Für ein Millionen-Darlehen nach Venedig

Denn die Umstände des Unglücks sind dubios und werfen zahlreiche Fragen zu möglichen Hintermännern und Strippenziehern eines Millionen-Darlehens auf, weshalb Wagner überhaupt erst nach Venedig geflogen war. Heute sind sich viele sicher: Es war eine Falle, die man Wagner gestellt hatte. Denn das Darlehen hatte sich nach einem Bericht der Leipziger Volkszeitung als Betrugs-Komplott gegen Wagner herausgestellt, wobei Thomas Wagner über eine Millionen Euro von den Betrügern in Venedig entwendet worden sein soll. Das Geld soll er in einem Koffer als Sicherheits-Hinterlegung für das Darlehen im Umfang von angeblich über 10 Millionen Euro nach Venedig im Flugzeug mitgebracht haben, was grundsätzlich legal ist. Insider bestätigen den Vorgang.

Anzeige

So heißt es weiter: Statt Geld im Rahmen des rechtlich in einem Vertrag festgelegten Darlehens soll man Thomas Wagner in einem Hotel in Venedig überwiegend Falschgeld, also Blüten angedreht haben, was dieser aber zu spät gemerkt habe, da die oberste Schicht reales Geld gewesen sein soll. Der Betrug sei geschehen, obwohl der Hauptteil des Darlehens ursprünglich über eine Bank in Venedig abgewickelt werden sollte. Deshalb soll Unister-Chef Thomas Wagner noch vor Ort in Venedig am Mittwochabend vor dem tödlich endenden Abflug Donnerstagfrüh bei der Polizei Betrugsanzeige gestellt haben.

Die Anzeige dürften die offensichtlich in Deutschland, darunter in Leipzig, in Italien und möglicherweise den USA hoch professionell vorgegangen Täter und Hintermänner des Darlehens-Betrugs mitbekommen haben. Denn das abgestürzte Flugzeug war seltsamerweise in den USA gelistet, weshalb deutsche Ermittler bis heute nicht nach Slowenien vorstoßen können, teilte das Luftfahrtbundesamt mit. Man stehe in den Startlöchern, bislang allerdings leider vergeblich. Viele fragen sich auch deshalb: Soll hier etwas vertuscht werden?

Unister hatte in der Spitze einen Umsatz von 2 Milliarden Euro

Zu Unister gehören über 60 namhafte Internet-Portale, darunter ab-in-den-urlaub.de, für das lange Zeit Michael Ballack warb. Ebenso war Wagner Gründer und Chef des größten unabhängigen deutschen Flugticket-Verkaufsportals fluege.de, wofür Reiner Calmund wirbt. Zur Unister Holding gehören aber auch solch bekannten Internetportale wie auto.de, kredit.de oder als Beteiligung die travel24.com AG. Bei der Travel24 handelt es sich um eine im Primestandard gelistete Aktiengesellschaft, welche unter anderem Hotelbau-Projekte verfolgt. Eine eigene Hotelkette war bis zuletzt ein von Wagner angestrebtes Ziel und einer seiner ganz großen unternehmerischen Träume. Darüber soll er auch immer wieder mit einem Leipziger Immobilienguru gesprochen haben, zu dem er Vertrauen hatte.

Unister soll einen vermittelten Reiseumsatz von über zwei Milliarden Euro im Jahr haben und gilt damit im Segment der Online-Pauschalreisevermittlung sowie unabhängigen Flugticket-Vermittlung in Deutschland als Marktführer. Der Nettoumsatz wird auf 400 bis 500 Millionen Euro geschätzt. Trotz einer bekannten relativ hohen Verschuldung des Unternehmens, gilt Unister nach wie vor als hoch attraktiv, als ein Unternehmen, das bei so manchem Begehrlichkeiten weckt - ist es doch der letzte große Internetplayer in Deutschland, den sich noch kein Großkonzern einverleiben konnte.

