Wer die Onlineausgabe der Tageszeitung Welt lesen will, der muss zukünftig dafür zahlen. Für die bisher kostenfreie Webseite führt der Springer-Verlag ab Mittwoch ein Bezahlmodell ein, wie das Unternehmen am Dienstag in Berlin mitteilte. Kostenfrei lassen sich nur 20 Artikel im Monat lesen – für jeden weiteren Text muss der Interessierte ein Abo abschließen.

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Springer-Chef Matthias Döpfner begründete den Schritt hin zu einem Bezahlmodell damit, dass die Werbeeinnahmen nicht ausreichen, um den kostenintensiven Qualitätsjournalismus langfristig zu gewährleisten. Der Start des Bezahlsystems sei der "Beginn einer Suche", sagte Döpfner am Montagabend. "Was wir in den letzten 15 Jahren gemacht haben, reicht nicht aus. Wir brauchen diese zweite Säule für die journalistische Unabhängigkeit." Nur so könne die Distanz zu Anzeigenkunden gewahrt bleiben.

Vorbild: New York Times

In der Bundesrepublik ist die Welt die erste überregionale Zeitung, die ein Bezahlmodell für ihren Onlineauftritt zu etablieren versucht. Vorbild sei die New York Times, sagte Romanus Otte, Digital-Chef der Welt-Gruppe, der das Projekt vorantrieb. Das amerikanische Leitmedium verwendet seit 2011 eine Bezahlschranke, die sogenannte „Metered Paywall“. Mit dieser Technik soll nun auch die Webseite der Welt profitabel werden.

Wie aber funktioniert die neue Bezahlschranke von Welt online? Die ersten 20 Artikel sind für jeden Leser frei zugänglich, wobei die Zahl der Seitenaufrufe pro Leser mit Hilfe eines Javascript-Codes und mit „Cookies“ gemessen wird. Beim 21. Aufruf erscheint jedoch eine „Einladung“ zum Abschluss eines Abonnements: „Danke, dass Sie sich immer wieder für die Welt entscheiden“. Die Leser können nun zwischen drei Abo-Paketen wählen. Das kostengünstigste Paket kostet 6,99 Euro im Monat und garantiert freien Zugang zu allen Artikeln der Webseite, auch per Smartphone-App. Wer einen Tablet-Computer nutzt, muss schon 12,99 Euro Monatsbeitrag überweisen. Das Digital-Plus-Paket für 14,99 Euro enthält zusätzlich ein Abonnement der gedruckten Welt am Sonntag.

Die Startseite der Welt wird frei zugänglich bleiben – ebenso alle Artikel, auf die über Suchmaschinen, soziale Netzwerke wie Facebook oder Twitter verlinkt wird. Dies soll verhindern, dass Leser sofort vor der Bezahlschranke zurückschrecken. Auch für Abonnenten der gedruckten Welt bleibt der Zugang zu den Onlinetexten kostenfrei.

Strategen erwarten Sinken der Reichweite im Netz

Dass die Einführung eines Bezahlsystems ein riskantes Experiment ist, wissen die verantwortlichen Zeitungsmacher. Die Reichweite im Netz werde "klar zurückgehen", sagte Springer-Vorstand Jan Bayer. Auch wenn er keine Prognose abgeben wollte, sicherte er den Werbekunden zu, dass die garantierte Reichweite von einer Million Ad Impressions Bestand haben werde. Aktuell greifen jeden Monat neun Millionen Nutzer auf das Online-Angebot der Welt zu.

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Welt-Vorstandsmitglied verwies auf andere Anbieter mit Bezahlsystemen, die ihre Reichweite mit der Zeit stabilisieren konnten. Allerdings versuchte bereits eine andere Tageszeitung erfolglos, ihre Einnahmen mit einer Paywall zu sichern: Die Financial Times Deutschland veröffentlichte vor wenigen Tagen ihre finale Ausgabe.