Und da waren es nur noch 233.430? Der Versicherungsvertrieb hat auch im Schlussquartal 2015 wieder tausende Fachkräfte verloren. Das Minus betrug gut 1.900 Vermittler beziehungsweise knapp ein Prozent, wie das Versicherungsjournal am Mittwoch berichtet. Damit hält der Trend der letzten Jahre an – seit 2011 sind rund 27.000 Vermittler ausgeschieden. Zum Stand 6. Januar 2016 waren genau 233.430 Personen im Versicherungsvermittler-Register registriert.

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Ausschließlichkeit verliert 1.800 Vermittler in drei Monaten

Die größte Zahl an Vermittlern schied erneut bei den gebundenen Versicherungsvertretern aus, hier waren im Vergleich zum 1. September 2015 rund 1.800 Fachkräfte weniger aktiv (-1,1 Prozent). Allerdings bilden die Vertreter mit 152.928 Registrierten noch immer die mit Abstand größte Vermittlergruppe. Der Rückgang ist durchaus von den Versicherungsgesellschaften beabsichtigt. Mehrere große Anbieter haben angekündigt, Agenturen von Vermittlern, die sich in den Ruhestand verabschieden, nicht neu zu besetzen, um Geschäft und Service stärker ins Netz zu verlagern.

Auch die Zahl der Mehrfachvertreter (Vertreter mit Erlaubnis nach §34d Absatz 1 GeWo) sank leicht um knapp 0,4 Prozent. Dieser Vermittlerzweig verlor knapp 100 Personen – aktuell sind laut Vermittlerregister 30.142 Mehrfachvertreter aktiv.

Nur kleines Minus bei den Maklern – aber Negativtrend seit März 2015

Weit geringer als bei den Vertretern fiel der Rückgang bei den Versicherungsmaklern nach §34d Gewerbeordnung aus, deren Zahl sich seit September um 38 Personen reduzierte. Insgesamt waren 46.642 Vermittler als Versicherungsmakler registriert. Betrachtet man die letzten drei Quartale des Jahres 2015, zeigt sich auch bei dieser Personengruppe ein Negativtrend. Zum Stichtag 31.3.2015 wies das Vermittlerregister noch 47.107 Makler aus, was einen Verlust von 465 Personen bedeutet.

Bemerkenswert ist der Rückgang bei den Maklern auch deshalb, weil es sich um jene Vermittlergruppe handelte, die in den vorherigen Jahren prozentual am deutlichsten hinzugewinnen konnte. Im Zeitraum zwischen 2011 und dem Ende des ersten Quartals 2015 war ein Plus von 6,6 Prozent zu beobachten – 3.600 neue Versicherungsmakler gewann der Vertrieb hinzu.

Makler als Verlierer der Regulierung?

Warum also nun der Schwund bei den Ungebundenen? Bezüglich dieser Frage lässt der Vertriebswege-Survey 2015 der Unternehmensberatung Towers Watson aufhorchen. In der Studie wurden Makler als die Verlierer aktueller Regulierungsbestrebungen ausgemacht, speziell das Lebensversicherungsreformgesetz (LVRG) soll den Druck auf die Ungebundenen erhöht haben. Längere Stornungshaftungszeiten, die Reduzierung der Abschlussprovisionen bei langjährigen Sparverträgen etc. belasten demnach die Maklerschaft stärker als andere Vertriebskanäle. Hingegen würden Versicherungsvertreter durch die neuen Gesetze sogar gestärkt (Versicherungsbote berichtete).

Strengere Regulierungsvorgaben mögen bestenfalls eine Erklärung sein. Auch die neue Konkurrenz durch FinTechs, das Wechseln vieler Vermittler in den Ruhestand sowie eine -durchaus erwünschte- Gesundschrumpfung des Marktes sind als Ursachen für den Maklerschwund denkbar. Aktuell zeigt sich die Zahl der Makler noch vergleichsweise stabil – hier bleibt die weitere Entwicklung abzuwarten.

Registrierte Versicherungsvermittler zum Stichtag 6. Januar 2016. Quelle: DIHK

Rückgang auch bei Honorarberatern

Eine negative Entwicklung ist auch bei den Honorarberatern nach §34e Gewerbeordnung zu beobachten, die ihre Beratungsleistung provisionsunabhängig vornehmen und sich stattdessen direkt vom Kunden auszahlen lassen. Während Politik und Verbraucherschutz die Honorarberatung stärken wollen, sank die Zahl der hier Tätigen in den letzten drei Monaten sogar wieder – von 302 Personen auf nun 292. Eine breite Marktabdeckung wird sich mit diesen Zahlen kaum erzielen lassen – noch immer bleibt die provisionsfreie Vermittlertätigkeit eine Nische.

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Ein Anwachsen der Vermittlerzahlen ist aktuell nur bei den sogenannten produktakzessorischen Versicherungsvermittlern zu verzeichnen: von 3.407 auf 3.462 Personen. Dabei handelt es sich um Gewerbetreibende, die nicht hauptberuflich Versicherungen vertreiben und von der Erlaubnispflicht befreit sind, sich aber gleichwohl bei den Industrie- und Handelskammern registrieren müssen. Typisches Beispiel ist ein Autohaus, das zusätzlich zum Verkauf von Fahrzeugen auch Kfz-Versicherungen anbietet.

Versicherungsjournal, DIHK, eigene Recherchen

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