Bei den Gesamtkosten der Naturkatastrophen gab es 2012 eine Entspannung. Im Jahr zuvor hatte der finanzielle Schaden dank schwerer Ereignisse wie den Erdbeben in Japan und Neuseeland mit 400 Milliarden Dollar deutlich höher gelegen, wie die Munich Re in einer Bilanz am Donnerstag mitteilte. Ein positives Fazit will der weltgrößte Rückversicherer dennoch nicht ziehen – auch deshalb, weil viele Katastrophen durch eine bessere Vorsorge hätten abgemildert werden können.

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Der Anteil der versicherten Schäden an der Gesamtschadenssumme betrug rund 65 Milliarden Dollar – für einen Großteil der Verwüstungen bestand somit keine finanzielle Absicherung durch einen privaten Anbieter. 90 Prozent aller versicherten Schäden entfielen ebenfalls auf die USA.

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Hurrikan Sandy verursachte den größten finanziellen Schaden

Allein der Hurrikan Sandy hatte im Herbst 2012 einen volkswirtschaftlichen Schaden von voraussichtlich 50 Milliarden Dollar und einen versicherten Schaden von 25 Milliarden Dollar verursacht und war damit Rekordhalter des Jahres. Sandy traf am 29. Oktober südlich von New York bei Atlantic City auf die US-Ostküste. Die Spitzengeschwindigkeiten betrugen zu diesem Zeitpunkt zwar nur noch 150 km/h. Jedoch war der Sturm mit einem Durchmesser von 1800 Kilometern außergewöhnlich breit – anderthalb mal so groß wie der Bundesstaat Texas –, so dass sich die Schäden auf ein riesiges Gebiet erstreckten. Den schwersten Schaden richtete aber die anschließende Sturmflut an, die mit einer Springflut zusammentraf und in New York U-Bahntunnel sowie wichtige Verbindungsstraßen überflutete.

„Die hohen Schäden durch Wetterkatastrophen in den USA haben gezeigt, dass stärkere Anstrengungen zur Schadenprävention nötig sind“, sagte Munich Re-Vorstandsmitglied Torsten Jeworrek. „Es wäre mit Sicherheit möglich, Ballungsräume wie New York besser vor den Folgen von Sturmfluten zu schützen. Dies wäre volkswirtschaftlich sinnvoll, und Versicherer könnten eine geringere Schadenanfälligkeit auch bei der Preisgestaltung berücksichtigen.“ Unter anderem zeigte sich die Infrastruktur anfällig für derartige Katastrophen. Sandy hatte zuvor bereits in den Karibik-Staaten einen großen Schaden angerichtet.

Dürre in den USA kostet 20 Milliarden Dollar Ernteausfall

Das zweite große Schadenereignis des Jahres war die Dürre in den USA, die den ganzen Sommer in der so genannten Kornkammer des Landes im Mittleren Westen und benachbarten Bundesstaaten herrschte. Dort wird der Großteil der wichtigsten landwirtschaftlichen Kulturpflanzen der USA – Mais und Soja – angebaut. In den USA war 2012 bis November das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1895. Auch die für Juni und Juli erhofften üblichen Regenfälle blieben weitgehend aus. Eine schlimmere Dürre mit entsprechenden Folgen für die Ernte gab es nur in den so genannten „Dust Bowl“-Jahren 1934 bis 1936. Insgesamt war fast die Hälfte der gesamten Agrar-Anbaufläche der USA 2012 von der Dürre betroffen. Die in der Landwirtschaft entstandenen Schäden durch Ernteausfälle in den USA lagen im Gesamtjahr 2012 bei etwa 20 Milliarden US-Dollar, wovon rund 15-17 Milliarden Dollar durch die von Privatwirtschaft und Staat getragenen Mehrgefahren-Ernteversicherung entschädigt werden.

„Diese beiden Naturkatastrophen belegen eindrucksvoll, mit welchen Ereignissen wir künftig häufiger rechnen müssen“, sagte Höppe. „Natürlich lassen sich einzelne Ereignisse nicht auf den Klimawandel zurückführen, sie wären isoliert gesehen auch ohne ihn möglich. Aber viele Studien gehen für die Zukunft von mehr sommerlichen Dürreperioden in Nordamerika aus, und auch folgenreiche Wirbelstürme relativ weit im Norden der US-Ostküste dürften langfristig wahrscheinlicher werden. Der durch den Klimawandel verursachte Meeresspiegelanstieg wird die Sturmflutrisiken zusätzlich erhöhen. Und da bei den internationalen Klimaverhandlungen – wie zuletzt in Doha – überhaupt keine Fortschritte absehbar sind, ist die Anpassung an diese Gefährdungen mit entsprechenden Schutzmaßnahmen unbedingt nötig.“

9500 Menschen verloren weltweit durch Naturkatastrophen ihr Leben

Rund 9500 Menschen kamen im vergangenen Jahr bei Naturkatastrophen ums Leben. Im Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre waren es 106.000. Der Grund für die relativ „geringe“ Opferzahl: 2012 ereigneten sich wenige gravierende Naturkatastrophen in Schwellen- und Entwicklungsländern, wo Naturkatastrophen meist viel schwerwiegendere humanitäre Folgen haben.

In der Region Asien/Pazifik ereigneten sich 2012 deutlich weniger folgenschwere Naturkatastrophen, nachdem im Vorjahr insbesondere die schweren Erdbeben von Japan und Neuseeland die weltweite Schadenstatistik geprägt hatten. Im Dezember kamen auf den Philippinen beim Taifun Bopha über 1000 Menschen ums Leben, viele gelten noch als vermisst. Dieser Sturm war damit die Naturkatastrophe des Jahres mit den schlimmsten humanitären Folgen, während aufgrund der geringen Versicherungsdichte die versicherten Schäden unbedeutend waren.

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In Europa waren zwei Erdbeben in der italienischen Region Emilia Romagna im Mai die teuersten Ereignisse. Von Mai bis Juli wurde in der Region östlich der Stadt Modena, einem moderat erdbebengefährdeten Gebiet, eine ganze Serie von Erdstößen registriert. Die schwersten Beben mit Magnituden von 5,9 und 5,8 ereigneten sich am 20. und am 29. Mai. In der Region wurden zahlreiche Gebäude, darunter viele kulturhistorisch bedeutsame Bauten, zerstört. In den vielen kleineren Gewerbegebieten der ländlichen Region wurden viele Betriebe beschädigt. Der Gesamtschaden aus beiden Beben beträgt rund 16 Milliarden US-Dollar, der versicherte Schaden 1,6 Milliarden Dollar.

Munich Re

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