Monika Maria Risch, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Versicherungsrecht im Deutschen Anwaltverein, rät davon ab, Lebensversicherungen oder Berufsunfähigkeitsversicherungen im Internet abzuschließen. Der Grund: Bei diesen Policen müssen Versicherungsnehmer im Antrag genaue Gesundheitsangaben machen. Wer sich mit Rückenschmerzen herumplagt, Allergien hat oder regelmäßig Medikamente einnimmt, muss einen Risikozuschlag zahlen oder mit Ausschlüssen rechnen.

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Werden die Anträge hingegen fehlerhaft ausgefüllt, kann die Versicherung ihre Leistung später anteilig kürzen oder sogar ganz verweigern. Wenn alles schief geht, hat man jahrelang Prämien gezahlt – und geht trotzdem im Leistungsfall leer aus. „Die Gesundheitsfragen lassen sich online durch Anklicken nur unzureichend beantworten“, warnt Risch im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung. Besser ist es folglich, den Rat eines Versicherungsfachmanns einzuholen.

Standardisierte Produkte sind eher Online-tauglich

Eher für den Online-Abschluss sind Policen geeignet, die weitestgehend standardisiert sind: etwa Kfz- oder Hausratversicherungen. Doch auch hier ist beim Versicherungsschutz per Mausklick Vorsicht geboten. So suggerieren viele Online-Anbieter, dass sie unabhängige Verbraucherportale wären. Das ist mitnichten der Fall.

Die meisten Vergleichsportale sind als Versicherungsmakler oder -vertreter notiert und kassieren folglich für jeden abgeschlossenen Vertrag Courtage oder Provision. Die Anbieter lassen sich den Abschluss übers Internet einiges kosten – bis zu 100 Euro legen die Gesellschaften für eine einzige Kfz-Versicherung auf den Tisch. Der Kunde zahlt die hohe Vergütung über seine Prämie mit.

Welche Tarife sind gelistet – und wie sieht das Finanzierungskonzept aus?

Die Ärzte-Zeitung gibt Tipps, worauf Kunden achten sollten, wenn sie tatsächlich Online eine Versicherung zeichnen. Dazu gehört die Angabe, welche Tarife von Versicherungsgesellschaften gelistet sind – und welche nicht. Auch sollten die Portale nicht nur den Preis vergleichen, sondern auch Bedingungen wie Vertragslaufzeit, Höhe der Selbstbeteiligung oder Ausschlussklauseln. Zudem sollte erkennbar sein, mit welchen Anbietern das Portal zusammenarbeitet und wie das Finanzierungskonzept aussieht.

Für Makler und Versicherungsvertreter muss es keineswegs von Nachteil sein, wenn die Kunden zunächst den Weg über ein Online-Portal gehen. Tatsächlich scheuen gerade bei komplexen Verträgen viel Abschlusswillige den Versicherungsvertrag per Mausklick.

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2011 kam eine Studie des Vergleichsportals „moneycompass.de“ zu dem Ergebnis, dass nur ein Viertel der Nutzer von Vergleichsportalen tatsächlich online abschließt. Viele Verbraucher informieren sich zunächst im Netz – um anschließend den persönlichen Kontakt zu einem Versicherungsfachmann zu suchen.

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