Jüngere Menschen, allen voran die Generation Z, sind nicht nur für ihr ausgeprägtes Nutzungsverhalten sozialer Medien bekannt, sondern auch für ihre veränderten Vorstellungen von Selbsterfüllung und Work-Life-Balance. Was war Ihnen im Alter von 15 bis 25 Jahren wichtig?

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Regina Halmich: Ich kann mich noch gut daran erinnern. Mit 15 Jahren habe ich gerade mit dem Boxen begonnen. Nur sieben Jahre später bin ich mit 22 Jahren zum ersten Mal Weltmeisterin geworden. Für mich als Profisportlerin hat das ein Leben wie im Tunnel bedeutet: Training, Ernährung, meinen kompletten Lifestyle – alles habe ich diesem einen großen Ziel untergeordnet. Full commitment würde man heute wohl sagen. Ich habe meinen Traum gelebt, meine Leidenschaft zum Beruf gemacht. Mehr Selbstverwirklichung geht nicht.

Hermann Schrögenauer: Genau deshalb bist du heute ein Vorbild über Generationen hinweg. Diese Jahre, von denen wir hier reden, sind ja ein ganz prägendes Alter. Ich persönlich denke dabei auch an die deutsche Wiedervereinigung und den Zerfall der Sowjetunion zurück – eine Zeit des radikalen Wandels in Politik und Wirtschaft, die bei vielen Menschen das Gefühl von Stabilität fundamental verändert hat. Aktuell verdeutlichen Pandemie, Klimawandel und Krieg in Europa, wie fragil unser gewohntes Leben tatsächlich ist.

Regina Halmich: Und trotz steigender Lebenshaltungskosten und einem wackelnden Generationenvertrag werden junge Menschen mit den Kosten der Krisenbewältigung ja quasi allein gelassen. Sie zahlen die Rechnung für die Versäumnisse ihrer Eltern und Großeltern. Aber wer wird ihre Rente bezahlen? Da kann ich ihre Sorgen und das Aufbegehren gut verstehen. Leider haben junge Menschen wenig Lobby hierzulande und werden von der Politik fast gar nicht adressiert.

Hermann Schrögenauer (Vorstand der LV 1871) und Boxweltmeisterin Regina Halmich gehen gemeinsam in den Ring, um sich für das Thema finanzielle Unabhängigkeit und Sicherheit stark zu machen.LV 1871

Das klingt ernüchternd. Welche Maßnahmen würden Sie als junger Mensch denn heute treffen, um sich besser vorzubereiten?

Hermann Schrögenauer: Mehr denn je ist Eigeninitiative gefragt: Frühzeitige Absicherung fürs Alter, aber auch gegen andere Unabwägbarkeiten des Lebens. Die klassische Vita mit Ausbildung, konstanter Festanstellung und späterem Ruhestand wird immer seltener. Stattdessen lassen sich Biographien heutzutage in einem Mehrphasenmodell abbilden: Ausbildung, Weiterbildung, Auszeiten, Festanstellungen, freiberufliche Tätigkeiten sowie gemeinnützige Arbeiten wechseln sich ab. Für das finanzielle Sicherheitsverständnis der Gen Z hat das natürlich Konsequenzen. Hier kann die Versicherungsbranche ansetzen und die jungen Leute mit mitwachsenden und flexiblen Lösungen in den verschiedensten Lebensbereichen unterstützen.

Regina Halmich: Speziell in diesem Alter sind Mentoren wichtig – gute Coaches, die eine Taktik, eine Strategie aufzeigen. Bei mir waren das im sportlichen Bereich natürlich die Trainer. Wenn es um Finanzen ging, habe ich natürlich insbesondere meinem Vater vertraut, der Finanzbuchhalter von Beruf war, und dessen Rat mir bis heute wichtig ist. Generell kommt dem Elternhaus hier eine gewisse Vorbildfunktion zu.

