Versicherungsbote: Die UNIQA Gruppe hat ihren Schwerpunkt in Österreich, Zentral- und Osteuropa. CHERRISK ist ein Teil des Versicherers. Können Sie sich Vermittlern und Verbrauchern kurz vorstellen?

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Krisztián Kurtisz: Cherrisk haben wir im September 2018 mit Unterstützung der österreichischen UNIQA Versicherungsgruppe AG in Ungarn gestartet. Wir sind eine Tochtergesellschaft dieses gut etablierten Versicherers. Seit Juni 2020 sind wir auch in Deutschland verfügbar und bieten eine Haushalts-, Unfall- und Reiseversicherung an. Neben sofortiger Verfügbarkeit und flexiblem Versicherungsschutz legen wir großen Wert auf einen papierlosen und damit nachhaltigen Betrieb. Mit Hilfe der Technologie bieten wir unseren Anwendern transparente und einfach zu bedienende digitale Versicherungspolicen. Dies macht die Online-Schadensbearbeitung für unsere Kunden bequem und einfach, ohne dass sie sich mit Schadensprüfern oder Detektiven herumschlagen müssen.

Darüber hinaus bieten wir noch die Lifestyle-App Cherrisk Go an, die jeder nutzen kann, auch ohne eine Versicherung bei uns abzuschließen. Das Prinzip ist einfach: Wer sich bewegt, sammelt Bonuspunkte, so genannte Cherries. Diese können die Nutzer dann an wohltätige Organisationen spenden oder gegen Produkte eintauschen.

Aktuell kommt leider kaum ein Interview ohne Corona aus. Können Sie uns einen Einblick geben, wie stark Uniqa aktuell von der Corona-Krise betroffen ist? Wo entstehen zusätzliche Kosten und was sind die größten Herausforderungen?

Obwohl Cherrisk mit UNIQA als Marke eine starke Partnerschaft verbindet, können wir nur für uns selbst sprechen. Als die Pandemie ausbrach, haben wir, genau wie andere Unternehmen, zunächst auf Home Office umgestellt, um unsere Mitarbeiter zu schützen. Da unser Geschäftsmodell mit seiner Flexibilität und Kundennähe besser auf solche Herausforderungen reagieren kann, fiel uns die Umstellung leichter als vielleicht anderen Unternehmen, die solche flexiblen Strukturen noch nicht implementiert haben. Außerdem haben wir Wohltätigkeitsorganisationen in unsere GO-App integriert, die den Schwächeren in unserer Gesellschaft helfen und sie schützen.

Des Weiteren haben wir unseren Nutzern die Möglichkeit gegeben, trotz der Corona-Pandemie weiterhin Cherries zu sammeln. So haben wir jedem Nutzer, der täglich zu Hause geblieben ist, Bonuscherries gutgeschrieben. Mit den auf diese Weise gesammelten und gespendeten Cherries konnten wir eine Organisation unterstützen, die älteren Menschen beim Einkaufen hilft und sie mit Mahlzeiten versorgt. Die vielleicht größte Herausforderung dabei war es, so schnell wie möglich auf die veränderten Bedingungen zu reagieren.

… und hat Corona den Start von Cherrisk verzögert oder behindert?

Wir haben uns bewusst dazu entschieden, Anfang Juni mit Cherrisk zu starten. Obwohl der Start in Deutschland zu einem anderen Zeitpunkt geplant war, haben wir erkannt, dass ein Konzept wie unseres gerade jetzt einen echten Mehrwert für die Menschen bietet. Es gibt ihnen nicht nur die Möglichkeit zum Umdenken, sondern auch die Chance, ihr Leben – und das Leben anderer – ohne großen Mehraufwand nachhaltig zu verbessern.

Trotz Corona-Zeiten launchen Sie mit Cherrisk ein neues Angebot in Deutschland, mit dem Sie Haushalts-, Unfall- oder Reiseversicherungen für eine junge Zielgruppe anbieten wollen. Was macht diese Zielgruppe so interessant? Und muss man diese anders ansprechen als „ältere“ Versicherungsnehmer?