Wagner wollte nicht verkaufen

Zwar hatte es mehrere Übernahmeangebote gegeben, die durchaus auch lukrativ waren, aber Wagner soll sich mit einem Verkauf bis zu letzt sehr schwer angefreundet haben. Gerüchteweise habe selbst Bertelsmann noch vor rund zwei Jahren ein Übernahmeangebot von über 650 Millionen Euro vorgelegt, heißt es. Doch auch zu einem Minderheitsverkauf kam es nicht. Zu sehr liebte Wagner sein Baby Unister. Zu sehr liebte er das Unternehmen.

Hinzu kamen komplexe rechtliche und persönliche Streitereien mit dem einstmals von Wagner ausgestoßenen Co-Gesellschafter Daniel Kirchhof, der als kluger BWL-Kopf gilt. Bis zum tödlichen Flug von Wagner am Donnerstag arbeitete der von den einen bewunderte, von den anderen beneidete und auch mit Aggressionen verfolgte Jung-Unternehmer Thomas Wagner von morgens 9.30 Uhr bis abends 23 Uhr. Und das oft an bis zu sechs Tagen die Woche.

Derzeit steht nun im Raum, wem die über 40-Prozent-Gesellschafteranteile von Wagner an Unister zufallen: Den in Dessau lebenden Eltern? Oder müssten die Anteile - so könnte es nach Gerüchten im Unister-Gesellschaftervertrag geregelt sein - erst einmal den Alt-Gesellschaftern zum Kauf angeboten werden? Wäre das so, könnte also auch Daniel Kirchhof wieder zum Zuge kommen. Ihm trauen derzeit Viele zu, dass er, der mehr als 12 Jahre die Finanzen bei Unister managte, gemeinsam mit den anderen verbliebenen zwei Gesellschaftern nun Unister aus der Krise, der schlimmsten überhaupt in der Geschichte der Unternehmens, führen könnte.

Anzeige


Wagner gründete Unister 2002

Wagner hatte Unister 2002 als BWL-Student an der Uni Leipzig im zarten Alter von gerade einmal 22 Jahren gegründet - zunächst als Studententbörse. Dafür hatte er bei Freunden, die dann auch Mitgesellschafter wurden, ein Startkapital von gerade einmal 40.000 Euro eingesammelt. Doch schnell erkannte Wagner, der eine untrügliche Nase für gute Geschäfte hatte, dass mit dem Online-Verkauf von Reisen mehr zu verdienen war, als mit einer Online-Plattform nur für Studenten: ab-in-den-urlaub.de war gegründet, es folgte 2008 fluege.de. Eine Erfolgsstory sondergleichen nahm in Ostdeutschland von Konkurrenten schnell argwöhnisch beäugt seinen Lauf.

Junge freche Ossis, die es dem Altkapital in Westdeutschland von Baden-Baden über Frankfurt, Hannover bis Hamburg zeigten? Das wollten viele nicht wahrhaben. Ossis, die im Laufe der vergangenen 15 Jahre nach Schätzungen über eine Milliarde Euro für Werbung in Google ausgaben und zusätzlich nach Schätzungen über 120 Millionen Euro netto für TV-Werbung - und das über viele Jahre fast ohne viel Fremdkapital? Und obendrein es sich leisten konnten im Jahr geschätzt weit über 40 Millionen Euro für Personal auszugeben?

Anzeige

Ein Märchen, wie viele fanden. Ein Traum, von dem weltweit Millionen Jung-Unternehmer vergeblich träumen. Thomas Wagner, der sich selbst mit Hilfe eines Buches das Programmieren beigebracht hatte und früher leidenschaftlich gerne Fußball spielte, ließ ihn wahr werden.

Selbst der damalige SPD-Oberbürgermeister von Leipzig, Wolfgang Tiefensee, feierte mit den Unister-Gründern früh das junge aufstrebende Unternehmen. Ein älteres Foto zeigt Tiefensee mit den Unister-Gründern in jungen glücklichen Tagen als strahlende Helden.

