Sportwagen, Immobilien, rauschende Partys: Der Dresdener Finanzdienstleister Infinus soll viele Kleinanleger um ihre Ersparnisse gebracht haben. Der 2. Strafsenat des Oberlandesgerichtes Dresden hat nun im Rahmen einer Haftprüfung angeordnet, dass die fünf inhaftierten Infinus-Manager weiterhin einsitzen müssen.

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„Nach Ansicht des Senats liegt der dringende Tatverdacht des mittäterschaftlich begangenen Betrugs durch vorsätzliches Betreiben eines Schneeballsystems vor“, heißt es in einer Pressemeldung des Gerichtes. Da weiterhin Fluchtgefahr bestehe und ein immenser Gesamtschaden befürchtet werden müsse, sei die Verhältnismäßigkeit der Untersuchungshaft weiterhin gegeben. Die nächste Haftprüfung soll in drei Monaten erfolgen.

Windige Geschäfte mit Lebensversicherungen

Bei den fünf Inhaftierten handelt es sich um ehemalige Vorstände und Ex-Aufsichtsratsmitglieder verschiedener Infinus-Gesellschaften. Sie waren nach einer groß angelegten Razzia der sächsischen Polizei im November 2013 inhaftiert worden. Die Razzia sorgte damals bundesweit für Schlagzeilen: Über 400 Beamte waren in Dresden, Stuttgart, Frankfurt, Traunstein, in der Nähe von Köln und in Salzburg bei rund 30 Firmen im Einsatz.

Nach Ansicht der Ermittler hatte der Infinus-Mutterkonzern Future Business KGaA ein Schneeballsystem etabliert, das langfristig zum Zusammenbruch führen musste. Wie das System funktionierte, wird in einer MDR-Reportage erklärt:

Demnach verkauften Privatanleger ihre Lebensversicherung über den Vermittler Infinus an die Anlagegesellschaft Fubus und erhielten als Gegenleistung riskante Finanzprodukte. Der Mutterkonzern investierte das Geld in Sachwerte wie Gold und Immobilien. Um an frisches Geld zu kommen, mussten die aufgekauften Lebensversicherungen beliehen werden, das heißt: bereits angespartes Kapital wurde aus den Verträgen herausgelöst. Und dieses Geld wurde wiederum in Lebensversicherungen der eigenen Mitarbeiter investiert.

So wurden Gewinne vorgetäuscht, die gar nicht vorhanden waren. Die Manager des Finanzunternehmens verprassten das Geld der Anleger angeblich für schnelle Autos, prächtige Villen und Partys. Das System konnte aber nur funktionieren, solange immer neue Kunden hinzukamen und ihr Geld der Infinus anvertrauten.

87,7 Millionen Euro bei Infinus-Mutterkonzern sichergestellt

Für die geschädigten Anleger gab es zuletzt gute Nachrichten. Infinus-Insolvenzverwalter Bruno M. Kübler gab im Dezember bekannt, dass mit 87,7 Millionen Euro rund die Hälfte des vermuteten Infinus-Restvermögens gesichert werden konnte. Noch in diesem Jahr können die Privatanleger auf eine erste Teilausschüttung ihrer Forderungen hoffen. Allerdings dürfte die erzielte Quote der rund 28.000 Infinus-Anleger bei höchstens 20 Prozent liegen. Der Großteil des investierten Geldes ist folglich verloren.

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Parallel zu der Gerichtsverhandlung in Dresden wurde ein Zivilprozess vor dem Amtsgericht Leipzig eröffnet. In dem Musterprozess fordert ein geschädigter Anleger Schadensersatz für seine Verluste. Der Vorwurf: Infinus-Manager hätten im Firmenprospekt bewusst falsche Angaben über das Vermögen des Unternehmens gemacht, um Kleinanleger mit windigen Versprechungen zu täuschen. Geklagt hat ein Mann, der 75.000 Euro in sogenannte Ordnerschuldverschreibungen investiert hatte. Laut Kai Deusing,Vizepräsident und Sprecher des Landgerichtes Leipzig, sind aktuell noch 128 weitere Zivilverfahren gegen Infinus anhängig.

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