Unsere Zielgruppe ist weniger durch das Alter als durch Verhaltensweisen und Präferenzen definiert. Wir wollen allen, die ihre Versicherungen bequem digital verwalten möchten, statt in einem überfüllten Kundenzentrum Schlange zu stehen, einen qualitativ hochwertigen Service bieten. Jeder, der über ein mobiles Endgerät verfügt, kann die Versicherungsprodukte abschließen und vom Smartphone aus die GO-Anwendung auf Android oder iOS nutzen. Diese Zielgruppe ist im Rausch der Online-Medien nur schwer zu erreichen, und sie haben spezifische Anforderungen an Service und Plattformen. Sie wollen transparente, schnelle und einfach zu bedienende Produkte und fallen nicht auf leere Versprechungen herein. Ihren Erwartungen gerecht zu werden, ist ein wichtiger Antrieb in unserer täglichen Arbeit.

Teil von Cherrisk ist eine Lifestyle-App, mit der junge Kundinnen und Kunden sogenannte Cherries sammeln können, um den Beitrag zu senken und „Goodies“ zu kaufen. Wie funktioniert das?

Für unsere Kunden haben wir speziell die Cherrisk GO-App entworfen. Diese Lifestyle-App können sie nutzen, auch ohne eine Versicherung bei uns abzuschließen. Die Reaktion in Deutschland war besser, als wir erwartet haben: Bereits mehr als 6.000 Menschen haben die App heruntergeladen und nutzen sie täglich, obwohl wir gerade erst eine kleine Testkampagne gestartet haben. Wir treffen hier ein Bedürfnis, denn mehr als 10 Prozent der neuen User kommen über Empfehlungen. Unser Konzept ist einfach: Wir wollen, dass unsere Nutzer spielerisch einen gesunden Lebensstil etablieren und dabei Spaß haben. Das heißt, jeder, der läuft, joggt, mit dem Fahrrad unterwegs ist oder Auto fährt, ohne auf das Smartphone zu schauen, wird von uns mit so genannten Cherries belohnt. Bei der App fungieren Cherries als eine Art digitale Währung. Unsere Nutzer können sie gegen Produkte eintauschen, diese vergünstigt bekommen oder wohltätige Organisationen unterstützen.

Genauso kann man die Cherries auch nutzen, um unsere Versicherungen vergünstigt zu erhalten. Wenn unsere Kunden also darüber nachdenken, in den Urlaub zu fahren, können Sie ihre Kirschen am Tag der Abreise für eine spezielle Reiseversicherung verwenden. Aktuell unterstützen wir mit Cherrisk GO drei Wohltätigkeitsorganisation aus Deutschland. Diese freuen sich ungemein über die Cherries, die bereits an sie gespendet wurden. In Ungarn unterstützen wir seit unserem Launch bereits 21 Projekte und möchten natürlich auch in Deutschland diesen Erfolg wiederholen. Auf diese Weise ist es für jeden leicht, Gutes zu tun – nicht nur für sich selbst, sondern auch für andere, indem man nicht sein Geld, sondern seine Zeit und sein selbstschützendes Verhalten spendet.

Warum dieser Gamification-Ansatz bei Versicherungen? Wird dieser künftig im Versicherungsvertrieb wichtiger?

Wir sind davon überzeugt, dass Gamification und das Belohnungssystem mit Cherries gute Ansätze sind, damit Menschen auf einfache Weise und mit Spaß gesunde Verhaltensweisen etablieren. Den erhobenen Zeigefinger oder Bestrafungen gibt es bei uns nicht. Bei der App geht es vorrangig auch nicht darum, Versicherungen zu verkaufen, sondern dass die Nutzer profitieren – auch wenn das vielleicht Auswirkungen auf die ganze Industrie hat. Ganz egal, wo der Versicherungsnehmer seine Versicherung abschließt: Lebt er oder sie gesünder, profitieren alle davon – der Versicherungsnehmer, die Versicherung und die Gesellschaft.

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Was für den Verkauf von Versicherungen in Zukunft wichtiger werden wird, ist, wie gut sich die Produkte selbst an das eigene, möglicherweise weniger konstante Leben anpassen und wie einfach das Produkt funktioniert. Wenn ich erst komplizierte Briefe hin und her schreiben muss, zeitraubenden Kontakt brauche, nur um ein teures Fahrrad mitversichern zu lassen, ein neues Familienmitglied aufzunehmen oder den Umzug in eine größere Wohnung in Rechnung stellen zu lassen, ist es immer noch fraglich, ob das Produkt selbst in mein Leben passt. Es ist also weniger der Gamifikationaspekt, der in Zukunft eine größere Rolle spielen wird, als die Anpassungsfähigkeit der Produkte und der Branche selbst.

