Erneut sorgt ein Fall von Versicherungsbetrug bundesweit für Schlagzeilen. Mit fingierten Autounfällen soll eine Bande Rechtsschutz- und Kfz-Versicherungen massiv betrogen haben. Am Mittwoch hat vor dem Bonner Landgericht das Verfahren gegen die vermeintlichen Haupttäter begonnen: fünf Männer im Alter zwischen 34 und 62 Jahren. Über den Fall berichtet aktuell die Deutsche Presse-Agentur.

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102 fingierte Unfälle

Allein die schiere Zahl der Delikte lässt aufhorchen: in mehr als 102 Fällen sollen die Männer Unfälle vorgetäuscht haben, die nie stattgefunden haben. Dabei bedienten sich die Übeltäter eines einfachen Tricks. Mit einem Bildbearbeitungsprogramm sollen sie Fotos echter Autos derart manipuliert haben, dass es aussah, als seien sie bei einem Unfall beschädigt gewesen. Diese Fotos übergaben sie dann Gutachtern, die den Schaden schätzten und bei der Versicherung einreichten.

Wirklich zu Gesicht bekamen die Gutachter die Autos nicht. Das hat auch damit zu tun, dass die Schäden angeblich im Ausland stattgefunden haben sollen und es im Einzelfall um kleinere Summen ging: meist wurden 5.000 bis 15.000 Euro geltend gemacht. Sechs Jahre lang konnte die Bande so immer wieder Geld von Versicherern prellen, die der Bandenkopf dann an alle Mitglieder verteilt haben soll. Der Schaden wird auf 715.000 Euro geschätzt.

Phänomen Autobumser: Jeder zehnte Kfz-Schaden mit Auffälligkeiten

Es ist kein neues Phänomen, dass Banden gerade die Kfz-Versicherungs-Sparte ins Visier nehmen. Im Gegenteil: Nach Schätzungen des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) geht mittlerweile jeder zehnte Unfall gehe mittlerweile auf das Konto von Betrügern. Der dadurch entstehende Schaden wird auf 2 Milliarden Euro geschätzt. Und oft sollen sich dahinter professionell agierende Banden verbergen. Dabei gefährden die Kriminellen oft auch fremde Personen, wie das Phänomen „Autobumser“ zeigt.

Autobumser sind Betrüger, die absichtlich Unfälle provozieren, um dann die Versicherungssumme einstreichen zu können. Wer auf ein anderes Auto auffährt, ist in der Regel Schuld am Unfall. Und genau solche Momente machen sich Autobumser zu nutze, um an Geld zu kommen. Vor einer grünen Ampel bremsen sie plötzlich und unerwartet ab, so dass der Hintermann nur noch auffahren kann. Oder sie winken einen anderen Autofahrer in eine Parklücke, obwohl sie eigentlich Vorfahrt hätten. Dann fahren sie unerwartet doch los – und behaupten, der Fahrer habe ihnen die Vorfahrt genommen.

Sich nicht einschüchtern lassen

Genaue Fallzahlen, wie viele Menschen durch Autobumser geschädigt werden, gebe es nicht, berichtet das Bundeskriminalamt gegenüber dem MDR. Aber die Polizei würde vermehrt derartige Fälle beobachten, die Dunkelziffer ist hoch. Und oft würden sich eben Banden dahinter verbergen und keine Einzeltäter: die Autobumser kooperieren zum Beispiel mit Werkstätten oder Autohändlern, um das eigene Auto billig zu reparieren oder Teile weiterzuverkaufen.

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Betroffenen wird geraten, bei Verdachtsfällen die Polizei zu rufen, um eventuelle Auffälligkeiten anzuzeigen. Helfen könne es, den Unfall von allen Seiten zu fotografieren und sich Kennzeichen, Name und Adresse geben zu lassen. Auch sei es wichtig, sich nach dem Unfall nicht einschüchtern zu lassen und kein Schuldeingeständnis zu unterschreiben. Denn oft würden wie aus dem Nichts Zeugen auftauchen, die den Tathergang im Sinne des Täters stützen: auch deshalb agieren die Kriminellen in Banden.