Drei Viertel wünschen sich, dass ihr Arbeitgeber sich aktiv für ihre bAV engagiert. Ebenso viele sind bereit, auf einen Teil ihres Gehalts zugunsten einer Betriebsrente zu verzichten; bei den unter 35-Jährigen sind es sogar 83 Prozent. Insgesamt wird die bAV als zweitwichtigste Einkommensquelle im Ruhestand genannt.

Anzeige

Zu diesen Ergebnissen kommt die Towers-Watson-Studie "Altersversorgung und bAV aus der Arbeitnehmerperspektive". Hierfür hatte die Unternehmensberatung mehr als 2.000 Arbeitnehmer aus Unternehmen mit mindestens 1.000 Mitarbeitern befragt. Knapp 80 Prozent der Befragten verfügen über eine Betriebsrentenzusage.

"Die Studienergebnisse zeigen mehr als deutlich, dass die Diskussion um den Altersvorsorgebedarf und die längere Lebensarbeitszeit in der Breite angekommen ist. Das gilt für alle Altersgruppen - und wider Erwarten insbesondere auch für die jüngeren Arbeitnehmer", erklärt Dr. Thomas Jasper. Der Leiter der bAV-Beratung bei Towers Watson weist aber auch auf deutliche Lücken zwischen Anspruch und Wirklichkeit hin. "Überraschend viele Arbeitnehmer geben an, dass sie für ihre bAV auch eigenes Geld in die Hand nehmen würden. Aus unserer Beratungspraxis wissen wir aber, dass in vielen Unternehmen nur ein kleiner Teil der Mitarbeiter dies bislang in die Tat umsetzt".

bAV zentraler Bestandteil der Altersvorsorge

Eine Erklärung für diese Kluft könnte darin liegen, dass nur 47 Prozent der Mitarbeiter den für sie gültigen Pensionsplan kennen und verstehen. "Es wäre plausibel, dass Mitarbeiter ihr Geld nur für eine Altersversorgungsmöglichkeit einsetzen, die sie nachvollziehen können. Unternehmen sollten daher ihre Mitarbeiter regelmäßig und anschaulich über die vorhandenen Pensionspläne informieren" empfiehlt Jasper. Darüber hinaus zeigt die Studie, dass sich über die Hälfte der Mitarbeiter (64 Prozent) individuelle Einzelberatungen zu ihrer bAV wünschen.

Insgesamt wird die betriebliche Altersversorgung als zweitwichtigste Einkommensquelle im Ruhestand (direkt nach der gesetzlichen Rente, aber vor Ersparnissen und Wohneigentum) eingestuft. Ihre Wertschätzung ist hoch - rund die Hälfte der Arbeitnehmer ist mit ihrer bAV zufrieden oder sehr zufrieden. Jasper: "Dabei macht es kaum einen Unterschied, ob das Unternehmen die Betriebsrente allein finanziert oder ob die Arbeitnehmer sich daran beteiligen. Für Mitarbeiter ist vor allem wichtig, dass ihr Arbeitgeber sich engagiert - indem er Vorsorgemöglichkeiten bereitstellt und den Aufbau des Vorsorgevermögens unterstützt."

Sicherheit hat oberste Priorität, Wahloptionen gefragt

Der Aussage "In der bAV ist Sicherheit wichtiger als hohe Renditen" stimmten 56 Prozent der Arbeitnehmer zu. Der Inflationsschutz nimmt einen noch höheren Stellenwert ein (59 Prozent).
Ebenso schätzen die Arbeitnehmer Wahloptionen - etwa mit Blick auf die Anlage der Pensionsvermögen (56 Prozent), unterschiedliche Auszahlungsmöglichkeiten wie lebenslange Renten, Einmalzahlungen zu Ruhestandsbeginn oder die Ausschüttung des angesparten Kapitals in mehreren Raten (44 Prozent). Auch die Chance, die Betriebsrente schon vor dem 60. Lebensjahr abrufen zu können oder eine Hinterbliebenen- oder Invalidenleistung mitzuversichern, treffen auf große Zustimmung (41 bzw. 31 Prozent). "Angesichts der großen Verbreitung von flexiblen Arbeitszeitmodellen, flexibler Arbeitsplatzgestaltung usw. erstaunt es nicht, dass Mitarbeiter sich auch eine bAV wünschen, die sich flexibel an individuelle Anforderungen anpassen lässt", kommentiert Jens Denfeld, Senior Consultant bei Towers Watson und Mitautor der Studie, dieses Ergebnis.

bAV als Grund, im Unternehmen zu bleiben

Die Studie belegt auch, dass die Frage, ob ein Unternehmen einen Pensionsplan anbietet, aus Mitarbeitersicht bei Auswahl eines Arbeitgebers eine wesentliche Rolle spielt. Für mehr als die Hälfte der Befragten ist dies ein wichtiger Entscheidungsfaktor. Darüber hinaus ist die bAV für viele Mitarbeiter ein Grund, ihrem Arbeitgeber treu zu bleiben. 46 Prozent der Mitarbeiter, die mit ihrem Pensionsplan zufrieden sind, stimmen dieser Aussage zu - jedoch nur 12 Prozent der unzufriedenen Mitarbeiter.

bAV-Experte Jasper resümiert: "Für Unternehmen lassen sich aus den Ergebnissen dieser Studie drei wesentliche Erkenntnisse ableiten: Erstens: Damit ein Pensionsplan die Bedürfnisse der Mitarbeiter erfüllt, sollte er den Wunsch nach sicherheitsorientierten Elementen berücksichtigen sowie Wahloptionen anbieten und auch die Möglichkeit einer finanziellen Beteiligung der Arbeitnehmer einschließen. Zweitens: Kommunikations- und Informationsangebote sind für Pensionspläne unverzichtbar, denn Mitarbeiter können nur das wertschätzen, was sie kennen und verstehen. Drittens: Ein gut gestalteter und kommunizierter Pensionsplan wird von den Mitarbeitern mit Treue zum Arbeitgeber honoriert."

Anzeige

Hintergrundinformationen zur Studie und Bezug

Für die Studie "Altersversorgung und bAV aus der Arbeitnehmerperspektive" wurden im Januar 2012 rund 2.100 Arbeitnehmer aus Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitern zu den Themen Altersversorgung und bAV befragt. Darunter verfügten knapp 80 Prozent über eine betriebliche Altersversorgung. Für die spezifischen Fragen zur bAV wurden nur die Antworten dieser Mitarbeitergruppe ausgewertet.

Anzeige