Frank Kettnaker: Wir schätzen die Zielgruppe der beihilfeberechtigten Kunden sehr, doch als Hallesche sind wir ganz besonders auf die Zielgruppen der Selbstständigen und Angestellten fokussiert. Andere Versicherer, deren Neugeschäft zu einem Großteil aus dem Beihilfebereich kommt, könnten unter staatlichen Eingriffen in dieses System mehr leiden. Etliche Bundesländer sind ja zuletzt dem Beispiel Hamburgs gefolgt und haben wahlweise die sogenannte Pauschale Beihilfe eingeführt, ein – wenn Sie so wollen – sehr GKV-nahes System. Allerdings scheint die Zielgruppe der Beamten von dieser Wahlmöglichkeit nur vereinzelt Gebrauch machen zu wollen. Die bewährte Kombination von PKV und Beihilfe überzeugt die deutliche Mehrzahl der Beamten. Die gute Nachricht für alle Bürger ist: Jeder kann bei der PKV ein ähnliches Leistungsniveau wie Beamte bekommen – entweder durch eine entsprechende Vollversicherung oder durch Zusatzversicherungen in einzelnen Segmenten.

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Die EZB passte gerade erneut den Leitzins nach oben an. Experten reden bereits vom Ende der Nullzins-Phase und prognostizieren dauerhaft steigende Zinsen. Aus Ihrer Sicht eine realistische Einschätzung? Sind steigende Zinsen eine gute Nachricht für Privatversicherer - oder sehen Sie auch Risiken?

Das Finanzierungssystem der PKV basiert sehr stark auf der Bildung von Alterungsrückstellungen, für die es kein Nachteil ist, wenn sie sich besser verzinsen.

Wo sehen Sie mit Blick auf die private Krankenversicherung künftig Reformbedarf? Beschleunigen Energiekrise und Inflation vielleicht die Notwendigkeit von Reformen?

Über sinnvolle Reformen in der PKV würden wir uns sogar freuen. Schon seit langem hat der PKV-Verband vorgeschlagen, die Regelungen zur Beitragsanpassung zu verändern. Heute ist es so, dass die Beiträge in der PKV nur dann angepasst werden dürfen, wenn sie über einem gewissen Schwellenwert liegen. Das kann dann dazu führen, dass die Beiträge in einem PKV-Tarif viele Jahre gar nicht angepasst werden und dann plötzlich sehr stark. Über den gesamten Zeitraum gerechnet ist die Anpassung im Vergleich zu anderen Tarifen und zur GKV aber oft unterdurchschnittlich. Das subjektive Empfinden ist allerdings anders. Eine solche Reform zur Verstetigung der Beitragsentwicklung würden wir begrüßen. Auch die Öffnung des Standardtarifs – ein sehr wirkungsvoller Vertreter der PKV-Sozialtarife – für alle Kundinnen und Kunden wäre aus unserer Sicht wichtig und richtig. Daneben reformieren wir uns selbst jeden Tag ein kleines Stück und sind auf unsere Reise vom Kostenerstatter zum Gesundheitspartner schon ziemlich weit gekommen. Diese spannende Reise ist aber noch nicht zu Ende. Und wir freuen uns darauf, die nächsten Schritte zu gehen.

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Die Fragen stellte Mirko Wenig

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