einer Zusatzversicherung stark vom Produkt abhängt. Hierbei kristallisieren sich klare Trends heraus. An erster Stelle stehen Smartphones und Handys, bei denen jeder fünfte Kunde direkt beim Kauf eine passende Versicherung erworben hat. Ebenso zeigen sich Laptop, Notebook und E-Bikes als beliebte Optionen, wobei hier 15 Prozent der Teilnehmer entsprechende Zusatzversicherungen abgeschlossen haben. Klassische Reiseversicherungen sowie Kameraversicherungen wurden von jeweils 12 Prozent der Befragten in Anspruch genommen. Immerhin 34,4 Prozent der Teilnehmer betrachten darüber hinaus Versicherungen für Haushaltselektronik wie Waschmaschinen und für Luxusgegenstände wie Handtaschen, Uhren und Schmuck als relevant.

Zusätzlich fällt auf, dass der Bedarf an integrierten Versicherungen, auch als Embedded Insurance bekannt, in den letzten zwei Jahren bei zwei Drittel der Teilnehmer gestiegen ist. 27 Prozent von ihnen sagen aus, dass der Bedarf "stark" gestiegen sei, während 10 Prozent von einem "sehr starken" Anstieg des Bedarfs sprechen. Insbesondere ab einem Kaufpreis von 500 Euro legen knapp 55 Prozent der Befragten Wert auf eine Versicherung, während 41 Prozent eine solche Option ab einem Kaufpreis von 1.000 Euro in Betracht ziehen.

“Wir sind sicher, dass mittelfristig kaum noch ein Kunde aktiv über Versicherungen und deren Abschluss nachdenken wird, sondern dass die kommenden Generationen es gewohnt sein werden, dass auch ihre Finanzprodukte genauso digital, bequem und auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten sind wie alle anderen Konsumgüter”, resümiert Hanna Bachmann, CRO und Co-Founderin von hepster.

Embedded Insurance: Kritik wegen teils intransparenter Ausschlüsse

Derartige integrierte Versicherungen sind in der Vergangenheit jedoch auch vielfach in die Kritik geraten. Grund sind teils intransparente Ausschlüsse. So zahlt zum Beispiel Amazon bei seinem Angebot „Amazon Protect“ nicht, wenn beim Verschütten von Flüssigkeit grobe Fahrlässigkeit im Spiel war. Als grob fahrlässig kann schon gewertet werden, wenn man die Kaffeetasse neben dem Smartphone abstellt, diese umkippt und das Gerät beschädigt wird. Auch besteht teils Schutz für Leistungen, für die ein Händler ohnehin zahlen müsste. So sind bei vielen Online-Versicherungen Leistungen enthalten, die im Rahmen der zweijährigen Gewährleistung vom Händler erbracht werden müssten: ohne dass der Kunde für zusätzlichen Schutz zahlen müsste.

Viele Tarife sehen zudem hohe Selbstbeteiligungen bei Reparaturen vor. Und versichert ist oft nur der Zeitwert eines Gerätes. Keineswegs erhält man folglich den Kaufpreis bei einem Schaden, da gerade elektrische Geräte wie Laptops oder Smartphones schnell an Wert verlieren. Darüber hinaus lassen viele Verträge offen, ob der Versicherungsnehmer bei einem Totalschaden einen Geldersatz erhält – oder nur ein gebrauchtes Ersatzgerät. Schäden durch Abnutzung und Verschleiß sind grundsätzlich vom Versicherungsschutz ausgeschlossen.

Ein anderes Beispiel: Bei einer Ticketversicherung zahlt der Kunde oder die Kundin dafür, dass das Ticket rechtzeitig zugestellt wird. Geht das Ticket aber auf dem Versandweg verloren, haftet ohnehin der Versender. Viele dieser Policen bieten aber zusätzliche Leistungen ähnlich einer Reiserücktrittsversicherung. So wird zum Beispiel auch gezahlt, wenn der Versicherte vor dem Konzert erkrankt und deshalb nicht hingehen kann. Hierfür ist ein ärztliches Attest als Nachweis erforderlich.

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