Die Kosten für die Gesundheit in Deutschland steigen aus Sicht des Gesundheitsökonomen Jürgen Wasem von der Universität Duisburg-Essen schneller als die Einkommen der versicherungspflichtigen Beschäftigten, berichtet „Spiegel Online“. Laut Professor Wasem werden sich die Zusatzbeiträge, die die Kassenversicherten für ihren Gesundheitsschutz zu tragen haben, in den kommenden vier Jahren „mehr als verdoppeln“, heißt es in dem Bericht. Von derzeit 1,1 auf 2,4 Prozent steige der Zusatzbeitrag an. Dies sei mehr als die Kassen per Stand heute in ihren Berechnungen einkalkuliert hätten.

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Dem Gesundheitsfonds, über den Beiträge der Versicherten zunächst eingesammelt und dann an die Kassen weiterverteilt werden, fehlen Wasem Erkenntnissen zufolge derzeit Mittel in Höhe von 14,4 Milliarden Euro, berichtet das Nachrichtenmagazin. Für das Jahr 2020 sei laut der Analyse des Gesundheitsökonomen ein um mehr als 20 Milliarden vergrößerter Fehlbetrag zu erwarten. 36,7 Milliarden Euro. Nach derzeitiger Rechtslage müssen die Versicherten für die Mehrkosten der Krankenversorgung aufkommen. Entsprechend müssen die Kassen die Zusatzbeiträge erhöhen.

SPD-Experte Lauterbach: „Der große Kostenanstieg rollt erst an“

Bis zum vergangenen Jahr war der Zusatzbeitrag, den die Beschäftigten bekanntlich alleine tragen müssen, auf 0,9 Prozent des Bruttolohns gedeckelt. Seit diesem Jahr dürfen und müssen AOK, Barmer, DAK & Co Zusatzbeitrag buchstäblich nach ihrem Kassenbedarf erheben. Belassen es die meisten Kassen bei 0,9 plus 0,2 Aufschlag, so fallen etwa bei der DAK (offiziell DAK Gesundheit) seit Januar 0,6 Prozentpunkte Aufschlag ins Gewicht. Der Grund ist: Die DAK hat kassenintern eine „schlechtere“ Demografie, ältere, kränkere und einkommensschwächere Versicherte.

"Der große Kostenanstieg rollt erst an", warnt nach „Spiegel“-Informationen der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach. „Das Gesundheitssystem stehe vor wesentlich stärkeren Reformen als das Rentensystem.“ Weiter berichtet das Magazin von der Kritik des Instituts für Gesundheitsökonomik, das „mehr als ein Dutzend Gesundheitsgesetze“ von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) als „Flickwerk" bezeichne.

Dies habe Institutsdirektor Günter Neubauer gesagt. Und weiter: "Die Bemessungsgrundlage, bis zu der Einkommen zur Krankenversicherung herangezogen werden, könnte angehoben werden. Das würde eine wichtige Ungerechtigkeit beseitigen und die Einnahmen kurzfristig steigern". Zudem müssten aus Sicht der Experten die Arbeitgeber wieder mehr Beitragsanteil in die Kassen abführen. „Spiegel Online“ zitiert noch einmal den SPD-Gesundheitsexperten Lauterbach: „Die Kosten müssen fairer verteilt werden" und „wir müssen die Parität wieder einführen", fordere Lauterbach.

Anstieg der Zusatzbeiträge im Jahr 2016


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