Quo Vadis Schadenmanagement?

Quelle: LxPRESS Tilo Weiskopf/ Versicherungsforen

Wie wird sich der Umgang der Versicherer mit IT-Lösungen entwickeln? Hier konstatiert Tenbieg einen gewissen Nachholbedarf. Lange Zeit habe die Versicherungsaufsicht dafür gesorgt, das hinsichtlich der technischen Innovationsfreudigkeit im Schadenmanagement ein Trägheitsmoment eingebaut gewesen sei, denn Vertragsbedingungen behielten dank strenger Regulierungsvorgaben bis zu 10 Jahre ihre Gültigkeit. Auch die Technik musste sich folglich nur innerhalb einer Dekade anpassen. Die Schaden-IT sei weitgehend auf Basisfunktionen wie Anlage, Text und Exkasso beschränkt gewesen, weil die weitestgehend uniformen Tarife und Versicherungsprodukte keine höheren Ansprüche an die Technik stellten.

Dieses Trägheitsmoment wirke heute noch nach, während sich die Anforderungen an IT-Lösungen nach einer Liberalisierung des Versicherungsmarktes seit rund 20 Jahren grundlegend wandeln. Die Tarife seien heute je nach Unternehmen stark ausdifferenziert, kurze Produktzyklen und eine hohe Produktvielfalt die Regel. Zudem werden zunehmend modulare Tarife angeboten, bei denen der Versicherungskunde nach einem Baukastenprinzip seine Leistungen individuell zusammenstellen kann. Die Lebenssachverhalte der Kunden werden ebenso komplexer wie die Schadenbilder.

Trotz der sich wandelnden Anforderungen kommen die Schadenverarbeitungssystem nur teilweise ihrer Aufgabe nach, Komplexität zu reduzieren und die Abläufe einfacher zu machen. Noch immer sei die Technik auf die bloße Megenverarbeitung uniformer Fälle ausgerichtet, kritisiert Tienbeg. Datenaustausch und Kommunikationswege werden oft nur unzureichend unterstützt. Hier werde es eine weitere Industrialisierung der Abläufe geben mit dem Ziel, die enormen Datenmengen besser zu managen. Der Trend geht hin zu multivariablen IT-Leistungen. Wird der Mensch als „Sachbearbeiter“ damit verzichtbar? Dies verneint Jochen Tenbieg allerdings. Da, wo das Erfahrungswissen des Menschen ausschlaggebend sei, werde auch weiterhin der „Superrechner menschliches Gehirn“ gefragt sein.