Die Coronakrise hat den Versicherern vor allem im Neugeschäft mit Lebensversicherungen und in der betrieblichen Altersvorsorge zugesetzt. Der Vertragsbestand in der Lebensversicherung sank 2020 von 87,1 Millionen auf 86,0 Millionen, was ein Minus von 1,3 Prozent bedeutet. Ebenfalls ein leichtes Minus ist in der betrieblichen Altersvorsorge zu beklagen, auch wenn hier unter dem Strich nur circa 100.000 Verträge verloren gingen. Der Vertragsbestand in bAV reduzierte sich um 0,2 Prozent auf 16,2 Millionen Policen. Das geht aus vorläufigen Zahlen hervor, die der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) am Mittwoch veröffentlicht hat.

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Das Neugeschäft kriselt

Dass unter dem Strich Verträge verloren gingen, liegt vor allem am schwächelnden Neugeschäft in der Leben-Sparte. Die Zahl neu abgeschlossener Verträge ist um gut 12 Prozent gesunken, wie Verbands-Präsident Wolfgang Weiler auf der Jahresmedienkonferenz 2021 des GDV berichtet. Konnten im letzten Jahr noch 5,2 Millionen Neuverträge an den Mann bzw. die Frau gebracht werden, waren es 2020 nur 4,9 Millionen: Pensionskassen und Fonds mit eingerechnet.

Noch stärker ging das Neugeschäft in der betrieblichen Altersvorsorge zurück. Die Zahl neu abgeschlossener Verträge sank gegenüber dem Jahr 2019 um -17,9 Prozent. Für die rückläufigen Zahlen macht Weiler die Corona-Pandemie direkt mit verantwortlich. Beratungsgespräche seien weggefallen bzw. verschoben wurden - „Naturgemäß leidet die Durchführung von Beratung in den Betrieben besonders unter den aktuellen Einschränkungen“, erklärte er.

Branchenzahlen Lebensversicherung und private Krankenversicherung 2020, vorläufige Zahlengdv.de

Zu ergänzen wäre, dass die Leben-Branche auch im Jahr zuvor schon einen Vertragsschwund zu verzeichnen hatte. Im Jahr 2019 ging die Gesamtzahl der Leben-Verträge um 0,9 Prozent zurück. Die Coronakrise hat die Probleme der Lebensversicherer lediglich verschärft: der anhaltende Niedrigzins, teils hoch verzinste Altbestände, regulatorische Vorschriften und auch die kritische Berichterstattung in vielen Medien sorgte zuvor schon für Krisenstimmung.

Dagegen sieht es bei den Beiträgen schon freundlicher aus. Erzielte die Leben-Sparte im Jahr 2019 noch ein sattes Einnahme-Plus von über elf Prozent, verzeichneten Lebensversicherer, Pensionskassen und Pensionsfonds im Krisenjahr 2020 ein Minus von 0,4 Prozent auf knapp 103 Milliarden Euro Bruttobeitrag. Die laufenden Beiträge gingen dabei um 1,0 Prozent auf 64,4 Milliarden Euro zurück, während die Einmalbeiträge um 0,4 Prozent auf 38,3 Milliarden Euro zulegten. “Dass wir das Niveau weitgehend halten konnten, sehen wir als klaren Vertrauensbeweis unserer Kunden in die Zukunftsfähigkeit der Lebensversicherung”, sagte Weiler.

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Versicherer insgesamt robust

Blickt man auf alle drei Sparten, so sind die Versicherer insgesamt gut durch das Krisenjahr gekommen. Die Branche schloss das Geschäftsjahr mit einem Beitragszuwachs von 1,2 Prozent auf 220,1 Milliarden Euro ab. „Wenn wir uns das in vielerlei Hinsicht turbulente und wirtschaftlich schwierige Jahr 2020 anschauen und das starke Vorjahr berücksichtigen, dann sind wir mit dem Beitragsverlauf sehr zufrieden“, sagte Weiler. 2019 waren die Beiträge um 7,1 Prozent gewachsen.

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