Als die Polizei am 7. Oktober 2017 zu einem Brand in Leipzig Meusdorf gerufen wurde, fanden sie ein Bild der Zerstörung vor. Die Wohnung und der Balkon im dritten Stock eines Mietshauses waren komplett ausgebrannt und die Fensterrahmen weggesprengt, so hieß es später im Polizeibericht. Einrichtungsgegenstände seien bis zur Rückseite des Hauses auf einen Spielplatz geschleudert worden, Glassplitter hätten noch in 100 Meter Entfernung gelegen, zahlreiche Autos vor dem Gebäude waren beschädigt. Die Ermittler standen zunächst vor einem Rätsel.

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Warum das Ausmaß der Zerstörung derart extrem war, zeigte sich im Laufe der Ermittlungen: der Brand war laut Polizei Folge einer schweren Explosion. Mit Hilfe von Brandbeschleunigern soll ein junger Mann ein Feuer in seiner Wohnung gelegt haben und das mit erheblichen Folgen. Durch Flammen, Rauch und Explosion wurden vier Personen zum Teil lebensgefährlich verletzt. 15 Wohnungen wurden zudem unbewohnbar, so dass die Mieter nicht in das Haus zurückkehren konnten. Der Sachschaden: mehr als eine Million Euro.

Anklage wegen versuchten Mordes und Betrugs

Nun wurde Anklage gegen den 29-jähren Bewohner der Brandwohnung erhoben, so berichtet die „Leipziger Volkszeitung“ am Freitag. Die Staatsanwaltschaft Leipzig wirft dem jungen Mann unter anderem versuchten Mord, besonders schwere Brandstiftung, Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion sowie versuchten Betrug vor. Denn nachdem die Staatsanwaltschaft lange nach einem möglichen Motiv für die Tat suchte, wurde sie fündig. Sehr wahrscheinlich hat der Mann allein deshalb Feuer gelegt, „um den entstandenen Schaden an den ihm gehörenden Einrichtungsgegenständen bei seiner Hausratversicherung geltend zu machen“, heißt es in der Anklageschrift.

„Die Anklage geht davon aus, dass der Angeschuldigte dabei zumindest billigend in Kauf nahm, dass die zu diesem Zeitpunkt im Haus befindlichen Personen infolge des Brandes und der Explosion tödliche Verletzungen erleiden können“, zitiert die LVZ die Staatsanwaltschaft. „Er agierte heimtückisch, mit gemeingefährlichen Mitteln und zur Ermöglichung einer anderen Straftat, weshalb er sich des versuchten Mordes schuldig gemacht hat.“

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Der Angeklagte äußerte sich nicht zu den Vorwürfen. Seit dem 24. Oktober sitzt der junge Mann bereits in Untersuchungshaft. Ihm droht im Falle einer Verurteilung eine lebenslange Haftstrafe.

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