Versicherungsbote: Haben Sie als Reaktion auf LVRG und Niedrigzins Ihre Angebotspalette an Altersvorsorge-Produkten umgestellt? Wie positionieren Sie sich zur „klassischen“ Lebensversicherung, von der sich viele Versicherer scheinbar trennen wollen?

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Maximilian Buddecke: Mit Blick auf das LVRG haben wir bei allen Produkten die Kosten gesenkt. Das heißt, wir haben die Zillmerung und Abschlusskosten reduziert. Damit sind die Produkte auch tatsächlich, dass muss man dem LVRG lassen, besser geworden für den Kunden. Die Ablaufleistung ist in aller Regel gestiegen.

Wenn es um die berühmt-berüchtigte Frage geht: Garantie oder keine Garantie, dann sind wir nicht dogmatisch. Wir finden, dass diese Diskussion nicht vom Versicherer entschieden werden soll, sondern vom Kunden. Wir halten es auch für falsch, wenn Versicherer im Niedrigzins ihren Kunden sagen: Trennt euch von den klassischen Produkten, die taugen nichts, schließt besser die neuen Policen ab. Natürlich muss sich der Kunde in der heutigen Situation im Klaren darüber sein, dass es umso mehr Geld kostet, je mehr Garantien ich wünsche.

Darüber hinaus hat die Bayerische in der aktuellen Zinssituation das Angebot an fondsgebundenen Rentenversicherungen ausgebaut. Nach meiner Einschätzung bieten wir damit ein gutes und starkes Angebotsportfolio.

"Zur Absicherung des Langlebigkeitsrisikos ist die Versicherungslösung eine gute Lösung"

Versicherungsbote: Die Berichterstattung über die Lebensversicherung ist überwiegend negativ, um nicht zu sagen destruktiv. Ist die mediale Berichterstattung von vorn herein ein Hindernis für den Verkauf von LV-Policen?

Buddecke: In der LV-Sparte tut Aufklärung Not. Ich höre oft, auch von Vermittlern, Lebens- und Rentenversicherungen würden sich in der heutigen Zeit nicht mehr lohnen. Aber: So richtige Alternativen bleiben einem immer jene Kritiker schuldig, die sagen: „Das ist nix!“. Insbesondere wenn es um die Absicherung des Langlebigkeitsrisikos geht, dass ich also älter werde als mein Geld reicht. Mit Blick auf das Langlebigkeitsrisiko ist die Versicherungslösung nach wie vor eine sehr gute Lösung.

In der Altersvorsorge gibt es eine goldene Regel: Wenn der Sparer kann, sollte er diversifizieren, also seine Vorsorge auf mehrere Beine stellen. Ein Bein dafür ist definitiv die private Altersvorsorge und/oder die geförderten Altersvorsorge-Produkte. Wer stärker auf Rendite abzielt, der ist mit fondsgebundenen Versicherungslösungen gut bedient. Da sind die Alternativen am Markt nicht immer besser, sei es ein reiner Fondssparplan oder ein anderes Investment. Im Gegenteil, diese können sich auch deutlich schlechter entwickeln.

Versicherungsbote: Sie gehen folglich davon aus, dass die privaten Lebens- und Rentenversicherungen auch in Zukunft ein wichtiger Altersvorsorge-Baustein werden, zum Beispiel in 20 Jahren?

Buddecke: Ja, aber man muss neue Wege gehen und die Kunden abholen. Ein Problem bleibt immer gleich: Der Kunde muss die Liquidität haben, um fürs Alter vorzusorgen. Dabei wollen viele Bürger konsumieren und ihr Geld nicht für die Altersvorsorge sparen. Hier sieht sich die Branche herausgefordert dem Kunden neue Produkte anzubieten, bei denen die Kostenbelastung geringer ist und folglich die Ablaufleistung höher. Die Bayerische hat ein großes ETF-Portfolio und damit geringere Anlagekosten.

Gleichsam müssen die Versicherer Wege finden, auch den Wunsch des Konsums ein Stück weit aufzunehmen. Wir haben ein Produkt am Markt, unsere „plusrente“, das sich zum Ziel gesetzt hat, den heutigen Konsum mit der Altersvorsorge -zumindestens ein Stück weit, da muss man fair bleiben- zu verbinden. Nur durch Einkaufen wird man sicher nicht seine Altersvorsorge regeln, aber zumindest einen Beitrag leisten können.

Versicherungsbote: Bei der „plusrente“ werden dem Kunden Bonuspunkte für die Altersvorsorge gutgeschrieben, wenn er einkaufen geht. Am Ende gibt es dann keine Wolldecke und kein Tafelservice als Bonus, sondern eben Gutschriften für die Altersvorsorge.

Buddecke: Nehmen Sie mich als Beispiel. Ich hab den Vertrag jetzt etwas über ein Jahr. Und damit habe ich jetzt schon einen Cashback von 288 Euro realisiert, nur durch mein normales Einkaufsverhalten, zusätzlich zu meinen selbst eingezahlten Beiträgen. Das wird zwar nicht reichen, um meine Rentenvorsorge zu sichern, 288 Euro mal 30 Jahre, das wissen wir beide. Aber das ist ein guter Anfang und es tut mir nicht weh.

„Der Maklerbeirat ist eines unserer wichtigsten Gremien“

Versicherungsbote: Wie definiert die Bayerische ihr Verhältnis zu Maklern? Ein Mitbewerber bietet Altersvorsorge-Produkte Maklern nur noch über seine Tochter an. Sie haben einen Maklerbeirat gegründet, die Beziehung zu den Ungebundenen scheint Ihnen wichtig zu sein.

Buddecke: Für uns ist der Maklervertrieb von existentieller Bedeutung. Wir haben natürlich auch einen Exklusivvertrieb, der uns ebenfalls sehr wichtig ist. Aber es steht sich auf zwei Beinen bekanntlich besser als auf einem. Somit gehört für uns der Maklervertrieb zu einem wichtigen Partner im Hause.

Versicherungsbote: Holen Sie sich Anregungen von Maklern und dem Maklerbeirat? Haben diese Einfluss auf die Produktgestaltung?

Buddecke: Exakt. Wir haben zum Beispiel eine Roadshow mit Beratern und für Berater gemacht, bei der wir sowohl unsere BU, aber auch unsere Unfallversicherung neu aufgelegt haben. Die Erfahrungen waren hervorragend. Wirklich tolle Mitarbeit, tolle Konzeptionen, viel Freude an den Produktplänen. Wir waren überrascht, wie viele Vorschläge uns erreichten und haben viele dieser Vorschläge aufgegriffen.

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Den Maklerbeirat haben wir mittlerweile schon ein paar Jahre, er ist auch eines unserer wichtigsten Gremien. Er ist mit implementiert in die Entwicklungsprozesse und wird regelmäßig befragt. Wir veranstalten regelmäßige Treffen des Maklerbeirats, bei denen wir die Mitglieder zu Serviceprozessen, Produkten und neuen Systemen befragen, zu ihren Wünschen und ihrer Marktsicht.

Hier lesen Sie den ersten Teil des Interviews, in dem Buddecke die neuen Vergütungsmodelle der Bayerischen erklärt. Die Fragen stellte Mirko Wenig.

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