"Als die Vereinten Nationen am 11. Juli 1989 erstmals den Weltbevölkerungstag ausriefen, bewohnten rund fünf Milliarden Menschen unseren Planeten. Wenn sich dieser Tag am Donnerstag zum vierundzwanzigsten Mal jährt, sind es bereits deutlich mehr als sieben Milliarden - und ein Ende des Wachstums ist nicht in Sicht. Der schnelle Bevölkerungszuwachs findet hauptsächlich in den Schwellenländern statt. Nach Schätzungen der Weltbank wird die weltweite Mittelschicht mit einem Einkommen von mindestens 10 US-Dollar pro Tag sich zwischen den Jahren 2000 und 2030 fast verdreifachen. Rund 1,2 Milliarden Menschen werden dann zur Mittelschicht zählen und mehr als 90 Prozent davon werden in den jetzigen Schwellenländern leben. Dort werden wir daher in den nächsten Jahrzehnten eine Konsumrevolution beobachten, wie sie in den westlichen Industriegesellschaften längst nicht mehr vorstellbar ist. Unternehmen, die die neue Nachfrage gezielt bedienen, haben auf Sicht der nächsten Jahre enorme Wachstums- und Ertragschancen, an denen Anleger teilhaben können.

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Wachsender Wohlstand verändert Ernährungsgewohnheiten

Bis zum Jahr 2030 wird die globale Nachfrage nach Lebensmitteln um 50 Prozent zunehmen, schätzt die Weltbank. Dieser Anstieg hängt jedoch nicht nur mit dem Bevölkerungswachstum zusammen, sondern auch mit den sich ändernden Ernährungsgewohnheiten. Bereits heute profitieren Konglomerate wie der Fleischverarbeiter Brasil Foods und der Milcherzeuger China Mengniu von der steigenden Nachfrage nach ihren Produkten. Führt man sich vor Augen, dass die Herstellung von einem Kilogramm Fleisch die siebenfache Menge an Getreide erfordert, wird deutlich, welche Chancen sich Düngemittelherstellern wie Potash Corp, Uralkali, Industries Qatar oder Mosaic bieten. Der Konzern Nestlé profitiert zudem davon, dass die Menschen in Schwellenländern auch bei Süßigkeiten immer mehr auf den Geschmack kommen. Auch lokale Gegebenheiten sorgen für ganz bestimmte Verbraucherbedürfnisse: Wegen des oftmals noch vorherrschenden Mangels an sauberem Trinkwasser ist etwa der Verbrauch an abgefülltem Mineralwasser in Ländern wie Brasilien oder Mexiko besonders hoch. Davon profitieren Unternehmen wie Danone, der Weltmarktführer in diesem Bereich. Zudem steigt der Konsum von Softdrinks und Bier in Schwellenländern. Das treibt die Umsätze multinationaler Großkonzerne wie Coca Cola, Diageo oder Grupo Modelo. Aber auch lokale Firmen wie Nigerian Breweries profitieren, denn die aufstrebende Mittelschicht Afrikas verlangt immer mehr nach Markenbier, statt selbst zu brauen.

Kosmetik, Autos und andere Konsumwünsche

Interessant ist ebenso das Konsumverhalten von Frauen in der globalen Mittelschicht mit Blick auf Kosmetik. Brasilien ist bereits der weltweit drittgrößte Markt für Makeup, Düfte und Pflegeprodukte. Natura Cosmeticos und Genomma International gehören zu den führenden dortigen Unternehmen. Immer mehr Menschen in den Schwellenländern sind mittlerweile auch in der Lage, sich eigene Fahrzeuge zu kaufen oder durch Kredite zu finanzieren. Ganz besonders in China profitieren davon auch westeuropäische Autohersteller wie BMW oder Volkswagen, aber auch deren heimische Partner wie etwa Brilliance China Automotive Holdings. Höhere Einkommen bedeuten immer auch eine wachsende Nachfrage nach Hightech- und Elektroartikeln. Hier ist der chinesische Einzelhändler Gome gut aufgestellt. Und dann ist da noch das Internet: Die Internet-Abdeckung im Reich der Mitte dürfte noch in diesem Jahr die 50-Prozent-Marke überschreiten. Das bietet wiederum nicht nur Smartphone- und Tabletcomputerherstellern großes Wachstumspotenzial, sondern auch sozialen Netzwerken mit einer breiten Produktpipeline wie Tencent.

Neue Märkte in alternden Industrieländern

Ein weiteres großes Demografiethema ist die zunehmende Überalterung der Gesellschaft - vor allem in den Industrieländern. Dadurch bedingt, und auch wegen der zunehmenden Zahl an chronischen Erkrankungen infolge des steigenden Wohlstands, nimmt die Nachfrage nach Medikamenten zu. Im Jahr 2016 werden die jährlichen Ausgaben dafür bei rund 1,2 Billionen US-Dollar liegen. Auch die Nachfrage nach Freizeitangeboten in westlichen Gesellschaften wird zusehends durch die Verschiebungen in der Altersstruktur geprägt. Kreuzfahrtgesellschaften wie Carnival haben hier besonders gute Aussichten, zumal der Markt unter wenigen Anbietern verteilt ist und den Betreibern entsprechende Preissetzungsmacht verleiht.
Die globale demografische Entwicklung ist einer der wichtigsten Treiber der Weltwirtschaft. Kein langfristig orientierter Anleger kann sich leisten, diese Trends zu ignorieren. Hinzu kommt: Ein Portfolio aus Unternehmen, die von demografischen Entwicklungen profitieren, ist weniger abhängig von Konjunkturzyklen und damit weniger schwankungsanfällig als der breite Aktienmarkt."

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Nicola Stafford ist Managerin des Fidelity Global Demographics Fund (ISIN: LU0528227936).

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