Hermann Schrögenauer: Auf jeden Fall. Meistens sind es ja die Eltern, die den ersten Grundstein für die finanzielle Unabhängigkeit der Kinder legen. Zum Beispiel mit den ersten Beiträgen für ein gut geplantes und langfristiges fondsgebundenes Investment wie unsere Kindervorsorge, die nicht nur unglaublich flexibel ist, sondern auch gleichzeitig ein erster wichtiger Baustein für Vermögensaufbau und Altersvorsorge. Als junge Erwachsene kann der Nachwuchs diesen Vertrag dann auch fortführen.

Mindestens genauso wichtig übrigens: die frühzeitige Absicherung für den Fall der Berufsunfähigkeit. Hier lohnt es sich gleich doppelt, auf die Eltern zu hören. Zum einen ermöglicht der in jungen Jahren meist noch sehr gute Gesundheitszustand eine günstige Risikobewertung; zum anderen kann sich die Risikoeinstufung nicht mehr verschlechtern, auch wenn beispielsweise nach Abschluss der Schulausbildung ein risikoreicher Beruf ergriffen werden sollte. Als erster Anbieter in Deutschland können wir diesen wichtigen Schutz bereits ab Grundschuleintritt anbieten.

Regina Halmich: Das finde ich vor allem vor dem Hintergrund spannend, dass psychische Erkrankungen ja gerade im Kindes- und Jugendalter stark zunehmen. 54 Prozent mehr Essstörungen gibt es bei 15- bis 17-jährigen Mädchen im Vergleich zu 2019 laut DAK-Kinder- und Jugendreport - 15 Prozent mehr Adipositas bei 5- bis 9-jährigen Jungen. Da wundert es nicht, dass die Gen Z wie keine andere Generation zuvor hier sehr sensibilisiert ist und sehr auf ihre Work-Life-Balance achtet.

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Hermann Schrögenauer: Gerade angesichts solch dramatischer Zahlen ist übrigens auch eine lebenslange Leistung in der Berufsunfähigkeitspolice so wichtig für die Gen Z. Denn:
Tritt der Leistungsfall in jungen Jahren ein, erfolgen keine Einzahlungen in die gesetzliche Rentenversicherung und damit auch kein Aufbau einer gesetzlichen Altersvorsorge. Mit einer lebenslangen Berufsunfähigkeitsrente können Schüler ihren Lebensstandard im Alter sichern.

Finanzbildung, Crypto-Influencer und die Sprache junger Menschen

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Eigeninitiative, Mentoren, Elternhaus – damit bleibt vielen Jugendlichen vermutlich der Zugang zu Finanzthemen verweht, oder wie sehen Sie das?

Regina Halmich: Hier sehe ich ein großes Problem. Ich hatte das Privileg, dass mir mein Vater als Buchhalter bereits als Teenager und zu Beginn meiner Karriere in finanziellen Fragen mit Rat und Tat zur Seite stand. Doch nicht alle Eltern kennen sich bei Finanzthemen aus. Häufig haben sie gerade hier große Wissenslücken und Berührungsängste. Deshalb sollte Finanzbildung auch ein öffentliches Thema werden – und am besten auch ein Schulfach für Kinder und Jugendliche.

Hermann Schrögenauer: Bezeichnenderweise wünscht die große Mehrheit der Jugendlichen ja sogar selbst mehr Finanzvermittlung in der Schule. Mehr als 90 Prozent fordern das laut dem Jugend-Finanzmonitor. Interesse und Bewusstsein sind also durchaus vorhanden. Das belegt auch das hohe Interesse an unserem Tiktok-Kanal und das geht auch aus unserem Financial Freedom Report hervor: Er zeigt, dass finanzielle Unabhängigkeit für junge Menschen einen besonders großen Stellenwert besitzt. Sie streben stärker als andere Generationen nach der Erfüllung von finanziellen Träumen und wollen mehr Geld verdienen. Auch gehen sie Finanzthemen deutlich progressiver an.

Wie meinen Sie das?

Hermann Schrögenauer: Jüngere Menschen sind renditestarken Anlagemöglichkeiten gegenüber durchaus aufgeschlossen und investieren eher in Aktien, auch bei wenig Kapital. Das ist nicht nur löblich, sondern das müssen sie auch, wenn sie ihre Träume angesichts der veränderten Wirtschaftslage erreichen wollen.

