Im Wirtschaftsteil der Frankfurter Allgemeinen Zeitung fand sich gestern ein Abgesang auf Bankfilialen. Unter der Überschrift „Filialen sind entbehrlich, Banken nicht“ konnte man lesen, dass der erste Geldautomat in Deutschland 1968 in einer Tübinger Sparkasse installiert wurde. Doch zugänglich war dieser Automat anfangs nur während der Öffnungszeiten - aus Angst um die teure Technik. Seitdem hat sich in Deutschland viel getan. Onlinebanking und bargeldloses Bezahlen machen für den größten Teil der Privatkunden den Filial- oder Automatenbesuch überflüssig. Das ist längst kein Alters-Phänomen. Denn auch in der Altersgruppe ab 55 vermisst nur jeder Zwanzigste Bankfilialen, so eine aktuelle YouGov-Umfrage für die Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

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Corona beschleunigt Filialsterben

Das Filialsterben bei Banken und Sparkassen wird durch die derzeitige Corona-Krise zusätzlich befeuert. So schreibt die F.A.Z., dass die Commerzbank einige Filialen, deren Schließung erst in den nächsten Jahren vorgesehen war, gar nicht erst wiedereröffnen will. In der Branche kein Einzelfall. Bis 2030 soll sich die Zahl der Filialen von knapp 30.000 auf weniger als 16.000 verringern, hat eine Oliver Wyman-Studie ergeben. Damit einhergehend: Stellenabbau.

„Menschliche Beratung unentbehrlich“

Doch Stellenabbau - davon will man bei der Deutschen Vermögensberatung (DVAG) nichts wissen. „In Krisenzeiten, wie aktuell weltweit durch den Coronavirus ausgelöst, zeigt sich deutlich, wie unentbehrlich menschliche Beratung ist“, ließ sich DVAG-Vorstand Markus Knapp im Mai 2020 zitieren. Mit Personalzuwachs kennt man sich bei dem Finanzvertrieb aus. Zuletzt sollten sich die rund 2.800 Generali-Vertreter als freie Handelsvertreter der DVAG anschließen. In Summe kam die DVAG 2019 auf mehr als 17.000 selbstständige hauptberufliche Vermittler.


Nun buhlt der Finanzvertrieb offen um (Ex-)Bankangestellte. Ein Wechsel sei keine Frage der Vorkenntnisse, hieß es in einer Konzernmeldung. „Wir unterstützen Neueinsteiger während einer umfangreichen Einarbeitungszeit und lassen sie nicht allein“, so Dr. Dirk Reiffenrath, Mitglied des Vorstands und zuständig für Aus- und Weiterbildung bei der Deutschen Vermögensberatung (DVAG). Jährlich würde der Finanzvertrieb 80 Millionen Euro in die Aus- und Weiterbildung der Vermögensberater investieren, so Reiffenrath weiter. Sogar einen eigenen Master-Studiengang „Management und Führung im Finanzvertrieb“ gibt es an der Fachhochschule der Wirtschaft (FHDW) in Marburg.

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Auch in Sachen technische Beratungsunterstützung sieht sich der Allfinanzvertrieb gut gerüstet. Dank einer Kooperation mit Finleap zählen Videoberatung und elektronische Unterschrift bereits zum Alltag vieler Vermögensberater. Schließlich bräuchten die Berater auch digitale Zugänge zum Kunden, so DVAG-Vorstand Markus Knapp. Digitalisierung muss also nicht zwingend mit Stellenabbau einhergehen.

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