Das Schweizer Insurtech Wefox wird im September 2017 einen neuen digitalen Versicherer mit Namen „One“ in seine Plattform integrieren. Das kündigte Wefox in einer heutigen Pressemeldung an. Der neue Versicherer soll auch allen Vertriebspartnern offen stehen – unter anderem Maklern und anderen Versicherern. Rückversicherer von One wird die Munich Re sein, die den neuen digitalen Risikoträger auch in den Bereichen Produktentwicklung und Data Analytics unterstützt, berichtet der Online-Makler in dem Pressetext.

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Das Versicherungsangebot von One wird zu Beginn aus Hausrat- und Haftpflichtdeckungen bestehen, heißt es im Pressetext weiter, soll aber in Zukunft auf alle Lebensbereiche ausgedehnt werden. Wie die Süddeutsche Zeitung in Erfahrung gebracht hat, soll der Sitz des neuen Versicherers in Liechtenstein sein. Wefox-Aktionäre schießen 10 Millionen Euro als Startkapital zu, weitere 3,6 Millionen Euro sollen für den laufenden Versicherungsbetrieb fließen.

Wefox kooperiert mit 600 Maklern

Wefox ist erst seit 18 Monaten aktiv und kann bereits Achtungserfolge vorzeigen. Unter anderem konnte das Insurtech einen zweistelligen Millionenbetrag einwerben: Zu den Investoren zählen der chinesische Milliardär Li Ka-Shing und die US-amerikanische Softwareschmiede Salesforce. Anders als viele andere Online-Makler kooperieren die Schweizer dabei auch mit „traditionellen“ Versicherungsmaklern. Diese können für einen Teil der Courtage ihre Verträge bei Wefox digital verwalten und mit Kunden in Kontakt treten.

Die konkreten Zahlen laut Unternehmen: mehr als 300 Versicherer hat Wefox bereits als Partner gewinnen können, darunter die VHV, Barmenia und Ergo (der Versicherungsbote berichtete). Darüber hinaus kooperieren 600 Makler mit dem Insurtech. Der Kundenbestand wuchs auf 125.000 Personen an. Tätig ist das Insurtech nicht nur auf dem deutschen Markt, sondern wirbt auch in Österreich und der Heimat Schweiz um Kunden. Der Start eines digitalen Versicherers soll nun der nächste Schritt sein, um Wefox dauerhaft auf dem Markt zu etablieren.

Viele Prozesse sollen volldigitalisiert ablaufen

Beim neuen Versicherer setzt das Insurtech voll auf digital: alle Abläufe seien sowohl im Front- als auch Backoffice komplett digitalisiert ablaufen, heißt es im Pressetext. Und das bedeutet, die Prozesse kommen fast ohne Mitarbeiter aus. Auch der Antragsprozess soll einfach und schnell per künstlicher Intelligenz erfolgen: „Innerhalb von drei Minuten sind Versicherungsauswahl und -abschluss inklusive einfacher Bezahlung möglich“, verspricht der Pressetext. Sogar die Schadensmeldung erfolge über eine App und soll in 60 Prozent der Fälle vollautomatisch und sofort ablaufen.

Bei diesen ehrgeizigen Zielen zeigt sich auch, weshalb das Insurtech mit Maklern kooperiert. Sie sind Ansprechpartner für die Kunden, wenn sie im Digital-Dschungel doch Rat und Unterstützung brauchen bzw. Fragen zu den Produkten haben. Wefox kann auf viele feste Mitarbeiter verzichten, wenn die Makler die Kundenbetreuung übernehmen und dafür noch einen Teil der Courtage abtreten. Aktuell beschäftigt Wefox nach eigenen Angaben etwa hundert Mitarbeiter.

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One ist nicht der erste digitale Versicherer, der auf dem deutschen Markt durchstarten will. In den Startlöchern stehen gleich mehrere Neugründungen. Insurtech-Crack Dominik Groenen will mit Flypper die etablierten Versicherer angreifen, das Berliner Start-up Finleap mit dem Anbieter Element. Und vor einer Woche hat mit Ottonova der erste digitale Krankenversicherer in Deutschland den Geschäftsbetrieb aufgenommen.

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