Noch 2009 wollte Wagner gar ein Fünfsterne-Luxusgolf-Resort vor Leipzigs Toren am Cospudener See bauen. Das Geld war vorhanden. Auch eine Firmenzentrale für 1.400 Mitarbeiter gegenüber der Oper in Leipzig war für 30 bis 40 Millionen Euro im Gespräch. Eine Baugenehmigung gab es dafür bereits vom Stadtrat. Sie war unter Zähneknirschen genehmigt worden, da die Höhe des Baus etwas höher als die gewünschte Traufhöhe war. 2010 berichteten darüber sogar ZDF WISO und zahlreiche weitere Medien.

2012 begann die Krise

Doch seitdem die Integrierte Ermittlungseinheit Sachsen (INES) im Dezember 2012 Unister mit kolportierten bis zu vier Razzien überzogen hatte, war die Krise Alltag. Mit INES hatte Unister ausgerechnet eine der in Deutschland als am aggressivsten gegen die Wirtschaft agierenden Staatsanwaltschaft an den Hacken.

Nicht nur, dass die sächsischen Staatsanwälte mit über 120 Ermittlern bei Unister 2012 einmarschiert waren und die Gründer und Gesellschafter Thomas Wagner und Daniel Kirchhof für Tage vor Weihnachten 2012 in U-Haft gebracht hatten. Nein: Damit sie den Dresdner Knast überhaupt wieder verlassen konnten, mussten sie die hohe Kaution in bar nach Dresden bringen lassen und dort hinterlegen.

Da Wagner nicht so viel Geld gehabt haben soll, soll ein Freund aus Frankfurt dafür eingesprungen sein und die 500.000 Euro in bar zur Verfügung gestellt haben. Ähnlich soll es bei Kirchhof gelaufen sein. Sparsam war man bei Unister schon immer und auch die Gesellschafter haben sich nie größere Gewinne ausbezahlt und eher äußerst moderate Gehälter bezahlt. Bei Wagner waren es über Jahre, wie er vor Gericht einmal schriftlich bestätigte, unter 50.000 Euro im Jahr. Dass bei Unister mehr verdient wird, wie einige finden auch zu viel, das fing bei Unister erst mit der neueren Manager-Generation an, die sagten, die Krise fordere ihren Tribut.

Unister war jedenfalls seit den medial begleitenden Razzien faktisch weitgehend von den sonst bei jungen schnell wachsenden Unternehmen üblichen Venture Capital-Gebern weitgehend abgeschnitten. Eine Katastrophe für das einstige ostdeutsche Vorzeigeunternehmen Unister, das zu den größten privaten Arbeitgebern in Ostdeutschland gehört. Die bis heute laufenden Verfahren gegen Unister werden in Dresden von den beiden Staatsanwälten Dr. Dirk Reuter und Andreas Günthel gebündelt.

Die Refinanzierung der Expansion kam ins Stocken

All dies erklärt, warum Thomas Wagner zur Refinanzierung des in seiner Expansion kaum mehr zu stoppenden Unternehmens offensichtlich immer wieder frisches Geld brauchte und dabei sich sogar zu dem abenteuerlichen Venedig-Deal genötigt gesehen hatte. Denn traditionelle Banker zeigten Unister seit dem gerichtlichen Verfahren all zu oft die rote Karte und erhöhten somit dramatisch den Druck auf das Unternehmen, das sich zuletzt aber auch ganz gut berappelt hatte und auf einem sehr guten Weg schien.

Konkurrenten, die Unister einstmals übernehmen wollten, schauten sich die Unister-Krise teils genüsslich aus der Ferne an und hofften, irgendwann einmal zu einem völlig unterbewerteten Kaufpreis bei Unister zuschlagen zu können. Immerhin hatte Bloomberg Unister noch vor zwei Jahren auf einen Wert von gut und gerne zwei Milliarden Euro geschätzt. Jeder weitere Krisenmonat war also ein guter Monat für die kapitalistischen Raubritter oder Wagners Gegner in Leipzig, die das Gefühl hatten, mit dem Karrieristen Wagner noch mehr als nur ein Hühnchen rupfen zu müssen.

