Wer von der Insolvenz der deutschen Thomas Cook oder eines Tochterunternehmens betroffen ist, erhält von der Zurich Versicherung mehr Geld. Wie der Versicherer am Montag mitteilt, erstattet er Geschädigten 26,38 Prozent der Kosten. Ursprünglich kalkulierte die Zurich mit 17,5 Prozent pro Schaden. Viele Kundinnen und Kunden hatten Reisen bereits ganz oder teilweise angezahlt, konnten die Reise aufgrund der Pleite aber nicht antreten.

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Grund für die höhere Quote ist nicht, dass sich die Zurich besonders kulant zeigt: Die versicherte Gesamtsumme für die Insolvenz des Reisedienstleisters ist bei 110 Millionen Euro gedeckelt. Aber bisher hätten weit weniger Kundinnen und Kunden Ansprüche geltend gemacht als erwartet. Zudem sei es der Zurich gelungen die gezahlten Rückholkosten zu reduzieren, nachdem man sich mit Hotels und Fluggesellschaften ausgetauscht habe.

Bund springt für Restbetrag ein

Dass der Versicherer eine höhere Quote ausschüttet, dürfte auch in Berlin wohlwollend aufgenommen werden: Der Bund muss nun weniger zahlen. Im Dezember 2019 hatte die Bundesregierung entschieden, dass sie den deutschen Kundinnen und Kunden von Thomas Cook und Tochterfirmen die Differenz zwischen den Zahlungen ersetzt, die sie vom Reiseveranstalter und der Zurich Versicherung erhalten.

Ob der Staat freiwillig für den Differenzbetrag einsprang, ist aber umstritten. Viele Kundinnen und Kunden drohten deshalb auf den Kosten ihrer Reise sitzenzubleiben, weil die Versicherungssumme für die Insolvenz von Reiseanbietern in Deutschland bei 110 Millionen Euro gedeckelt ist. Hier besteht der Verdacht, dass die Bundesregierung eine EU-Richtlinie von 2015 ungenügend in deutsches Recht übersetzt hat, denn in anderen Staaten gibt es ein solches Limit nicht. Ein im Auftrag der Zurich Versicherung erstelltes Rechtsgutachten kommt zu dem Ergebnis, dass in diesem Fall eine Staatshaftung denkbar sei.

Viele warten auf Geld von Staat

Wie viele Menschen ungefähr Ansprüche infolge der Thomas-Cook-Pleite angemeldet haben, zeigen Zahlen der Bundesregierung. Demnach sind bisher rund 70.000 Anträge auf Ausgleichszahlungen beim Bund eingegangen, wie ein Sprecher des Bundesministeriums der Justiz und für Verbraucherschutz (BMJV) dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) berichtete. Ursprünglich war die Zahl der Geschädigten auf bis zu 200.000 geschätzt wurden.

Doch die Geschädigten müssen noch auf ihr Geld warten. Wie der Ministeriums-Sprecher weiter mitteilt, konnten bisher nur rund 12.000 Personen ausgezahlt werden. Wer noch nicht tätig wurde, muss sich beeilen. Auf dem Thomas-Cook-Portal des Bundes können geschädigte Reisende noch bis zum 15. November Ansprüche geltend machen.

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Als Thomas Cook Ende September 2019 Insolvenz beantragen musste, bestanden zu diesem Zeitpunkt laut „Bild am Sonntag“ 660.000 Reise-Buchungen im Wert von rund 500 Millionen Euro. Viele Kundinnen und Kunden waren in Vorleistung gegangen und sahen sich nun mit der Tatsache konfrontiert, dass ihre Reise ersatzlos gestrichen worden war. Bittere Pille für viele Reisende: Anspruch auf Entschädigung hat nur, wer eine Pauschalreise buchte und einen entsprechenden Versicherungsschein besitzt.