Nach dem Tod von Unister-Gründer Thomas Wagner meldeten inzwischen die Unister-Holding und drei weitere Unternehmen des Leipziger Internet-Konzerns ihre Zahlungsunfähigkeit an. Die Insolvenzen innerhalb weniger Tage deuten auf einen Domino-Effekt im Leipziger Allerlei der Unister-Firmen hin.

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Unister hat in Summe 39,2 Millionen Euro Schulden

Das bestätigen nun Recherchen vom Nachrichten-Magazin "Spiegel", dem der fünfseitige Insolvenzantrag der Unister Holding vor. Dieser wurde Rechtsanwalt Nikolaus Petersen verfasst und beinhaltet traurige Zahlen. Demnach belaufen sich die Schulden von Unister auf stolze 39,2 Millionen Euro. Zudem verfüge das Unternehmen aktuell über kein flüssiges Geld.

Der größte Gläubiger des Internet-Konzerns ist die Hanse Merkur. Laut einem Bericht des "Handelsblatts" soll der Krankenversicherer dem Internetriesen Unister aus Leipzig mit Darlehen in Höhe von knapp 40 Millionen Euro ausgeholfen haben. So seien rund 20 Millionen Euro Ende 2013 von Hamburg nach Leipzig geflossen. 2014 sollen weitere 20 Millionen transferiert worden sein.

34 Millionen Euro Verbindlichkeiten bei der Hanse Merkur

Derzeit belaufen sich die Verbindlichkeiten beim Versicherer immernoch auf 34 Millionen Euro. Dass der Internet-Konzern den kompletten Betrag zurück auf die Konten der Hanse Merkur überweist, darf bezweifelt werden. In der Bilanz des Vorjahres hatte die Versicherungsgruppe noch Rekordwerte präsentiert. So stieg etwa der Überschuss von 51 auf 62 Millionen Euro. Dies dürfte angesichts der Unister-Verluste für 2016 kaum zu wiederholen sein.

Bereits im vergangenen Herbst habe Unister den Kredit nicht mehr bedienen können. Wenig überraschend kam im August 2015 die Nachricht, dass das Vergleichsportal Geld.de, das zum Leipziger Internet-Unternehmen gehörte, an die Hamburger Unternehmen HVP Hanse Vertriebspartner, eine Tochter der HanseMerkur-Versicherungsgruppe, verkauft werde. Ob das Portal mit dem Kredit verrechnet werden sollte, ist indes nicht bekannt und im Nachgang auch irrelevant. Denn der Versicherer hatte es sich inzwischen anders überlegt und von einem Verkauf des Vergleichsportals Abstand genommen. So habe, nach Angaben aus Firmenkreisen, Bedenken von Wirtschaftsprüfern und der Finanzaufsicht Bafin gegeben. Darüber berichtete im März die "Süddeutsche".

JDC angelt sich Geld.de und prüft weitere Zukäufe

Ende Mai übernahm die JDC Group das Filetstück von Unister. Neben dem Finanzportal Geld.de sichert sich der Finanzdienstler, zu dem unter anderem der Maklerpool Jung, DMS & Cie. gehört, zugleich den medialen Zugriff auf 16.000 angeschlossene Finanzverkäufer. Medienberichten zufolge kostete das Paket einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag. Nach der Unister-Insolvenz überprüfe die JDC Group, "ob Teile der Insolvenzmasse der Unister-Gruppe möglicherweise für Zukäufe interessant sein könnten.", berichtet das Fachportal "Fonds professionell online"

Während Unister dem Krankenversicherer knapp 34 Millionen Euro schuldet, sind die verbleibenden knapp fünf Millionen Euro auf das Finanzamt, den Internetkonzern Yahoo und diverse Anwaltskanzleien verteilt. Dem "Spiegel"-Bericht zufolge hat Unister rund 800.000 Euro Schulden beim Finanzamt. Bei Yahoo stehen immerhin Zahlungen von knapp 1,2 Millionen Euro aus.

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Zu den Schulden gesellt sich das nächste Unheil. Laut "Leipziger Volkszeitung" ermittelt die sächsische Sondereinheit Ines im Fall Unister. So habe es in den vergangenen Tagen zwei Strafanzeigen gegeben. Eine Strafanzeige hatte der ehemalige Unister-Finanzchef Daniel Kirchhoff gestellt. Bei den Anzeigen handele es sich um die Vorwürfe des Betrug beim missglückten Kreditgeschäft in Venedig, sowie um den Verdacht der Geldwäsche.

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