Eingeleitet hatte die Krise bei Unister auch ein im Sommer 2012 erschienener achtseitiger Artikel der Computer Bild aus dem Hause Axel Springer SE. Den Artikel empfanden damals wie heute viele als äußerst hetzerisch. Schnell machte die Runde, der Artikel sei so ungewöhnlich bösartig, dass man nicht ausschließen wolle, dass er mit Hilfe von Unister-Konkurrenten lanciert worden sein könnte.

Letztlich gilt aber auch Springer mit seinem Vergleichsportal Idealo, über das ebenso Flüge verkauft werden, zumindest im Bereich der Preisvergleiche und der Flutticket-Vermittlung als Unister-Konkurrent. Und Fakt ist: Der Artikel hatte Wagner geradezu auffällig kriminalisiert und sollte einen markanten Wendepunkt darstellen, welcher wenige Monate darauf in den sächsischen Razzien bei Unister mündete.


War der Unfall ein Mord ?

Schon damals soll Thomas Wagner zu seinem langjährigen Pressechef, zu dem er bis zu seinem Tod eine recht enge Freundschaft pflegte, zu Dr. Konstantin Korosides, gesagt haben, er mache sich sorgen, dass nach dem hetzerischen Computer Bild-Artikel Unister sich nie wieder erholen werde. So sollte es kommen - bis zum tragischen Tod von Thomas Wagner, der nach Faktenlage durchaus auch ein Mordanschlag gewesen sein könnte.

Jedenfalls war das Privatflugzeug, in welchem Thomas Wagner gemeinsam mit drei weiteren Personen starb, donnerstagfrüh von Venedig kommend nach Leipzig unterwegs gewesen. Die sechssitzige Piper 32, ein Einpropeller, sieht zwar ältlich aus, gilt aber unter Fachleuten durchaus als ein gutes Privatflugzeug, welches ein digitales Wetterwarnsystem an Bord habe - also auch vor Vereisungen rechtzeitig den Piloten warne.

Es sei ein Flugzeug, mit dem man über die Alpen fliegen könne, erklärt ein Fachmann auf einem YouTube-Video anlässlich des Absturzes von Thomas Wagner. Es sei aber auch keines, das größere Vereisungen aushalte. Doch vor allem wegen der hohen digitalen Wetterausstattung der moderneren Piper 32 - klingt für Unister-Vertraute eine mögliche Vereisung des Flugzeugs als keine Ursache, der man sofort glauben schenken möchte. Hinzu kommt: Die Vereisungen als mögliche Unfallursache waren in den Medien, darunter in der Bild-Zeitung und in Nachrichtenagenturen, auffällig schnell genannt worden.

Es wirkte für Kenner der Flugbranche durchaus nach interessengelenkter lancierter Berichterstattung zu den angeblichen Absturzursachen. Korosides sagte zudem, er habe sich noch vor zwei Jahren mit Thomas Wagner anlässlich des Absturzes eines kleinen Privatflugzeuges zu den Ursachen geäußert. Darin habe Wagner selbst gesagt, dass Privatflugzeuge vor allem dann abstürzen würden, wenn sie die Winde oder sonstige Wetterverhältnisse unterschätzten. Wagner sei, so Korosides, alles andere als ein leichtsinniger Mitflieger gewesen - zumal für ihn das Fluggeschäft als Chef des größten deutschen unabhängigen Flugportals, von fluege.de, Alltag sei.

Absturz auf dem Rückflug

Die Piper 32, welche Thomas Wagner zum Verhängnis werden sollte, war in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag auf dem Flughafen Venedig auf einem Neben-Stellplatz gestanden.Tags zuvor war die auf Vermittlung einer dritten Person durch Unister gecharterte Maschine mit Wagner und den drei weiteren Personen von Leipzig über die Alpen nach Venedig geflogen.

Eine ehemaliger angeblicher Banker aus Leipzig , der angeblich Flugangst haben soll und als K. bezeichnet wird, fuhr parallel mit dem Auto von Leipzig nach Venedig und auch wieder zurück. Er soll gesagt haben, er mache sowieso mit seiner Frau dann gleich vor Ort in Venedig einige Tage Urlaub. Er ist der Einzige, der Unister-Vertretung der die Venedig-Reise überlebt hat. Angeblich soll er früher langjährig Direktor der Berliner Bank in Hannover gewesen sein und jetzt im Vorstand eines Leipziger Immobilien-Unternehmers sein.

