In der vergangenen Woche rauschten Dow Jones und Dax rasant nach unten. Der Dow Jones verlor am 06. Februar so viel wie nie zuvor an einem Tag: Stolze 1.175 Punkte gab der US-Aktienindex ab. Und auch der Dax musste wenige Tage später ein Minus von elf Prozent verkraften. Zwar haben sich die Aktienmärkte wieder stabilisiert: Der Dax legte zur Eröffnung am Mittwoch 0,8 Prozent auf 12.294 Punkte zu. Dennoch bleibt die Frage nach den Ursachen für die teils heftigen Kursstürze.

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Fonds für “gemanagte Volatilität“

Britische Analysten gehen davon aus, dass auch Versicherer das Börsenbeben mitverursacht haben könnten. Demnach haben viele Lebensversicherer im Kampf gegen den Niedrigzins in Fonds investiert, die eine sogenannte gemanagte Volatilität versprechen. Der Nachteil dieser Fonds: Wenn die Kurse an den Börsen stark schwanken, stoßen sie riskante Positionen schnell ab, üblicherweise wenn sie stark einbrechen. Und befeuern somit eine Art selbsterfüllende Prophezeiung, weil sie selbst panikartige Verkäufe in großer Zahl tätigen.

Laut dem weltgrößten Hedgefonds Bridgewater sind bereits 350 Milliarden US-Dollar in solche Fonds investiert, berichtet das „Handelsblatt“ mit Berufung auf die britische „Financial Times“. Und tatsächlich hätten diese Fonds in den Tagen der Kursstürze Aktienindex-Futures im Wert von 80 bis 100 Milliarden Dollar verkauft, berichtet Aaron Sarfatti von der Unternehmensberatung Oliver Wyman.

Anlageexperten der Versicherer sehen "natürliche Korrektur" an den Aktienmärkten

Eine Interpretation, die die Branche freilich von sich weist. Klaus Wiener, Chefvolkswirt beim Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), meldete sich privat bei „Twitter“ zu Wort. „Aktien korrigieren, weil Zinsen von historisch niedrigen Niveaus aus steigen und (US-)Aktien so teuer sind wie seit der dot-com Blase nicht mehr. Versicherer bemühen sich um planbare & stabile Erträge; Hochfrequenzhandel gehört nicht zum Geschäftsmodell“, twitterte Wiener am Dienstag.

Ähnlich äußerte sich Andree Moschner, Chef-Anlagestratege der Ergo. Auch er sieht in den kurzzeitigen Kursstürzen eine natürliche Korrektur auf einem überhitzten Aktienmarkt. “Wir sehen derzeit eine Korrektur. Das haben wir zwar seit vielen Monaten nicht mehr erlebt, gehört aber zum klassischen Börsenleben dazu. Die Korrektur fällt etwas heftiger aus als erwartet“, sagte Moschner am Sonntag ebenfalls dem „Handelsblatt“ (der Versicherungsbote berichtete).

Moschner reagierte gelassen auf das Börsenbeben - und kündigte an, dass die Ergo ihren Anteil an Aktien deutlich ausbauen wolle. “Im vergangenen Jahr lag unsere Aktienquote im Durchschnitt bei etwa 3,5 Prozent. Wir wollen sie um zehn bis 15 Prozent auf etwa vier Prozent erhöhen. In der Sachversicherung streben wir zehn Prozent an”, sagte Moschner. Er erwarte, dass die weltweit gute Konjunktur und steigende Unternehmensgewinne auch für steigende Aktienkurse sorgen werden.

Manipulation durch Scheinkäufe?

Derweil gibt es eine neue Theorie. Die Turbulenzen an den Finanzmärkten seien auch auf Manipulationen eines an den Börsen vielbeachteten "Angstbarometers" zurückzuführen, so schrieb US-Anwalt Jason Zuckerman am Montag an die Finanzregulierungsbehörde CFTC. Das habe ihm ein Whistleblower gesteckt. Über die Vorwürfe berichtete am Dienstag die "Financial Times".

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Demnach hätten findige Manipulatoren mithilfe ausgefeilter Algorithmen den Angstindex "Vix" manipuliert, indem sie überteuerte Scheinangebote auf Optionsgeschäfte abgegeben hätten, ohne diese Transaktionen abzuschließen. "Vix" ist ein Volatilitätsindex, der kurzfristige Schwankungsintensitäten zum Aktienindex der 500 größten börsennotierten US-Unternehmen ausweist. Durch die Manipulation seien Kleinanleger und institutionelle Investoren um Milliarden US-Dollar betrogen worden. Die Chicagoer Börse wies die Vorwürfe zurück.

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