Dennoch sei Tesla keine direkte Bedrohung für die Versicherungsbranche, weil das Versicherungsmodell eben auf die Halter der eigenen Autos beschränkt bleibt. Das könnte sich für die Kfz-Versicherungsbranche aber dann ändern, wenn weitere Autobauer dem Vorbild des texanischen Vorreiters folgen. Auch sie könnten aufgrund der Vorteile, die dieses Versicherungsmodell bietet, geneigt sein, eigene Kfz-Policen zu offerieren.

Anzeige

"Obwohl Faktoren wie eine hohe Kapitalbelastung und dünne Margen andere "datenreiche Tech-Konzerne" wie Amazon und Google aus dem Versicherungsgeschäft herausgehalten haben, haben Autohersteller bereits ihre Zehen in Versicherungsgewässer getaucht - mit Captives, die Autofinanzierung und Garantien anbieten, was die Autoversicherung zu einem nächsten logischen Schritt macht", schreibt das Insurance Journal.

Versicherungsschutz in Echtzeit: um welchen Preis?

Wer den „Safety Score“ im Netz sucht, wird aber auch Forenbeiträge finden, in denen sich Nutzer der Tesla-Versicherung über den berechneten Score beschweren: und damit für sich beanspruchen, dass sie vorsichtiger fahren, als es die Prämie widerspiegelt. Ein genaues Bild zeigt sich aber noch nicht, da die Zahl der Bewertungen und Wortmeldungen zum Versicherungsangebot der Texaner bisher sehr gering ist.

Tatsächlich warnt aber auch die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen davor, dass bei -ähnlich funktionierenden- Telematik-Tarifen der gemessene Score von der Fahrsituation beeinflusst wird. Wer häufig im Stau steht und entsprechend abbremsen muss, kurvenreiche Gebirgsstraßen fährt oder zur Nachtschicht, hat unter Umständen einen schlechteren Score als jemand, der derartigen Situationen nicht ausgesetzt ist. Langfristig könnten stark individualisierte Tarife sogar dazu führen, dass bestimmte Fahrergruppen gar keinen Schutz mehr finden, warnt die Verbraucherzentrale.

Das Problem falsch bewerteter Daten betrifft auch direkt Tesla. Kelly Funkhouser, Telematik-Expertin bei der US-amerikanischen Verbraucher-Organisation Consumer Reports, berichtet auf der Webseite des Verbandes, dass bei einer Testfahrt mit dem Model Y der Safety Score für unsichere Vollbremsungen mitunter überschritten worden sei, wenn das Fahrzeug im normalen Tempo an einem Stoppschild hielt: fälschlicherweise.

Anzeige

Die Verbraucherschützerin begrüßt zwar grundsätzlich den sicherheitsorientierten Ansatz des Autobauers. Gibt aber zu bedenken, dass er auch den gegenteiligen Effekt haben könnte. Der Versuch, mit Blick auf eine niedrige Prämie eine Vollbremsung zu vermeiden, könnte dazu führen, dass Fahrer eine Kreuzung im Leerlauf durchfahren oder für einen Fußgänger nicht zum Stehen kommen. "Das Problem ist, dass Tesla anscheinend einige der falschen Metriken verwendet", sagt sie. "Ohne mehr Kontext könnten die Daten, die Tesla sammelt und auswertet, falsche Anreize schaffen."

vorherige Seite
Seite 1/2/

Anzeige