„Bestandsverwaltung in Perfektion“ so heißt es auf den Internetseiten des Softwarehauses Assapp. Mit Cloud-Verwaltungslösungen für Versicherungsmakler war das Unternehmen 2007 an den Start gegangen und hat nach unbestätigten Angaben rund 5.000 Anbindungen.

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Bereits im Februar hatte sich der Münchener Makler Tiado Hilmert auf der Online-Plattform munich-broker.de Luft gemacht und veröffentlichte den Schriftverkehr mit Assapp. Mit an Bord der, von diversen weiteren Maklern bestätigten, Vorfälle:

  • ein Bestellschein mit 0 Euro und Sternchen inklusive einmaliger Bereitstellungsgebühr von 99 Euro netto je ass-CRM-Benutzer
  • eine Aufforderung der Eintragung der Agenturnummern aller Versicherer
  • eine Kündigung nach Nichterfüllung der Eintragung der Agenturnummern die Rücknahme der Kündigung
  • eine Rechnung für nicht bestellte Produkte (ass-CRM ePost/DeMail Versandflatrate und ass-CRM ePost/DeMail Einrichtungspauschale im Wert von 218,37 Euro)
  • eine Mahnung
  • die endgültige Kündigung

Anfang Juni kamen im Internet vermehrt Beschwerden über oben beschriebene Geschäftspraktiken der Assapp AG aus Ettlingen auf. Moniert wurde dabei häufig die nicht ausreichende Transparenz im Vertrag. So war offenbar die Einrichtungspauschale, sowie die Jahresgebühr nicht klar dargelegt. Zudem seien wiederholt E-Post unaufgefordert und unbestellt in Rechnung gestellt worden. Viele Makler reklamierten die Unerreichbarkeit des Unternehmens. Weder per E-Mail, noch telefonisch seien Mitarbeiter erreichbar.

Vermehrte Beschwerden im Internet über Assapp

User A.Gieringer berichtete am 13.08.: „Ich habe mich schon gewundert, dass seit 3-4 Wochen kein einziges Firmenfahrzeug von ASSAP mehr auf den Firmenparkplätzen von ASSAP AG zu sehen ist. Ich halte es für unwahrscheinlich, daß eine serviceorientierte Firma wie ASSAP alle Mitarbeiter für 3-4 Wochen gleichzeitig in Urlaub schickt.“

Nun ist es also amtlich. Wie das Portal Procontra bestätigt, liegt beim Insolvenzgericht Karlsruhe ein Eigenantrag zwecks Durchführung eines Insolvenzverfahrens vor (G2 IN 750/13). So sei der Geschäftsbetrieb eingestellt und Vollstreckungsmaßnahmen leider nicht mehr möglich.

CRM-Funktionen funktionieren teilweise noch

Während einige Anwender bestätigten, dass die CRM-Funktionen noch funktionierten, konnten Andere diese Dienste seit einer Woche nicht mehr nutzen. Prinzipiell ist die komplette Auslagerung der Kundendaten in Verwaltungsprogramme auf Cloud-Basis gefährlich. Geht wie im Fall Assapp ein Unternehmen in die Insolvenz, sind alle Daten im Worst Case einfach weg. Deshalb sollten Makler mindestens eine Sicherung der Daten auf dem eigenen PC oder im Büro haben.

Die zuletzt an den Tag gelegte Praxis bei Assapp scheint unter Vorstand Marco Burkart kein Einzelfall zu sein. Burkart war bereits Geschäftsführer von mehreren Unternehmen. Dabei tummelten sich teltex, tellyoo und Genium Telecom im Bereich der Telekommunikation. Es wurden Handy-Verträge verkauft.

Pro7 überreicht „Fass ohne Boden“

Nur 13 km entfernt vom Assapp-Standort betrieb Burkart in Rheinstetten die Firma teltex. Auch als Mobilfunk-Händler machte Burkart keine gute Figur. So berichten mehrere Kunden in Foren, wie von Chip.de, von einer ähnlichen Geschäftskultur. So wurden unter anderem verspätet Mobilfunkgeräte geliefert und die Rückerstattung der Grundgebühren versprochen aber nicht vorgenommen. Auch war das Unternehmen über einen längeren Zeitraum weder telefonisch, noch per Mail zu erreichen. Über die Geschäftspraktiken der teltex berichtete seinerzeit das Pro7 Magazin Bizz und überreichte das „Fass ohne Boden“ (siehe Video).

Den Schlusspunkt setzte schließlich das Amtsgericht Baden-Baden. Im Juli 2005 wurde das Insolvenzeröffnungsverfahren eröffnet. Danach wurde das Unternehmen Assapp mit einem potentiell erfolgsversprechenden Ansatz aufgebaut.

Zumindest fragwürdig bleiben die Verbindungen zum Maklerpool Wifo. Hier ist Vater Karl Burkart Geschäftsführer. Zwar wurde die Wifo, nach Angaben von Assapp-Vorstand Michael Gerdes, mittlerweile als Kunde deklariert. Einen Beigeschmack hat die Kombination sicherlich.

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Etwaige Spekulationen im Netz über eine Verquickung der Familie Burkart mit der Immobiliengruppe S&K scheinen dagegen doch sehr weit hergeholt. Die S&K-Gruppe ist auch am WIFO Maklerpool beteiligt. Die S&K-Gruppe war wegen des Verdachts auf Untreue und das Betreiben eines Schneeballsystems ins Visier der Staatsanwaltschaft geraten (der Versicherungsbote berichtete: „Großrazzia bei Immobiliengruppe S&K wegen Schneeballsystem“).

ProContra

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