Ende letzten Jahres setzte die Bundesregierung die ‚Fokusgruppe Altersvorsorge‘ ein. Deren Ziel: Private Altersvorsorge soll attraktiver werden (Versicherungsbote berichtete).

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Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv), selbst einer der Teilnehmer der Fokusgruppe, bezog zu den vorgelegten Empfehlungen Stellung. Darin heißt es, die Fokusgruppe empfehle nicht die „dringend nötige grundlegende Reform, sondern hält am maroden System fest.“ Die Gruppe entschied sich mehrheitlich gegen die Einführung eines öffentlich organisierten Vorsorgefonds (Versicherungsbote berichtete). Die Chance auf eine grundlegende Reform werde so verpasst, so der vzbv.

„Die Empfehlungen der Kommission sind enttäuschend. Es braucht einen öffentlich verwalteten Fonds, der breit diversifiziert das Geld der Verbraucher*innen in Aktien anlegt – verlässlich und ohne unnötige Kosten und Gebühren. Die private Altersvorsorge muss Sparer*innen eine hohe ergänzende Rente zur gesetzlichen Rente ermöglichen. Trotz des Problembewusstseins hatte die Fokusgruppe keine Kraft für einen Reformvorschlag, der Verbraucher*innen eine grundlegende Verbesserung bringt.
Aus Sicht des vzbv untragbar ist die Empfehlung der Fokusgruppe, dass Versicherungsunternehmen den Sparer*innen für ihre Zusatzrenten weniger Geld auszahlen können sollen, als sie eingezahlt haben. So sinnvoll ein solcher Garantieverzicht bei Fondssparplänen ist, bei Versicherungsprodukten hätten Verbraucher*innen das Nachsehen“, so vzbv-Vorständin Ramona Pop.

Auch Dorothea Mohn, Leiterin des Teams Finanzmarkt beim Verbraucherzentrale Bundesverband und selbst Mitglied der ‚Fokusgruppe Altersvorsorge‘, hadert mit den Ergebnissen. Mehr Risiko zu wagen, sei bei Fonds sinnvoll, so Mohn. Nicht aber bei Angeboten von Versicherungen. Die müssen laut Empfehlungen der Fokusgruppe nur noch 80 Prozent der Beiträge garantieren. „Das ist für Verbraucher schädlich, weil es weder höhere Renditen noch niedrigere Kosten sicherstellt", sagte Mohn der Süddeutschen Zeitung.
Gegenüber dieser Zeitung erklärte Mohn auch, warum sie gegen die Pläne einer Vergleichsplattform für Altersvorsorge-Produkte ist: Beim Abschluss von Vorsorgeverträgen würden die Menschen meist ihrem Vermittler vertrauen. „Verkauft werden konsequent die teureren Produkte, weil es dafür am meisten Provision gibt“, zitiert die SZ Dorothea Mohn.
Wirklich helfen würde aus ihrer Sicht nur ein öffentlich verantworteter Fonds, der mit geringen Kosten belastet ist.

Ganz ähnlich äußerte sich Niels Nauhauser, Abteilungsleiter Altersvorsorge bei der Verbraucherzentrale Baden-Würrtemberg, auf seinem Twitter-Account. Eine Absenkung der Garantien sei zwar theoretisch gut - praktisch aber gefährlich, so Nauhauser. Man müsse sich die Performance von Laufzeit- und Garantiefonds anschauen. Den Vorschlag der Fokusgruppe, ein Vergleichsportal für private Altersvorsorge-Produkte einzuführen, scheint Nauhauser für wenig praxistauglich zu halten: „Die Angebote entziehen sich der Vergleichbarkeit. Ist kompliziert…“, so der Verbraucherschützer. Dass höhere Einzahlungen auch mehr Förderung erhalten sollen, findet Nauhauser ebenfalls nicht gut: „Damit wird nur mehr Provision kassiert.“

Dieser Standpunkt darf allerdings nicht überraschen. Denn bereits vor Start der Fokusgruppe sprach sich der vzbv dafür aus, von der Förderung privater Altersvorsorge für Geringverdiener abzukehren (Versicherungsbote berichtete).

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Nauhauser zieht folgendes Fazit: „Gut gemeint, aber die Reform wird absehbar die Probleme der Verbraucher nicht lösen.“ Weiter schreibt der Verbraucherschützer, dass das Scheitern der Riester-Rente „DAS Thema“ in der Verbraucherberatung zur Altersvorsorge sei. Die Lösung lautet aus seiner Sicht: Standardprodukt. Doch das sei nicht in Sicht.

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