Versicherungsbote: Herr Groenen, zuerst die Frage, die sich Leser einer Pressemeldung ihrer MassUp GmbH gestern stellten. Warum hören Sie bei dem Unternehmen auf?

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Dominik Groenen: Langsam! Zunächst, ich bleibe dem Unternehmen als Miteigentümer und Gesellschafter erhalten und ziehe dort auch kein Geld ab. MassUp ist jetzt soweit, dass es ohne mich läuft. Ich bin und bleibe meinen Kollegen Fabian Fischer und Tobias Haff, die jetzt das Unternehmen leiten, weiter eng verbunden. Was mich selbst betrifft, ehrlich, ich brauche einen Tapetenwechsel, eine neue Aufgabe. Die Gründung eines digitalen Versicherers beschäftigt mich schon seit über einem Jahr. Dazu sind Investoren sehr interessiert an diesem Thema ...

... Sie machen uns jetzt aber sehr neugierig ...

...ja, Investoren sagten mir in den vergangenen ein-zwei Jahren, „wir geben ihnen Geld, aber nicht für ein Insurtech als Versicherungsmakler. Wir wollen einen Versicherungsträger gründen“. Also gründe ich in den kommenden 18 Monaten einen Versicherer. Es wird ein Komposit-Anbieter, ein digital getriebenes Unternehmen, das etwa Hausrat- und Haftpflicht-Deckungen neu denkt.

Bevor wir zu dem Versicherer kommen. Wäre der Zwischenschritt als Assekuradeur nicht einfacher? Einerseits Geld des Versicherers im Rücken, andererseits hätten Sie relativ freie Hand beim Produkt?

Ich frage mich, ob dieser Zwischenschritt nötig ist. Nein. Ein Insurtech als Assekuradeur aufzuziehen, geht kaum schneller als gleich einen Versicherer zu gründen. Der ganze Schlauch mit dem Papierkrieg, ja, der ist halt nötig für die Zulassung bei der BaFin oder in Irland, Malta oder einem anderen Land - und beherrschbar, wenn man die richtigen Leute hat. Juristen, Mathematiker, Betriebswirte. Die habe ich und habe hier über die vielen Jahre ein sehr starkes Netzwerk aufgebaut. Und es braucht Investoren, die das große Schiff segeln wollen, denen die Knip-, Clark- und Schutzklick-Welt nicht groß genug ist. Ich erwähne diese Unternehmen, weil Sie mich jetzt nach Geld fragen werden.

Genau, wie viel kostet das, einen Versicherer zu gründen?

Das kostet kaum mehr als einmal Knip oder Clark, die zweistellige Millionensummen eigesammelt haben. Also, mit 25 Millionen Euro sind Sie dabei. Und können die Evolutionsstufe eines App-Maklers oder Assekuradeurs überspringen. Ich brauche knapp vier Millionen für die Zulassung, Schwankungsrückstellung, Werbebudget und erste Betriebsmittel, um eine Versicherung zu eröffnen. Und: Ideen, wie Versicherung im 21. Jahrhundert aussehen soll. Nämlich wie Kunden sie sich wünschen. Nicht Versicherung per se. Sondern einfach immer sicher sein.

Das klingt jetzt aber arg philosophisch ...

Klingen 125 Millionen Kapital als Zielsumme für die kommenden zwei Jahre philosophisch? Zu den Produktideen will ich noch nicht alles verraten. Hier ziehen Aktuare schon die ersten frisch gewobenen Fäden aus Algorithmen, die uns jetzt Big Data liefert. Das wird Versicherung in neuer Dimension.

Haben Sie Beispiele für eine Versicherung des 21. Jahrhunderts?

Große Ideen großgedruckt zum Beispiel. Statt ausladende Buchstabenwüsten im Kleingedruckten wollen die Leute schlicht und einfach ihren Schaden bezahlt bekommen, egal was passiert. Schauen Sie, schauen mich an (lacht!) ich trage und sammle teure Turnschuhe und wilde Baseball-Caps, meist limitierte Auflagen. Die will ich versichert wissen, und mein wertvolles Mountain-Bike. Meine Uralt-Einbauküche, ... die ist mir ziemlich egal. Für eine klassische Hausratpolice bin ich ungeeignet.

Und Ihre Möbel, wenn’s brennt?

Ja, sollen bezahlt werden. Aber der digitale Nomade, der durch die Welt zieht. Der hat keine Möbel, aber teure Computer, fährt öfters fremde Autos, im Car-Sharing etwa und übernachtet auf der Couch bei Airbnb-Anbietern. Wie geht es denn da mit der Haftpflicht bei fremden Autos und fremden Wohnungen?

Und umgekehrt, ...

... ja, eine eigene - nach heutigem Versicherungs-Kleingedrucktem dauerhaft unbewohnte - Wohnung vermietet der Nomade derweil ebenfalls bei Airbnb an andere, fremde Leute. Wie geht es denn da mit dem Hausrat? Wissen Sie was, wir schaffen nächstes Jahr eine App, bei der der Kunde seine Situation findet, klickt und safe ist ist.

Na ja, die Kurzzeit-Kasko kennt man ja schon ...

Ja, die habe ich mit erfunden (lacht), wenigstens mit in die Gänge gebracht. Im Ernst, ich habe großen Respekt vor dem, was noch vor mir und meinen Partnern liegt, um aus einem Paragrafen-Versicherer einen Situationsversicherer zu machen, der Momentum entwickelt.

Und wer steigt mit Ihnen auf das „große Schiff“, wie Sie sagten?

Keine Namen! (Lacht)

Könnten wir die Namen denn eventuell kennen?

Die Versicherungsindustrie, bestimmt der ein oder andere. Die Venture-Kapitalgeber, ja, die könnten Sie durchaus kennen. Es zeichnet die Idee eines disruptiven Versicherers aus, dass er ohne geistiges, vor allem oft zu kurzes Gängelband der Assekuranzindustrie neu denkt und handelt. Es gibt einige gegenwärtige und ehemalige Vorstände von Versicherern, die ebenfalls großes Interesse an meinen Plänen haben.

Also wollen Sie so groß und bekannt werden wie etwa die Gründungen Lemonade oder Oscar?

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Ich will noch grösser denken wie etwa Metromile in den USA mit Ihrem 175-Millionen-Dollar-Investment. Think big ist das Stichwort.

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