Auf den ersten Blick merkwürdig wirkt auch, dass der verstorbene Pilot schon 73 Jahre alt war. Über ihn ist bislang nicht viel bekannt. Es wird gegenüber Journalisten gestreut, er sei selber ein Fluglehrer gewesen und hinterlasse angeblich eine pflegebedürftige Frau, sei also garantiert kein Selbstmörder und erst Recht kein leichtsinniger unfähiger Flieger. Das Gegenteil sei der Fall: Der Mann sei hocherfahren und habe sich jährlich prüfen lassen.

Mit Wagner kam auch Heinz Horst Beck, ein Finanzvermittler aus Iserlohn in Nordrhein-Westfalen, um. Er soll unter anderem Wagner den Kredit empfohlen haben, nachdem ein dritter bislang noch nicht bekannter Mann ihm wiederum das ungewöhnliche Darlehensgeschäft in Venedig angeboten habe.

Beck soll in NRW die Firma „Alcar Finance & Consult GmbH“ betrieben haben, schreibt die Bild-Zeitung Leipzig in ihrer Samstagsausgabe vom 17. Juli. Seltsam: Die angegebene Telefonnummer lande aber im Nirvana. Jedenfalls geht das Gerücht um, dass Beck auch das Darlehen an Unister mit eingefädelt und vermittelt haben soll - gegen Provision. Ausschlaggebend für die Empfehlung des Flugzeugs an Thomas Wagner scheint oberflächlich betrachtet ein niedriger Charterpreis zu sein, den Insider mit 4300 Euro beziffern. Andere halten aber auch eine andere Option für möglich:

Dass man Thomas Wagner extra ein in einer überschaubaren Zeit durchaus manipulierbares Privatflugzeug für einen drohenden feucht-kalten Sommerüberflug über die Alpen empfohlen haben könnte und dabei weitere Hintergedanken gehabt habe.

Angeblich, sagt ein Insider, soll Heinz Horst Beck wiederum am Flughafen Leipzig sowie diversen Flugvermittlern um ein Flugzeug gefragt haben, mit welchem man nach Venedig fliegen könne. Dabei sei er schließlich auf irgendwelchen Umwegen auf einen Vermittler gestoßen, der wiederum gute Kontakte zu einem bekannten Leipziger haben soll. Heißt: Im Zentrum des Interesses steht derzeit: Wer hat das Flugzeug Wagner empfohlen und warum ist es im Ausland zugelassen gewesen und nicht, was der Sicherheitsermittlung im Falle eines Absturzes dienlicher gewesen wäre, in Deutschland?

Ein ungwöhnlicher Deal in Venedig

Thomas Wagner soll sich auf den ungewöhnlichen Darlehens-Deal in Venedig eingelassen haben, da er mit ihm bekannten Namen umkleidet geworden ist. Dazu gehörte das Wagner unterbreitete Thema, wonach einer der Finanzvermittler - jener der überlebt hat - früher angeblich langjähriger Direktor der Berliner Bank in Hannover gewesen sein soll. Hinzu kamen Behauptungen, dass solche Art Darlehen in den vergangenen Jahren von den involvierten Kreditvermittlern schon mehrmals erfolgreich über die Bühne gebracht worden seien.

Deshalb schöpfte Wagner, der bei allen Geschäftsanbahnungen als misstrauisch und sehr genau prüfend gilt und auch diesen Deal unter Involvierung von Unister-Mitarbeitern gemacht habe, keinen Verdacht, dass er einem Millionen-Betrug, welcher letztlich sein Leben kosten könnte, aufsitzen könnte.

