Same procedure as every year: Schon seit 2010 gibt die Deutsche Angestellten Krankenkasse (DAK) eine Studie zur „Angst vor Krankheiten“ in Auftrag. Dieses Mal ging der Auftrag ans Forsa-Institut: Rund 1.000 Menschen konnten für eine Onlineumfrage gewonnen werden. Diese sollten Fragen darüber beantworten, welche Erkrankung sie am meisten fürchten. Auch sollte der eigene Gesundheitszustand eingeschätzt werden. Ebenso wurde erfragt, wie sich die Menschen fit halten.

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Covid-19 war 2020 nur auf Rang sieben

Eine Krankheit ist seit Jahren deutlicher Sieger der Studie. Denn 72 Prozent der Befragten gaben an, sich vor einer möglichen Krebserkrankung zu fürchten. Dahinter folgen – mit Abstand trotz möglicher Mehrfachnennung – die Angst vor Alzheimer/ Demenz sowie die Angst vor Unfällen mit schweren Verletzungen. Beide bringen es auf 55 Prozent Nennungen. Zudem fürchten 51 Prozent der Befragten einen Schlaganfall und 47 Prozent einen Herzinfarkt.

Die Angst vor Covid-19 hingegen schien zumindest im Oktober 2020 unter dem Umfrageteilnehmern weniger ausgeprägt: Den Coronavirus fürchteten nur 37 Prozent der Befragten.

Die Rangliste der meist-gefürchteten Krankheiten

Die Rangliste der meist-gefürchteten Krankheiten in Deutschland sieht laut DAK-Umfrage wie folgt aus (bei möglichen Mehrfachnennungen):

Vor diesen Krankheiten haben die Deutschen 2020 am meisten Angst.Forsa-Institut im Auftrag der DAK-Gesundheit










Der „König“ der Krankheiten liegt erneut vorn

Krebs bleibt damit in der Wahrnehmung der Menschen der „König der Krankheiten“ – so ein Buchtitel des Bestseller-Autors Siddharta Mukherjee. Und dies ist keineswegs unbegründet: Rund 500.000 Neuerkrankungen gibt es jährlich in Deutschland. Auch gilt Krebs als bedeutendste Todesursache in den mittleren Lebensjahren. Plötzliche und unerwartete Schicksalsschläge aufgrund schwerer Krankheit werden also häufig durch Krebs ausgelöst.

Lungenkrebs die häufigste Krebs-Todesursache

239.591 Menschen starben in 2019 an Krebs. Laut Statistik ist der Lungenkrebs die tückischste der Krebsarten – an Lungen- und Bronchialkrebs starben 44.847 Menschen (18,7 Prozent). Rang zwei der Todesarten durch Krebs nimmt der Bauchspeicheldrüsenkrebs ein mit 19.222 Sterbefällen (8,0 Prozent).

Und auf Rang drei der häufigsten Sterbefälle durch Krebs in 2019 liegt der Brustdrüsenkrebs – dieser kostete 18.712 Menschen das Leben (7,8 Prozent):

Sterbefälle durch Krebs in 2019@Destatis












Rund drei Millionen Demenzkranke erwartet

Die Angst vor Demenz im Alter ist ebenfalls gut begründet.Schon heute leiden laut Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fast 1,6 Millionen Deutsche an Demenz. Pro Jahr kommen rund 300.000 Neuerkrankungen hinzu. Da aber die Lebenserwartung konstant ansteigt und damit auch die Zahl hoch- und höchstbetagter Seniorinnen und Senioren zunimmt, werden in Zukunft auch immer mehr Menschen von Demenz bedroht sein. So rechnet das BMBF mit rund drei Millionen Demenzkranken in 2050.

