Eine zweite Expertenmeinung kann Sicherheit und Orientierung geben. Warum wird sie dennoch so oft nicht in Anspruch genommen? Dafür macht die psychologische Beraterin der SBK, Beate Landgraf, mehrere Gründe aus. Zum einen hätten viele Patienten einen zu großen Respekt vor „dem Halbgott in Weiß“, daher fällt es ihnen schwer, den Mediziner in Frage zu stellen. Darüber hinaus haben viele Patienten ein Vertrauensverhältnis zu ihrem Arzt aufgebaut. Dieses wollen sie mit dem Einholen einer Zweitmeinung nicht zerstören. Dies hält Landgraf für falsch verstandene Loyalität, gute Ärzte nähmen ein Hinterfragen nicht persönlich.

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Zweitmeinung kann zu gezielterer Therapie führen

Ein weiterer Grund könnte Vermeidung sein, denn eine negative Diagnose stellt sowohl aus psychischer als auch aus medizinischer Sicht eine große Herausforderung dar. Eine Zweitmeinung könnte die schlechte Nachricht bestätigen oder eine gar noch schlechtere Nachricht zur Folge haben. Ein ängstlicher Patient neigt dazu, dies zu vermeiden. Auch können Zeitmangel und die mangelnde Bereitschaft, sich bei einem weiteren, unbekannten Arzt komplizierten Untersuchungen zu unterziehen, eine Rolle spielen.

Vor allem bei schweren Erkrankungen lohnt es, sich umfassend beraten zu lassen. Von einer Zweitmeinung können Patienten nur profitieren. „Mehr Informationen können zu gezielteren Therapien führen“, wirbt Landgraf. Bei einer Krebserkrankung oder vor einer Rücken-OP sei dies längst üblich. Patienten sollten sich trauen, auch bei anderen Erkrankungen einen zweiten Arzt zu Rate zu ziehen.

SBK

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