Mit 11,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts lagen die deutschen Ausgaben für Gesundheit im Jahr 2011 zwei Prozentpunkte über dem OECD-Durchschnitt. Gleichzeitig stellt Deutschland ein deutlich größeres Angebot an Infrastruktur zur Verfügung als andere OECD-Staaten. Dieses Angebot sorge dafür, dass das Gesundheitssystem für die Bevölkerung sehr gut zugänglich sei, so die OECD. Es gebe praktisch keine Wartezeiten für (wahl)operative Eingriffe und Patienten könnten frei entscheiden, welchen Arzt sie aufsuchen. Auch liegt das Land mit acht Krankenhausbetten pro tausend Einwohnern im Vergleich nur hinter Japan und Korea (OECD-Schnitt: 5) – und das, obwohl die Anzahl der Krankenhausbetten pro Einwohner seit dem Jahr 2000 um knapp zehn Prozent gesunken ist. Deutlich über dem Durchschnitt der OECD-Länder rangiert Deutschland darüber hinaus beim medizinischen Personal: Auf tausend Einwohner kommen 3,8 Ärzte und 11,4 Pflegekräfte, der Durchschnitt in der OECD beträgt 3,2 Ärzte und 8,8 Pfleger.

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Erfreulich ist der Trend für die Lebenserwartung bei der Geburt. Diese stieg in Deutschland zwischen 1990 und 2011 um fünfeinhalb Jahre auf 80,8 und liegt damit mehr als ein halbes Jahr über dem OECD-Durchschnitt. Als größte Herausforderungen für die Stabilität und Nachhaltigkeit des Gesundheitssystems benennt der Bericht die hohe Zahl der Krankenhausbehandlungen und die mit der Bevölkerungsalterung verknüpfte Belastung des Pflegesystems.

Krankenhausbehandlungen:
Im Verhältnis zu seinen Einwohnern hat Deutschland die zweithöchste Zahl von Krankenhausbehandlungen in der OECD. Nur in Österreich gibt es noch höhere Fallzahlen. Besonders häufig operiert werden in Deutschland Herzkrankheiten. Bei Erweiterungen von verschlossenen Herzkranzgefäßen (koronare Angioplastie) liegt das Land auf Platz eins, bei koronaren Bypass-Operationen auf Platz vier. Auch künstliche Hüftgelenke werden nur in der Schweiz noch häufiger eingesetzt als in Deutschland, in puncto Kniegelenkersatz steht das Land an dritter Stelle. Die Altersstruktur der Bevölkerung erklärt einen Teil dieser Behandlungen. Andere Faktoren sind der technologische Fortschritt, neue klinische Verfahren sowie die Verfügbarkeit von Krankenhausbetten. Innerhalb Deutschlands gibt es allerdings beträchtliche regionale Unterschiede in den Operationsraten, die nicht allein auf die Demografie zurückzuführen sind. So liegt die Operationsrate bei koronaren Bypässen in der Region mit den höchsten Raten des Landes acht Mal höher als in dem Gebiet mit dem niedrigsten Wert. Beim Kniegelenkersatz unterscheiden sich die Operationsraten um den Faktor 3,5. Solche Unterschiede lassen darauf schließen, dass die Effizienz der Behandlung regional noch gesteigert werden kann.

Langzeitpflege:
Deutschland hat so viele Über-80-Jährige wie nur wenige andere OECD-Staaten. Der Bevölkerungsanteil dieser Altersgruppe wird sich zwischen 2011 und 2050 verdreifachen und dann 15 Prozent betragen. Nur in Japan und Spanien werden Mitte des Jahrhunderts prozentual noch mehr hochbetagte Menschen leben. Mit dem Pflege-Neuordnungsgesetz habe Deutschland einen wichtigen Schritt getan, um die Situation von Demenzkranken und pflegenden Familienangehörigen zu verbessern und Pflegemöglichkeiten zu Hause zu unterstützen, hieß es in einer Meldung der OECD. Allerdings werde der erhöhte Pflegebedarf Anstrengungen bei der Ausbildung von Fachkräften erfordern und den weiteren Ausbau von stationären Einrichtungen nötig machen.

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Health at a Glance zeigt auch, dass Gesundheitsprävention in Deutschland weiterhin Priorität haben sollte. So rauchen in Deutschland zum Beispiel 22 Prozent der Erwachsenen täglich, das entspricht etwa dem OECD-Durchschnitt. In Ländern mit geringem Raucheranteil wie Schweden, Australien oder den Vereinigten Staaten liegt die Quote dagegen bei 15 Prozent oder weniger. Auch der überdurchschnittliche Alkoholkonsum stellt ein Risiko für die Gesundheit dar. Mit 11,7 Litern reinem Alkohol pro Kopf und Jahr trinken die Deutschen ganze zwei Liter mehr als der Durchschnitt der OECD-Bürger. In der gesamten OECD hat der Anteil an fettleibigen Personen im vergangenen Jahrzehnt zugenommen, so auch in Deutschland. Hier stieg er von 11,5 Prozent im Jahr 1999 auf 14,7 Prozent im Jahr 2009.