Versicherungsbote: Herr Komander, in Verbindung mit den Telematik-Tarifen müssen Versicherte ein Gerät, ähnlich einer Blackbox, montieren. Wie hoch sind die Mietkosten für dieses Gerät pro Monat/Jahr?

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John-Sebastian Komander: Unsere Kunden brauchen keine Miete für das Gerät zu zahlen. Die Kosten für unseren OBD2-Stecker belaufen sich für uns auf rund 50 Euro einmalig. Diese Kosten werden komplett von der SIGNAL IDUNA übernommen. Bei Ende des AppDrive-Vertrags muss der Kunde den Stecker wieder zurück schicken.

Sind die Geräte zur reinen Aufzeichnung konzipiert oder sollen sie dem Fahrzeugführer im konkreten Fall Handlungsanweisungen geben? Sie könnten Fahrer beispielsweise zur Einhaltung der Höchstgeschwindigkeit auffordern.

Die App gibt dem Kunden Fahrtipps. Allerdings geschieht das nicht während der Fahrt selbst, sondern erst nach Abschluss. Es gibt also keine Handlungsanweisungen zur aktuellen Fahrsituation, da diese den Fahrer ablenken würden. Der Kunde kann, um sein Fahrverhalten selbst besser einschätzen zu können, einzelne Fahrten aufzeichnen. Nach Ende dieser Aufzeichnung,die der Kunde selbst starten und beenden muss, bekommt er die Scores für diese eine Fahrt angezeigt und Tipps, wie er Scores verbessern kann.

Der Gesamtscore, der sich auch auf die Höhe der Auszahlung auswirkt, wird aus allen Bewegungen des Autos gebildet. Die Aufzeichnung einzelner Fahrten ist daher nur eine Art Kontrolle für den Kunden selbst.

Wie hoch ist die maximale Ersparnis einer Versicherung im Telematik-Tarif?

Konkret in Euro lässt sich die maximale Ersparnis leider nicht abbilden, da sich diese an den gezahlten Beiträgen orientiert. Der Kunde kann, wenn er sämtliche mögliche Einsparungen bekommt, bis zu 40 Prozent zurückbekommen – bis zu 25 Prozent davon hängen von seinen eigenen Fahrleistungen ab. Je nach Höhe des Jahresbeitrages kann der Kunde also einige hundert Euro am Ende des Jahres zurück „erfahren“.

An welchen Kriterien wird diese Ersparnis gemessen?

AppDrive wertet drei Werte aus. Beschleunigungskraft, Bremskraft und Kurvengeschwindigkeit. Jeder dieser Werte bekommt einen eigenen Score – zusammen bilden sie einen Gesamtscore. Dieser wird in x/100 Punkten gemessen. Ab 50/100 Punkten spart der Kunde durch seine Fahrleistungen, ab 90/100 Punkten bekommt er das Maximum von 25 Prozent zurück erstattet. Ist der Kunde schlechter als 50/100 Punkte, bekommt er keine Rückzahlung – muss aber auch nichts nachzahlen.

Wann wird der Rabatt gewährt? Für das gefahrene oder das Folgejahr?

Der Rabatt wird einmal jährlich an den Kunden überwiesen. Zu einem Stichtag Ende September wird der Gesamtscore an SIGNAL IDUNA übermittelt, hieraus ergibt sich dann die Rückzahlung. Diese wird Anfang November an den Kunden überwiesen. Er bekommt die Rückzahlung also für das gefahrene Jahr bzw. anteilig für die Monate, die er AppDrive nutzt, falls er unterjährig eingestiegen ist.

Wie wird der Rabatt bei einem Versicherungswechsel gewährt?

Wenn der Kunde zu einer anderen Versicherung wechselt, bekommt er natürlich die Erstattung ausgezahlt, da sich die Ersparnis ja auf das zurückliegende Jahr bezieht und nicht auf das kommende.

Werden Versicherungsnehmer gegebenenfalls gekündigt wenn sie nicht "vorbildlich" fahren?

Nein. Im „schlimmsten“ Fall bekommen sie einfach keine Erstattung am Ende des Jahres und haben damit den vollen Beitrag bezahlt.

Die Zielgruppe junger Fahrer, ist statistisch betrachtet überdurchschnittlich oft in schwere Unfälle verwickelt. Böse Zungen könnten behaupten, dass diese Zielgruppe somit stärker zur Kasse gebeten wird. Kann an einer solchen Behauptung etwas dran sein?

Wir haben die Zielgruppe von AppDrive bewusst auf 17-30 Jahre beschränkt, um auch jungen Fahrern durch gutes Fahrverhalten niedrigere Kfz-Beiträge zu ermöglichen. Durch die Fahrtipps in der App und das Wissen, dass sich die Fahrweise auf die Ersparnis auswirken, hoffen wir natürlich, dass junge Fahrer bewusster und vorsichtiger unterwegs sind.

Kann der Datenschutz gewährleistet werden?

Der Schutz der Daten unserer Kunden wird bei SIGNAL IDUNA stets groß geschrieben, daher war uns wichtig, dass sämtliche Server, über die die AppDrive-Daten laufen, in Deutschland stehen und ISO-zertifiziert sind. Außerdem verfügt unser OBD2-Stecker nicht über GPS, so dass wir nicht sehen können (und wollen), wann und wo unser Kunde fährt. Ausgewertet werden lediglich die drei Werte Beschleunigungskraft, Bremskraft und Kurvengeschwindigkeit.

Wie werden Kunden- Daten behandelt? Wie werden die Daten gespeichert – lokal, über eine Cloud, …?

Die Daten werden im Stecker selbst gespeichert und per Bluetooth an die App übermittelt – diese gleicht sie dann mit den Daten auf einem TomTom-Server ab und sendet den entsprechenden Score zurück, den der Kunde in der App angezeigt bekommt. SIGNAL IDUNA bekommt in regelmäßigen Abständen die Gesamtscores der Kunden übermittelt und errechnet hieraus die Ersparnis für den Kunden.

Könnte es eine Art Blacklist für rasante Fahrer geben? Ist dies angedacht?

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Wir haben keine Liste und haben eine solche auch nicht für die Zukunft angedacht.

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