Regina Halmich: Tatsache, denn die Inflation frisst im wahrsten Sinne des Wortes Zukunft auf. Ohne Gegenmaßnahmen schrumpfen Geldreserven, das alltägliche Leben wird kaum noch bezahlbar. Was für meine Generation das Sparbuch war, müssen für die Gen Z fondsgebundene Lösungen sein.

Wie kann es vor diesem Hintergrund der Versicherungsbranche gelingen, die junge Generationen zu erreichen?

Hermann Schrögenauer: Wie bei vielen anderen Themen lautet auch hier das Stichwort „Digitalisierung“. Die Gen Z konsumiert anders, darauf müssen Dienstleistungen und Produkte zugeschnitten werden: unkompliziert, intuitiv und unterhaltsam – stets online abrufbar. Vermittler müssen sich im Informationsdschungel des Internets gegenüber Crypto-Influencern und selbsternannten Experten als vertrauenswürdige Ansprechpartner in Finanzfragen positionieren. Hier hat die alte Denke vom Versicherungsberater als „Ortskaiser“ endgültig ausgedient. Stattdessen muss Fachexpertise maßgeschneidert da abrufbar sein, wo die Zielgruppe sich aufhält und informieren will.

Regina Halmich: Getreu dem Motto: Man kann sich persönlich vor Ort beraten lassen, muss es aber nicht. Digitale und physische Räume verschmelzen immer mehr – privat und geschäftlich. Das gilt in fast allen Branchen und auch in meinem Business: Markenbildung ist heute wichtiger denn je. Jüngere Menschen erreicht man nicht mehr ausschließlich offline, sondern sie müssen dort abgeholt werden, wo sich ein Großteil ihres Lebens abspielt: im Internet und in den sozialen Medien. Offenheit, Verständnis und ein Austausch auf Augenhöhe sind auf beiden Seiten unabdingbar.

Wie stellt man so einen Austausch auf Augenhöhe sicher?

Hermann Schrögenauer: Wie Regina bereits erwähnt hat, sollten Berater und Beraterinnen gezielt dort präsent sein, wo sich die Gen Z aufhält und durch auf sie zugeschnittene Content-Formate Aufmerksamkeit erzeugen. Die Aufmerksamkeitsspanne junger Menschen wird durch die zunehmende Reizüberflutung und Kanäle wie TikTok immer kürzer. Das wirkt sich natürlich auch auf die Ansprache aus.

Regina Halmich: Das ist ein ganz entscheidender Punkt. Junge Menschen konsumieren nicht nur anders, wie Hermann gerade sagte, vor allem kommunizieren sie anders. In ihrer Lebenswelt sind Informationen jederzeit und überall, also auch mobil, verfügbar. Diesem Tempo müssen wir alle uns anpassen. Aber Schnelligkeit bedeutet noch lange nicht Oberflächlichkeit oder mangelnde Seriosität.

Hermann Schrögenauer: Genau deshalb sollten sich Vermittler wie auch Unternehmen an Bewegtbild-Formaten orientieren. Ein professionelles und schnelles Community Management ist ebenfalls wichtig, um sich als zuverlässiger Ansprechpartner für Finanzberatung zu etablieren. Die LV 1871 bietet ihren Geschäftspartnern Unterstützung durch verschiedene Schulungsformate wie dem Digital Partner Programm oder ganz neu der Online Marketing Academy, um das Online-Know-how weiter auszubauen.

Regina Halmich: Man sollte aber auch die zwischenmenschliche Ebene nicht aus den Augen verlieren. Man muss die Sprache junger Menschen sprechen, aber auch echtes Interesse und Verständnis für ihre Lebensrealität zeigen. Ansonsten läuft man schnell Gefahr, Vorurteile zu bedienen und mit seiner Message nicht durchzudringen. Letztendlich wollen wir die Gen Z ja mitnehmen und nicht von ihr abgehängt werden.

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