Zum Ritual gehörte auch, dass Thomas Wagner gerne seinen ehemaligen Pressechef und Freund Korosides anrief und ihn fragte, ob er irgendwelche Gerüchte gehört habe, die für ihn wichtig sein könnten. Meist fand dann ein längerer Meinungsaustausch statt. Doch ausgerechnet in dem Fall hatte auch Konstantin Korosides, mit welchem Wagner noch am Donnerstag der Vorwoche eine halbe Stunde telefoniert hatte, nichts seltsames gehört. Auch nicht, dass es öffentlich sei, dass Wagner einen Deal in Venedig plane und dafür ein Flugzeug gechartert habe. Das einzige was er gehört habe, sei, dass man im gegnerischen Lager von Wagner davon rede, Wagner plane einen „gewagten Deal“.

Doch Fakt war: es war im Lager der Wagner kritisch bis ablehnend stehenden Leuten in Leipzig längst bekannt, dass Thomas Wagner nach Venedig mit einem Privatflugzeug wollte. Ein umstrittener Leipziger soll sogar vorab eine Anzeige gegen Wagner aufgesetzt haben, welche er der italienischen Polizei habe übergeben wollen, da er angenommen habe, der Deal in Venedig könne illegal sein (was er aber rechtlich vom Grundsatz her nicht war).

Neben Wagner starb bei dem Flugzeugabsturz auch Unister-Co-Gründer Oliver Schilling, 39. Er hinterlässt seine Lebenspartnerin, eine Unister-Mitarbeiterin, mit einem Kind (1 Jahr) ebenso, wie angeblich zwei weitere Kinder aus einer früheren langjährigen Beziehung. Oliver Schilling ist wiederum der Zwillingsbruder von Christian Schilling, ebenfalls ein Unister-Gesellschafter, der während des Flugzeugabsturzes aber nicht in Europa gewesen sein soll. Das rettete ihn glücklicherweise.

Oliver und Christian Schilling schildern viele Unister-Mitarbeiter als im wahrsten Sinne „ein Herz und eine Seele“: Wer die beiden Zwillingsbrüder gesehen habe, der habe sofort große Sympathien für die zurückhaltenden Unister-Mitgesellschafter empfunden, die stets und gerne zu einem Spaß aufgelegt gewesen seien. Beide verantworteten bei Unister das Thema SEM (Search Engine Marketing), also zum Beispiel Google Werbung, und gelten dabei in Deutschland als führende Fachleute.

Darlehensgeber - ein israelischer Milliardär ?

Um die Geschichte aber rund zu machen: Der Darlehensgeber soll ein angeblicher israelische Milliardär sein, wird kolportiert, der angeblich auf solche etwas ungewöhnlichen Geschäfte für Firmen spezialisiert sei. Wer der seltsame Mann ist, der Wagner entweder direkt in Venedig oder über einen eingeschalteten Mittelsmann die Millionen gestohlen und betrogen hat, ist nicht klar. Fakt dürfte sein: Es handelt sich um einen möglicherweise mafiösen Gangster, der gerne solche Geschäfte in Italien macht - schön hinter den Alpen für Kunden, die mit Flugzeugen kommen.

Bereits am Donnerstag hatte der Versicherungsbote Dr. Konstantin Korosides, den wir noch aus seinen Leipziger Zeiten kennen, zu dem Absturz und Tod seines ehemaligen Chefs und Freundes Thomas Wagner befragt. Damals wie heute glaubt er nicht an einen Unfall.

Korosides war von 2009 bis 2015 Pressechef von Unister und seinen 60 Portalen, darunter auch von ab-in-den-urlaub.de oder fluege.de. Wir wollten von ihm wissen: Wie sieht er den den tragischen Tod von Internetstar Thomas Wagner?

Anzeige

Uns hatte er gesagt: „Wir haben noch am Donnerstag vor dem Absturz über eine halbe Stunde telefoniert, ich glaube nicht an einen normalen Absturz“ sagte Korosides gegenüber dem Versicherungsboten, was er später auch der Leipziger Volkszeitung (lvz.de) sagte. Laut Korosides soll es in der Vergangenheit bereits Manipulationen an Wagners Porsche gegeben haben und er habe sich um seine Sicherheit gesorgt, weshalb er aber auch viel vorsichtiger als früher geworden sei. 

Seite 1/2/3/

Anzeige