Der Bundeszuschuss zur Rentenkasse wächst beständig. Ein Ansatz, die Lage zu verbessern, sind Forderungen, die Regelaltersgrenze an die steigende Lebenserwartung der Deutschen anzupassen. Das forderten beispielsweise der Wirtschaftsweise Martin Werding oder auch der ehemalige Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU).

Anzeige

Werding ist sich darüber im Klaren, dass mehr Abschläge und ein späteres Renteneintrittsalter eine Rentenkürzung für jene Menschen bedeutet, die schwer arbeiten und ein geringeres Einkommen haben. Diese haben statistisch eine geringere Lebenserwartung - und auch die schwere Arbeit trägt dazu bei, dass viele aus dieser Gruppe nicht bis zum regulären Rentenalter arbeiten können. „Wir sollten die allgemeinen Regeln nicht an den Härtefällen ausrichten“, so Werding. Für diese Personen könnten die Abschläge nach bestimmten Kriterien gesenkt werden.

Wie unpopulär das Ansinnen von Werding und anderen ist, zeigt sich an Umfrage-Ergebnissen der Bertelsmann-Stiftung. Weniger als jeder zehnte Beschäftigte gibt an, über die Regelaltersgrenze hinaus arbeiten zu wollen. Mehr als ein Viertel der Berufstätigen will dagegen schon früher in Rente gehen, ein Viertel ist noch unentschlossen. Von den Berufstätigen mit niedrigem sozio-ökonomischen Status wollen überdurchschnittlich viele (41 Prozent) vorzeitig in Rente gehen. Sie begründen diesen Wunsch zumeist mit gesundheitlichen Einschränkungen oder damit, dem beruflichen Stress entkommen zu wollen. Für bessergestellte Beschäftigte ist der Beweggrund dagegen, mehr Zeit für Reisen, Hobbys und Familie haben zu wollen.

Auffällig ist auch, dass nur knapp die Hälfte der Befragten angibt, im Job auf die eigene Gesundheit zu achten. Während jeder dritte Berufstätige mit hohem sozio-ökonomischem Status flexible Arbeitszeitmodelle nutzt, bemühen sich die schlechter gestellten Beschäftigten vor allem um altersgerechte Arbeitsbedingungen oder ziehen näher an den Arbeitsort. Letztere wünschen sich zudem weniger Leistungsdruck, mehr Urlaub, mehr Wertschätzung und weniger körperliche Belastung.

Gundula Roßbach, Präsidentin der Deutschen Rentenversicherung, sieht beim Renteneintrittsalter „zum jetzigen Zeitpunkt keinen Handlungsbedarf“. Das tatsächliche Renteneintrittsalter liege derzeit bei 64,1 Jahren. Bis 2031 steigt die Regelaltersgrenze auf 67. „Was als abschlagsfreie Rente ab 63 eingeführt wurde, wächst im gleichen Zeitraum zur Rente ab 65 Jahren auf“, so die DRV-Präsidentin. Es müsse beobachtet werden, ob die Menschen später in Rente gehen oder Abschläge in Kauf nehmen. Je nach Entwicklung sollten die politischen Entscheidungen diesbezüglich getroffen werden (Versicherungsbote berichtete).

Anzeige

Über die Studie:
Für die Studie hat die Bertelsmann-Stiftung gemeinsam mit dem Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung individuelle Strategien im demografischen Wandel herausgearbeitet. Das Institut für Demoskopie Allensbach führte auf dieser Grundlage 1.234 Interviews mit einem repräsentativen Querschnitt der 16- bis 70-jährigen Bevölkerung durch.

Anzeige