Versicherungsbote: Herr Roß, wie hat sich Ihre Arbeit in den letzten Monaten durch Corona geändert?

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Jan Roß: Wie überall in der Branche gab es auch bei uns einen Schub ins Digitale. Konkret haben Webinare und Videokonferenzen stark zugenommen. Das bedeutet aber auch, dass die Wertschätzung für den persönlichen Kontakt zu Menschen zugenommen hat. Es ist einfach phänomenal wieder mit echten Menschen auf Veranstaltungen wie dieser in Kontakt zu kommen. Durch das digitale Arbeiten sind viele Wege überflüssig geworden. Das wird wohl auch nach der Krise so bleiben.

Gesparte Wege… da klingt schon ein wenig Nachhaltigkeit mit, was uns zu Ihrem Vortrag bringt: ‚Nachhaltigkeit stellt Garantien auf den Kopf‘. Was meinen Sie damit?

In einer Umfrage haben wir festgestellt, dass junge Kunden Interesse an Nachhaltiger Geldanlage haben. In derselben Kundengruppe ist aber das Verlangen nach Garantien weitaus geringer ausgeprägt. Da drehen sich gerade Verhältnisse. Dennoch wissen wir natürlich, dass es auch weiterhin Kunden geben wird, denen Garantien in der Altersvorsorge wichtig sind. Das geht aber auf Kosten der Rendite. Bei nachhaltigen Geldanlagen sind die Kosten viel geringer und mit ihnen lässt sich auch Rendite erwirtschaften. Das ist eine wichtige Botschaft an alle Vermittler, die ja ab 2021 Nachhaltigkeitspräferenzen ihrer Kunden abfragen müssen.

Sind Makler denn darauf vorbereitet?

Sie sollten es unbedingt tun. Als Versicherer können wir das ja nicht kontrollieren. Aber wir schaffen Angebote und fördern den Austausch der Makler untereinander. Die Vermittler brauchen Antworten, wenn Kunden fragen: ‚Hast Du das auch in nachhaltig‘. Die Zeiten, in denen Vermittler einfach die Hochglanz-Prospekte der Versicherer weiterreichen, sind vorbei. Es ist wichtig, mit den Kunden in Dialog zu treten, Fragen zu stellen und auf Basis der Antworten die richtige Lösung zu finden.

Dennoch fehlen derzeit einheitliche ESG-Standards. Ist hier der Gesetzgeber gefordert?

Ich bin sehr für einheitliche Regeln, die aber auch kein enges Korsett sein dürfen. Ziel muss es sein, sogenanntes ‚Greenwashing‘ zu verhindern. Als weltweit tätiger Versicherer und Investor trägt Zurich sehr viel Verantwortung für die Gesellschaft. Diesem Anspruch woleln wir auch gerecht werden und widmen uns sehr intensiv den Themen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung.

Ein Thema, das Makler auch sehr beschäftigt, sind ihre eigenen Verdienstmöglichkeiten. Ihre Sicht darauf?

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Flexibilität wird ganz entscheidend für den Erfolg von Maklern sein. Ich glaube, dass es klug ist, auf verschiedene Vergütungsmodelle zu setzen. Allerdings ergeben sich bei den unterschiedlichen Modellen auch Anschlussfragen. Und nicht zu vergessen: Auch regulatorische Eingriffe seitens der Politik sind zu befürchten.

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