Versicherungsbote: In diesem Jahr hat die Huk-Coburg ihren Ausstieg aus Vergleichsportalen angekündigt. Wie bewerten Sie diesen Schritt?

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Wolfgang Schütz: Wir haben auch in Zukunft einen umfangreichen Kfz-Versicherungsvergleich, selbst wenn wir die Tarife der HUK Coburg nicht mehr anbieten können. 4 der 5 besten Direktversicherer im aktuellen Test des Deutschen Instituts für Service-Qualität (DISQ, 09/2017) erscheinen weiterhin bei Verivox.

Den Schritt der HUK Coburg bedauern wir. Aber vor einigen Wochen starteten zwei neue Digital-Versicherer – Friday und Nexible – den Vertrieb über Verivox. Das zeigt, wir sind ein attraktiver Vertriebskanal. Und wir stehen weiter allen Versicherern offen.

Mit dem Ausstieg der Huk-Coburg sind die beiden stärksten Anbieter im Bereich der Kfz-Versicherung nicht mehr direkt auf Vergleichsportalen vertreten. Wie marktgerecht ist ein Vergleich ohne die beiden Platzhirsche?

Als Makler ist Verivox zum best advice verpflichtet und den Auftrag erfüllen wir vollständig. Das heißt, wir bieten allen Autofahrern einen Marktüberblick, der attraktiv nach Preis und Leistung ist. Bei über 20 Merkmalen, die für den Versicherungsbeitrag eine Rolle spielen, gibt es nicht den einen günstigsten Versicherer. Top-Platzierungen verteilen sich auf zahlreiche Anbieter.

Anhand zahlreicher Leistungsfilter und Erklärtexte, via Chat und telefonischem Kundenservice beraten wir den Kunden auch umfangreich. So bekommt jeder Autofahrer den Tarif, der zu seinen Wünschen passt.

Im Gegensatz zu klassischen Offline-Maklern, die mehrheitlich auch keine Tarife der HUK Coburg anbieten, finden Kunden bei uns zahlreiche günstige Direktversicherer.

Werden Kfz-Versicherungen Ihrer Erfahrung nach eher über den Preis oder die Leistung abgeschlossen?

Die Suche nach dem besten Preis ist oft der wichtigste Impuls für eine Internet-Recherche. Das zeigen Forschungsergebnisse wie der YouGov-Report über die Wechseltätigkeit 2016 oder die Studie „Konsumenten verstehen“ von Professor Thomas Knieper, Universität Passau.

Beim tatsächlichen Abschluss einer Versicherung spielen gute Leistungen ebenfalls eine wichtige Rolle. Mehr als ein Drittel aller Nutzer schließt zum Beispiel bei Verivox den Tarif ab, den wir als Preis-Leistungs-Sieger oder als Leistungssieger ermitteln und kennzeichnen.

Was hat sich generell im Geschäft mit Autoversicherungen in den vergangenen Jahren geändert?

Ein wichtiger Teil des Wandels sind und bleiben die Vergleichsportale. Wir haben den Markt transparent gemacht und sind eine der wichtigsten Anlaufstellen für alle, die eine neue Autoversicherung suchen. Selbst wenn Nutzer danach zu ihrem Vermittler gehen, sind sie doch deutlich besser informiert als früher.

Wir erhalten von den Versicherern Anfragen zu den Tarifnoten, die wir vergeben. Um bessere Noten zu erhalten, erhöhen die Anbieter teilweise ihre Leistungen. Wir können sagen, dass sich dank unserer Transparenz die Tariflandschaft über die Jahre verbessert hat. Den positiven Wettbewerbseffekt der Vergleichsportale hat Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamtes, für den Energiebereich ausdrücklich unterstrichen.

Für den Verbraucher runden wir unser Angebot immer weiter ab – mit zusätzlichen Services. Schon heute erleichtern wir die Kündigung des Altvertrages oder bieten Hilfe im Schadenfall – in Zusammenarbeit mit der Hüsges Gruppe. Immer mehr zum Kümmerer für den Kunden zu werden, dort muss die Reise der Vergleichsportale hingehen.

Ansonsten schauen wir gespannt, welche Lösungen Fintechs, die digitalen Angreifer der klassischen Versicherer, am Markt etablieren. Ein monatliches Kündigungsrecht, eine Schadenregulierung innerhalb weniger Stunden oder das flexible Hinzubuchen eines weiteren Fahrers – solche Angebote helfen dem Kunden. Wir hoffen auf weitere neue kundenfreundliche Lösungen.

Wie hat sich die Zahl der Abschlüsse über Ihr Portal entwickelt?

Wir vermitteln jährlich eine sechsstellige Zahl von Versicherungsverträgen.

Welche Rolle werden Ihrer Meinung nach Telematik-Lösungen in Zukunft spielen?

Telematik scheint am Scheideweg. 10 Versicherer bieten aktuell diese Tarife an, darunter die beiden Marktführer. Wann wenn nicht jetzt könnte sich die Telematik durchsetzen. Wir haben Modellfälle ausgewertet: Es gibt heute mehr günstige Telematik-Angebote als vor einem Jahr. Mit dem höchstmöglichen Rabatt liegen einige Preise klar unter den günstigsten Tarifen ohne Telematik. Wer übers Jahr vorsichtig fährt, bekommt am Ende – je nach Anbieter - maximal 40 Prozent Rabatt auf den Originalpreis.

Andererseits: Telematik soll zum vorsichtigen Fahren verleiten. Nur dadurch können Versicherer solche hohen Rabatte gewähren. Aber ob die Schadenkosten so stark sinken und die Rabatte auf Dauer so hoch bleiben, ist fraglich.

Bei Versicherern, die in früheren Jahren Erfahrungen mit Telematik-Tarifen gesammelt hatten, verspüren wir kein großes Interesse mehr an dem Thema. Wenn das autonome Fahren kommt, werden sich außerdem viele Versicherer überlegen, ob Telematik-Tarife noch der Zukunftsansatz sind.

Die Höhe des Durchschnittsschadens hat in den letzten Jahren zugelegt. Worin sehen Sie die Ursachen?

Heute wird deutlich mehr Technik in den Autos verbaut. Selbst Kompaktwagen sind oft mit Park-Piloten, automatischer Distanzregelung (ACC) oder Spurhalteassistenten unterwegs. Die Fahrassistenzsysteme schaffen Sicherheit und senken in vielen Fällen auch die Schadenhäufigkeit. Der einzelne Schaden wird aber deutlich teurer.

Ein kleiner Schaden am Stoßfänger konnte früher einfach gerichtet und lackiert werden. Heute sind überall Sensoren verbaut und die müssen kalibiriert oder ausgetauscht werden. Dafür ist in der Werkstatt neue Technik notwendig.

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Die Fragen stellte Jenny Müller