Versicherungsbote: Das Geschäft in der Krankenvollversicherung stagniert. Auch 2015 sank die Zahl der Privatpatienten erneut um 47.100 Personen auf nun 8,79 Millionen Vollversicherte, zusätzlich setzt der Niedrigzins die Versicherer unter Druck. Wie entwickelt sich aktuell das PKV-Neugeschäft der HUK Coburg in dieser schwierigen Lage?

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Holger Brendel: Konkrete Zahlen nennen wir erst, wenn das Geschäftsjahr beendet ist. Was wir derzeit sagen können ist, dass wir auch in diesem Jahr ein recht erfreuliches Neugeschäft verzeichnen. Seit der Aufnahme des Geschäftsbetriebs im Jahr 1990 erreichte unsere HUK-COBURG-Krankenversicherung Jahr für Jahr weit überdurchschnittliche Zuwachsraten und hat sich bereits 2013, gemessen an der Zahl der Vollversicherten, auf Rang 6 der gut 50 deutschen privaten Krankenversicherer vorgearbeitet.

Was sind aus Ihrer Sicht die Gründe für das schwächelnde Neugeschäft in der PKV-Sparte? Hat die private Krankenversicherung ein Imageproblem, etwa durch einseitig kritische Berichterstattung in den Medien?

Ein grundsätzliches Imageproblem sehen wir hier nicht. Als Unternehmen sind wir mit der Entwicklung in diesem Bereich durchaus zufrieden.

Daran anknüpfend: Müssen die Privatversicherer selbstbewusster ihre Qualitäten herausstellen? Tut die Branche aus Ihrer Sicht genug, um für sich selbst zu werben?

Diese Frage müsste sicherlich der Verband der deutschen Krankenversicherer beantworten.

Branchenexperten warnen vor steigenden Beiträgen in der PKV, auch mit Blick auf den sinkenden Rechnungszins im kommenden Jahr. Müssen Ihre Kunden zum Jahreswechsel 2017 mit Beitragssprüngen rechnen – oder können Sie die Prämien stabil halten?

Dazu werden wir uns zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht äußern.

Die Niedrigzinsphase wird noch eine Weile anhalten und setzt die PKV-Sparte unter Druck. Wie stellt sich die HUK Coburg in der Privaten Krankenversicherung auf das schwierige Marktumfeld ein?

Unsere Produkte sind sehr wettbewerbsfähig. Unser Zuwachs zeigt, dass wir damit auf dem richtigen Weg sind.

Mit der Bundestagswahl könnte das Thema „Bürgerversicherung“ auch wieder aktuell werden. Bitte nennen Sie drei Gründe, weshalb es ohne die PKV trotzdem nicht geht.

Wir sind überzeugt, dass das deutsche Gesundheitswesen mit einem Nebeneinander von gesetzlicher und privater Krankenversicherung besser fährt als mit einer Einheitsversicherung. Hierzu genügt bereits ein Blick auf unsere Nachbarn in Europa: Nirgendwo gibt es eine so ausgeprägte Zwei-Klassen-Medizin wie in jenen Staaten, die formal ein einheitliches Versorgungssystem haben. Altersgrenzen für Behandlungen, lange Wartelisten, sowie ein hoher Eigenanteil für die Patienten sind schlechte Folgen einer Bürgerversicherung.

Das Gesundheitssystem hierzulande hat sich mit dem Nebeneinander von privater und gesetzlicher Krankenversicherung bewährt. Es fördert eine qualitativ hochwertige und innovative medizinische Versorgung. Außerdem zeigen Studien, dass die Versicherten mit der Parallelität der System sehr zufrieden sind. Die privat Versicherten liegen mit einer Zufriedenheit von 96 Prozent vor den gesetzlich Versicherten mit 86 Prozent. Das ergab eine Studie des PKV-Verbandes, die in der Verbandszeitschrift „PKVpublik“ im April 2012 veröffentlicht wurde.

Wachstumstreiber sind die Krankenzusatzversicherungen. Können diese Einbußen in der Vollversicherung auffangen?

Wir gehören zu den Unternehmen, die auch in der Vollversicherungen noch Zuwächse erreichen.

Die private Pflegezusatzversicherung bleibt eine Nische, obwohl hier ein immer größerer Bedarf besteht. Umfragen zeigen, dass die Bürger Angst vor den Folgen der Pflegebedürftigkeit haben, aber trotzdem nicht finanziell vorsorgen. Was läuft denn in Sachen Pflegevorsorge schief?

Das Risiko Pflegebedürftigkeit wird von vielen Bürgern verdrängt. Es liegt die Annahme vor, dass ein Pflegefall erst im Alter eintreten kann und in jungen Jahren kein „Pflegerisiko“ besteht. Die Absicherung wird in die ferne Zukunft verschoben. Zudem löst das Thema negative Gefühle aus und ist vielen Kunden unangenehm.

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In den Medien wird gegebenenfalls auch nicht deutlich genug dargestellt, in welcher Höhe Lücken verbleiben, auch wenn die Pflichtpflegeversicherung ihren Anteil geleistet hat. Hier ist Aufklärungsarbeit und ausführliche Informationen der Bürger und Kunden gefragt.