Letzten Freitag hat Lars Backstrom, seines Zeichens Engineering Manager for Newsfeed Ranking bei Facebook, das Ende des sogenannten EdgeRank bekannt gegeben und erklärt, dass an dessen Stelle ein neuer Facebook-Algorithmus integriert wird. Was bedeutet, dass es ab jetzt neue Regeln gibt, die entscheiden ob ein Beitrag im Newsfeed angezeigt wird oder nicht.

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Wenn Sie gerade das erste Mal davon hören, dass Facebook die Sichtbarkeit von Beiträgen beeinflusst und es empörend finden, dass nicht jedem Fan Ihrer Fanseite jeder Beitrag im Newsfeed anzeigt, dann müssen Sie immer bedenken, Ihre Fans erhalten nicht nur von Ihnen Inhalte. Denn durchschnittlich hat ein Facebooknutzer 342 Freunde und ist Fan von 89 Seiten bzw. Gruppen. Wenn also jeder Inhalt (Beiträge, Likes, Kommentare etc.) im Newsfeed anzeigt wird, dann würden stets mehrere Hundert bis über Tausend Informationen auf einen Nutzer warten. Es gäbe somit eine Informationsflut, welche weder im Sinne des Nutzers, noch einer Fanseite sein kann.

Aus diesem Grund (und natürlich auch aus Werbezwecken) hat Facebook schon vor Jahren entschieden einen Algorithmus zu entwickeln, der dafür sorgt, dass Nutzer in Ihrem Newsstream immer die Inhalte vorfinden die sie auch wirklich interessieren, den so genannten EdgeRank. Dieser stufte jeden Beitrag aufgrund von 3 Faktoren ein.

  • Relevanz, beschreibt meine Beziehung zu Freunden bzw. Seiten auf Facebook. (Interagiere ich oft mit den Inhalten eines Freundes bzw. einer Seite, so hab ich eine höhere Affinität zu ihnen und ihre Beiträge werden mir eher angezeigt.)
  • Gewichtung, beschreibt die Art des Inhaltes (Sogenannte Rich Media Inhalte wie bspw. Bilder oder Videos werden besser bewertet, als bloße Statusmeldungen und somit auch eher angezeigt.)
  • Aktualität, beschreibt den Zeitpunkt der Veröffentlichung (Je aktueller ein Beitrag ist, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass er angezeigt wird.)

Der EdgeRank, der bisher eine Formel aus mit 3 Faktoren war, wird nun also vom Facebook-Algorithmus abgelöst, der eine Formel mit über 100.000 Variablen ist. Laut Facebook werden die Faktoren „Relevanz“, „Gewichtung“ und „Aktualität“ zwar weiterhin maßgeblich sein, allerdings kommen neue Funktionen hinzu, die zum Teil einen gleichwertigen Einfluss besitzen. Wie genau der Algorithmus funktioniert bleibt natürlich geheim. Allerdings ist Facebook gleichzeitig bemüht etwas Transparenz zu schaffen und stellte schon Anfang August 2 Funktionen vor, welche aktuell integriert werden und die Sichtbarkeit von Beiträgen stark beeinflussen.

Story-Bumping

Diese Funktion sorgt dafür, dass Beiträge, welche ich bei einem vorherigen Besuch nicht wahrgenommen habe, die aber in der Zwischenzeit weiterhin viele Interaktionen erzeugten, mir noch einmal angezeigt werden. Sie sind somit zwar älter, aber aufgrund der beständig vielen Likes, Kommentare oder Teilungen, stuft sie Facebook als relevant ein.

Last Actor

Hierbei analysiert Facebook die letzten 50 Interaktionen (Likes, Kommentare und geteilten Inhalte) eines Nutzers mit einer Seite bzw. einem Freund. Wenn von dieser Quelle ein weiterer Beitrag veröffentlicht wurde, dann steigt die Wahrscheinlichkeit, dass auch dieser angezeigt wird. Denn Facebook geht davon aus, dass Quellen mit denen ich zuletzt interagierte, eine höhere Relevanz besitzen, als weiter zurückliegende.

Was bedeutet das alles nun für Sie?

Für Ihr privates Profil ändert sich eigentlich nichts, außer, dass Sie jetzt vielleicht besser verstehen warum Ihnen diese und jene Beiträge angezeigt werden bzw. wie Sie den eigenen Newsstream optimieren können. Die einfache Lösung und fast schon eine Metapher auf das Leben ist: Interagieren Sie mit Menschen und Inhalten, die Ihnen wichtig sind.

Für Sie als Betreiber einer Fanseite ändert sich insofern etwas, dass die Optimierung von Facebook-Inhalten noch schwerer wird als bisher. Was man sehen kann ist die Tatsache, dass der Zeitpunkt an dem Sie einen Beitrag veröffentlichen, immer unbedeutender wird, dafür aber die Interaktionen in verschiedenster Art und Weise an Einfluss gewinnen. Grundlegende Tipps wie „Posten Sie Rich Media Inhalte, anstatt reinen Text“ haben zwar weiterhin Bedeutung, aber verlieren im Vergleich an Einfluss. Was wahrscheinlich darauf zurückzuführen ist, dass es mittlerweile zum Standard gehört und man sich somit nicht mehr unterscheidbar macht.

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Abschließend kann wohl nur festgehalten werden: Betrachtet man sich die beiden neuen Funktionen genauer, dann muss man ganz klar sagen: Relevanz schlägt Aktualität. Und dies wird wohl auch die Zukunft von Facebook sein.

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