Über 4 Millionen Pflegebedürftige und extremer Pflegenotstand: Ein Szenario, vor dem das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Köln bereits 2018 eindringlich warnte (Versicherungsbote berichtete).
Die Nachrichten über den Pflegenotstand reißen seitdem nicht ab. Erst kürzlich versuchte Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD), Pflege-Kräfte in Brasilien anzuwerben.

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Doch obwohl die Nachrichten über den Pflegenotstand kaum abreißen, hat unter den 60- bis 70-Jährigen erst jeder Dritte Maßnahmen für den Pflegefall ergriffen, so ein Teilergebnis der Untersuchung 'VorSORGE - Wie die Bevölkerung auf den demografischen Wandel vorbereitet ist', die von der Bertelsmann-Stiftung veröffentlicht wurde.

Demnach gehen fast drei Viertel der 50- bis 70-Jährigen in der Befragung davon aus, dass Angehörige die Pflege zumindest teilweise übernehmen. 62 Prozent dieser Altersgruppe denken, dass der jeweilige Partner einen Teil der Pflege abdecken wird, 46 Prozent geben an, dass sich auch die eigenen Kinder beteiligen werden. Finanziell schlechter gestellte Personen rechnen für den Pflegefall deutlich seltener mit der Unterstützung durch die Familie, unter ihnen ist auch die Angst vor Einsamkeit im Alter besonders stark verbreitet.

Nutzung technischer Hilfsmittel im Wohnumfeld

Obwohl die meisten Menschen möglichst lange in ihrem eigenen Zuhause wohnen bleiben möchten, bezeichnen nur gut 17 Prozent der 50- bis 70-Jährigen ihre eigene Wohnsituation als altersgerecht. Je weniger Geld die Befragten zur Verfügung haben, desto seltener nutzen die Menschen technische Hilfsmittel, die ihnen im Alter das Leben erleichtern könnten. Nur 27 Prozent kommunizieren über Videotelefonie mit ihren Angehörigen (Besserverdienende: 45 Prozent). Roboter im Haushalt oder Garten nutzen 10 Prozent (Besserverdienende: 20 Prozent). Ganz ähnlich verhält es sich mit der Übermittlung medizinischer Daten oder Videosprechstunden mit dem Arzt, die bisher jedoch allgemein nur sehr selten in Anspruch genommen werden.

Über die Studie:

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Für die Studie hat die Bertlesmann-Stiftung gemeinsam mit dem Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung individuelle Strategien im demografischen Wandel herausgearbeitet. Das Institut für Demoskopie Allensbach führte auf dieser Grundlage 1.234 Interviews mit einem repräsentativen Querschnitt der 16- bis 70-jährigen Bevölkerung durch.

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