Solvency II und die Niedrigzinsphase bleiben wichtige Herausforderungen für Versicherer
Eineinhalb Jahre nach Scharfschaltung von Solvency II haben die Versicherer sich mit den neuen Regulierungsanforderungen angefreundet und die geforderten Berichte das erste Mal erstellt. Auf dem 6. Messekongress „Finanzen und Risikomanagement“ der Versicherungsforen Leipzig am 22. und 23. Juni 2017 stand Solvency II neben den aktuellen Herausforderungen des Kapitalmarktes natürlich dennoch auf der Agenda.
Unter der fachlichen Leitung von Prof. Dr. Andreas Richter von der Ludwig-Maximilians-Universität München diskutierten in Leipzig daher über 100 Teilnehmer nicht nur über die Anforderungen von Solvency II, sondern vor allem über ihre Erfahrungen bei der Umsetzung. Dr. Jürgen Bierbaum, stellvertretendes Mitglied des Vorstandes der ALTE LEIPZIGER Lebensversicherung a.G., setzte in seiner Keynote vor allem einen Schwerpunkt auf die jüngst veröffentlichten SFCR. Unternehmen hätten durch die Anforderungen der unterschiedlichen Reports nun viele Informationen über ihr Geschäft und ihre Solvenz erhalten. Nun müsse man jedoch daran arbeiten, dass die durch Solvency II angestrebte Transparenz auch einen Wert habe, so Bierbaum. Bei einem Vergleich der Unternehmen, bzw. der SFCR, ist jedoch zu berücksichtigen, dass den Berechnungen zum Teil unterschiedliche Modelle und Annahmen (Standardmodell / internes Modell) zu Grunde liegen.
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Über Ansätze mit einem internen Modell berichteten beim Messekongress „Finanzen & Risikomanagement“ Dr. Joerg Schwarze, Mitglied des Vorstandes der ARAG SE, sowie Thomas Adrian Schmidt, Leiter Risikomanagement / Aktuariat der HDI Global SE. Beide Versicherungshäuser hatten sich bei der BaFin für den Pre-Applicationprozess beworben und in den letzten Jahren gemeinsam mit der Aufsicht am internen Modell gearbeitet. Dr. Schwarze unterstrich, dass beim Standardmodell das Risiko sowohl auf der Aktiv- als auch auf der Passivseite nicht richtig abgebildet sei. Die Ergebnisse des internen Modells würden mehr Transparenz, z. B. hinsichtlich des Beteiligungsrisikos, schaffen.
Ein weiterer Dauerbrenner der Versicherungswirtschaft ist nach wie vor das Thema Kapitalanlage. Dr. Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank, versuchte daher in seiner Keynote zu erörtern, wann die Nullzinspolitik im Euroraum ein Ende nimmt. Sein Fazit: vorerst nicht, auch wenn die europäische Wirtschaft seit mehreren Jahren wieder im Aufwärtstrend ist, denn z. B. die Kerninflation steigt weiter nur gering.
David Thompson, Schroders Insurance Asset Management, betonte daher, dass eine der größten Herausforderungen der Lebensversicherer sei, trotz der Niedrigzinsphase Wachstum am Kapitalmarkt zu erzielen und stellte zwei mögliche Investmentstrategien dafür vor.
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Auf dem Messekongress „Finanzen & Risikomanagement“ wurde weiterhin zu Rechnungslegung nach IFRS 9, Kapitalanlagecontrolling und Anlageoptimierung diskutiert. Als Fazit der Veranstaltung lässt sich festhalten, dass sowohl die regulatorischen Anforderungen als auch der anhaltende Niedrigzins Versicherer weiterhin fordern. Um die Kundenbedürfnisse weiterhin erfüllen und dem sozialpolitischen Auftrag gerecht werden zu können, gilt es pragmatische Lösungsansätze zu entwickeln.