Wie Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit mit den aktuellen Themen Niedrigzins und Regulatorik umgehen, präsentierte Dr. Herbert Schneidemann, Bayerische Beamten Lebensversicherung. Vor allem für kleinere und mittlere Versicherer führt die zunehmende Regulierung innerhalb der Assekuranz zu einer schwierigen Situation, da sie Ressourcen bindet und durch die stetig sinkenden Zinsmargen der Kostendruck gleichzeitig steigt. Auch auf die Personalsituation hat dies Auswirkungen, da die Bereiche Aktuariat und Risikomanagement ausgebaut werden müssen. Auch die ALLCURA steht als kleiner Versicherer vor den Herausforderungen, die Anforderungen der Regulatorik zu bedienen. Johannes Pohl-Grund (ALLCURA) stellte vor, welche Pflichten die ALLCURA als kleiner Versicherer auch nach Berücksichtigung der Proportionalität noch zu erfüllen hat. Seiner Meinung nach sind die Erleichterungen der BaFin (z. B. Partialbefreiung von Quartalsberichten) zwar sinnvoll, doch teilweise so kompliziert oder ungenau formuliert, dass sie die Arbeit nicht wirklich vereinfachen.

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Einen besonderen Platz nahm bei der Fachkonferenz das Thema Nachhaltigkeit ein. Pamela Schuermans, EIOPA, betonte zwar, dass Nachhaltigkeit kein typisches Thema für Regulatoren sei, die EIOPA sich aber trotzdem intensiv damit beschäftige. Zentrale Frage dabei sei, wie Versicherer versuchen können, ihr Geschäft zukunftsfähig zu gestalten und welche konkreten Maßnahmen dabei langfristig helfen. Die EIOPA will mit ihren Bestrebungen sicherstellen, dass die Assekuranz bspw. auf den Klimawandel eingestellt ist und die entstehenden Risiken auch für andere Branchen vordenkt. Mit der Kompetenz, Risiken zu kalkulieren und Szenarien zu modellieren, sei die Versicherungswirtschaft dazu bestens geeignet. Dies könne für die Versicherer langfristig auch zu einem strategischen Vorteil gegenüber anderen Branchen werden.

Wie Nachhaltigkeit konkret in Unternehmen umgesetzt werden kann, stellte Stephan Bongwald, Barmenia Versicherungen, vor. Der Versicherer ist schon seit einigen Jahren dabei, Nachhaltigkeit im Unternehmen zu verankern. Die Bereiche wirtschaftliches Handeln, soziale Verantwortung und Umweltbewusstsein stehen dabei gleichberechtigt nebeneinander. Im Bereich Kapitalanlage hat sich die Barmenia beispielsweise zu den „Principles of Responsible Investments“ (PRI) bekannt und Ausschlusskriterien für Staaten und Unternehmen definiert, die nicht das Werteverständnis der Barmenia erfüllen (wie z. B. Verstöße gegen die Menschenrechte, Einschränkung der Pressefreiheit usw.). Umwelt- und Arbeitnehmerbelange wurden durch eine Zertifizierung als vertrauensvoller Arbeitgeber sowie CO2-Neutralität berücksichtigt. In allen drei Bereichen entstanden so im Laufe der vergangenen Jahre zahlreiche Maßnahmen, die Barmenia nachhaltiger zu gestalten. Bongwald betonte, dass nur eine ganzheitliche Betrachtung und Transparenz dem Thema gerecht werden und Nachhaltigkeit langfristig „nur im gesellschaftlichen Konsens“ funktioniere. Dass auch die EU dies erkannt hat, erwähnt Florian Sommer, Union Investment Institutional, in seinem Vortrag, in dem er unter anderem die Status aktueller regulatorischen Maßnahmen auf EU-Ebene vorstellte.

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Auf der Fachkonferenz „Finanzen & Risikomanagement“ wurde weiterhin zu Rechnungslegung nach IFRS 17, Solvency II – Säule 1, dem Management operationeller und regulatorischer Risiken sowie aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen der Kapitalanlage diskutiert. Als Fazit der Veranstaltung lässt sich festhalten, dass sowohl die regulatorischen Anforderungen als auch der anhaltende Niedrigzins Versicherer weiterhin fordern. Da eine Lösung dieser Probleme nicht in Sicht ist, gilt es, pragmatische Lösungsansätze zu entwickeln, die sich mit überschaubarem Aufwand realisieren lassen, die Anforderungen der Aufsicht erfüllen und darüber hinaus möglichst einen Mehrwert für die Versicherungsunternehmen schaffen.