...wir haben eine gute Schadenquote

Versicherungsbote: Eine neue Marke muss erst einmal dem Kunden bzw. der Kundin bekannt werden. Sind Marketing-Offensiven geplant? Auf welchen Kanälen, wenn junge Menschen erreicht werden sollen?

Krisztián Kurtisz: In Ungarn haben wir sehr aktive Nutzer, die sich über Facebook austauschen, Anregungen geben und auch Produkte testen. Wir haben dort einen sehr direkten Kontakt zu unserer Community und wünschen uns das auch für Deutschland. Natürlich planen wir auch gut durchdachte, mehrmonatige Marketingmaßnahmen auf verschiedenen Kanälen, mit denen wir nicht nur die jüngere Zielgruppe erreichen, sondern alle Menschen, für die unsere Produkte und die App interessant sind.

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Sie schreiben, Cherrisk setze in der Schaden-Abwicklung auf die Ehrlichkeit seiner Nutzer und verzichtet auf bürokratische Kontroll- und Ermittlungsstrukturen im Schadensfall. Worauf verzichten Sie, was normalerweise bei einem Schaden geprüft wird?

Vertrauen ist wichtig, keine Frage. Aber wir setzen vor allem auf technische Lösungen und Fachexperten. Damit stellen wir sicher, dass wir das Geld der Risikogemeinschaft nur dort verwenden, wo tatsächliche Versicherungsfälle vorliegen. Der Schlüssel dazu ist, dass wir schnell sind, gut kommunizieren und flexible, digitale Lösungen anbieten. Aus unserer Sicht muss niemand sich von der Arbeit freistellen lassen, nur um seine Ansprüche persönlich zu bearbeiten. Darum ist der Prozess, wie wir Versicherungsfälle bearbeiten, so weit wie möglich automatisiert. Wo aber nach wie vor die menschliche Interaktion benötigt wird, sorgen wir dafür, dass es mit Hilfe der Technologie eine vollständig digitale und passenden Lösung für unsere Kunden gibt. Unsere Kundenbetreuer sind deshalb nicht nur während der regulären Bürozeiten, sondern auch bis spät in die Nacht und über das Wochenende bequem per Chat oder Telefon erreichbar.

…und wie verhindern Sie Versicherungsbetrug, wenn Sie auf aufwendige Prüfungen verzichten?

Zu Beginn meiner Karriere habe ich mehr als zehn Jahre als Claim-Manager in verschiedenen Unternehmen gearbeitet. Dort habe ich bemerkt: Betrugsprävention beginnt nicht erst beim Claim Management. Vielmehr geht es um die Überprüfung des Schadenmeldeprozesses und der Dokumente selbst. Bei CHERRISK haben wir all diese Prozesse vollständig digitalisiert. Natürlich zahlen wir nicht jeden einzelnen Schaden aus, ohne die Fakten doppelt zu prüfen. Wir sind dafür verantwortlich, auf das Geld der Risikoteilungsgemeinschaft zu achten, und diese Aufgabe nehmen wir sehr ernst. Unsere Schadensexperten sind mit der notwendigen Technologie ausgestattet und können anhand von Protokollen, Fotos und Videos, die vom Kunden zur Verfügung gestellt werden müssen, der einen Anspruch einreicht, die Fakten überprüfen.

Interessanterweise haben wir in Ungarn von Anfang an festgestellt, dass unsere Schadensquote besser ist als die einer traditionellen Versicherungsgesellschaft. Wir vermuten, dass der Grund unter anderem darin liegt, dass wir unseren Kunden vertrauen. Ein anderer Grund liegt möglicherweise darin, dass Betrüger bei uns nicht in der Lage sind, einen Betrug auf traditionelle Weise durchzuführen.

Der Versicherungsbote hat seinen Schwerpunkt bei Versicherungsmaklern. Können deutsche Makler mit Cherrisk kooperieren - und wie? Welche Vertriebsstrukturen haben Sie aktuell hierzulande bzw. sind noch geplant?

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Ohne Frage sind das gerade für Versicherungsmakler spannende aber auch herausfordernde Zeiten. Früher gab es eine überschaubare Anzahl an großen Versicherungsanbietern und auch das Angebot war meist übersichtlich. Jetzt gibt es viele kleinere Anbieter, es gibt Fintechs, es gibt Apps, alles ist viel schneller. Darum müssen Makler auch den Markt kennen und verstehen, dass die junge Zielgruppe andere Bedürfnisse hat und anders tickt. Aus diesem Grund sind wir hier auch offen für Kooperationen mit digitalen Maklerplattformen.

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