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Haushaltsunfälle nicht zu unterschätzen

Wie berechtigt aber ist die Furcht vor weiteren Krankheiten, vor denen die Deutschen laut DAK-Studie Angst haben? Die Furcht vor Unfällen ist in der Wahrnehmung vieler insbesondere durch Verkehrsunfälle präsent – 3.059 Menschen sind in 2019 bei Unfällen im Straßenverkehr ums Leben gekommen. Wenngleich man das Risiko nicht unterschätzen darf, sind die Zahlen seit Jahren rückläufig – noch nie seit Beginn der Verkehrstoten-Statistik vor 62 Jahren gab es so wenige Verkehrstote. Allerdings ist die Zahl der Menschen hoch, die im Straßenverkehr verletzt wurden – sie lag in 2019 bei 384.000 Personen. Davon waren 65.244 Personen schwerverletzt. Für viele bedeutet ein solches Schicksal eine lange Liegezeit im Krankenhaus, einen Verlust von Einkommen und Rentenansprüchen sowie eine langzeitige Reha- Therapie.

Doch nicht nur durch den Verkehr drohen Unfallgefahren. Destatis hat eine statistische Tabelle veröffentlicht, in der die Anzahl von tödlichen Unfällen des Jahres 2019 nach Altersgruppen und Unfallart aufgeschlüsselt ist. Insbesondere bei Menschen ab 65 Jahre zeigt sich ein hohes Risiko für häusliche Unfälle:

Sterbefälle nach Unfallkategorien in 2019.@Destatis












Aber auch in den Altersgruppen ab 35 Jahre sollte diese Gefahr nicht unterschätzt werden: Insgesamt 956 Menschen im Alter zwischen 35 und 65 Jahren starben in 2019 an den Folgen eines häuslichen Unfalls.

Durch schwere Erkrankungen drohen ernste finanzielle Folgen

Freilich: Statistiken zu Todesursachen sagen viel darüber aus, welches Risiko von einer Krankheit oder einem Unfall ausgeht. Ein Problem allerdings wird dadurch nicht veranschaulicht. Denn auch, wenn ein Unfall oder eine Krankheit nicht zum Tode führen, drohen für Betroffene und Familien ernste finanzielle Folgen.

Beispielhaft zeigt sich dies an Krebserkrankungen: Die Hälfte der jährlichen Neuerkrankungen gilt laut Deutschem Krebsforschungszentrum mittlerweile als heilbar (Versicherungsbote berichtete). Durch einen Tumor können jedoch hohe Einkommensverluste entstehen – zum Beispiel durch Berufsunfähigkeit aufgrund langdauernder Krebstherapien. Auch drohen durch schwere Erkrankungen Zusatzkosten – für notwendige Umbauten der Wohnung oder des Hauses, für Therapien, für medizinische Hilfsmittel. Hinzu kommen drohende Kosten bei Pflegebedürftigkeit.

Zwar können bei Pflegebedürftigkeit Leistungen der Pflegeversicherung bezogen werden – Pflegegeld, Sachleistungen, die Versorgung durch einen ambulanten Pflegedienst oder als stationäre Leistung. Bei Unterbringung in einer Pflegeeinrichtung aber drohen hohe Eigenanteile – mittlerweile ein Armutsrisiko (Versicherungsbote berichtete). Diese können aufgrund des so genannten „Elternunterhalts“ sogar zur finanziellen Belastung der leiblichen Kinder werden (Versicherungsbote berichtete).

Junge Menschen mit großer Furcht vor psychischen Erkrankungen

In diesem Kontext sollte auch ein weiteres Ergebnis der DAK-Studie hellhörig machen: Mit 48 Prozent fürchten jüngere Menschen (zwischen 14 und 29 Jahren) auffallend häufig psychische Erkrankungen. Hingegen sind es in der Altersgruppe über 60 Jahre nur 23 Prozent, die eine psychische Erkrankung fürchten. Die Furcht jüngerer Menschen ist berechtigt, wie Zahlen der Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) zeigen: Fast die Hälfte aller Leistungsfälle, die heutzutage zur Beziehung einer BU-Rente führen, werden durch psychische Erkrankungen ausgelöst (Versicherungsbote berichtete). Die Ergebnisse der DAK-Studie sind auf der Webseite der Krankenkasse abrufbar.

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